Sabine Wassermann - Das Zeichen des Ketzers

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.401 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chibi.

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    Der Roman spielt in Konstanz zur Zeit des Konzils. Dort ist Jan Hus wegen ketzerischer Reden angeklagt und soll zum Tode verurteilt werden. In diese turbulente Zeit und die vollgestopfte Stadt geraten die zwei ungleichen Brüder Alban und Martin. Martin ist als Söldner unterwegs und Alban versucht seinen heimlich verehrten Hus zu sehen. Die Wege der beiden kreuzen sich und fortan haben beide nicht nur mit ihren eigenen Problemen, sondern auch mit dem dunklen Geheimnis, das sie beide umgibt, zu kämpfen. Können sie wieder zueinander finden?


    Sabine Wassermann lässt die damalige Zeit, den Ort und die dort lebenden Menschen bildhaft auferstehen und lässt einen an den super recherchierten Geschehnissen teilhaben. Man fühlt sich als Teil der brodelnden Stadt und kann die Ungerechtigkeiten im und um den Prozess herum kaum fassen. Jan Hus bekommt ein Gesicht und man bewundert seine Standhaftigkeit, sieht aber auch seine verletzliche Seite. Man bekommt richtig das Gefühl, den Menschen kennenzulernen.


    Die Hauptpersonen aber sind natürlich Martin und Alban, deren beider Leben von Hus Präsenz beeinflusst werden. Alban, weil er ihn heimlich bewundert und dies sein Schicksal bestimmt, Martin einfach dadurch, dass er ihm begegnet und mit ihm spricht. Auf diese Weise, geschickt mit den historischen Ereignissen verwoben, fiebert man mit den beiden Brüdern mit, spürt sehr gut den Hass, den sie aufeinander haben, aber auch das spröde Band, das sie beide zusammenhält. Bis zum Ende bleibt die Spannung hoch und wird durch eine überraschende Erklärung der Ereignisse in der Vergangenheit aufgelöst.


    Auch eine Liebesgeschichte fehlt hier nicht und ist wunderbar und unaufdringlich erzählt. Man merkt richtig, wie schwer sich Martin tut und freut sich über die zarten Momente, denen unweigerlich Situationen folgen, die einen dazu anregen, Martin nur noch kräftig zu schütteln. Dies möchte man ebenso oft und gerne mit Alban tun, bei dem man lange nicht weiß, ob man ihn hassen oder bemitleiden soll. Personen, die man ganz sicher hassen darf, bekommt man aber auch geliefert. Grin


    Eine emotionale und spannende Geschichte, die mir viele schöne Lesestunden bereitet hat.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo liebe Leseratten.


    Mit Das Zeichen des Ketzers ist es Sabine Wasserman gelungen mich auch in dem Genre des Historischen Romans ganz für sie, als Autorin, zu begeistern. Authentisch und anhand einer sehr lebendigen Kulisse erleben wir die Zeit des großen Konzils zu Konstanz 1415. Entscheidungen sollen gefallen werden. Nicht zuletzt jene um den angeklagten Jan Hus, dessen angeblich so ketzerische Thesen dem hohen Klerus sowie der Obrigkeit schon länger ein Dorn im Auge ist. Durch die verknüpfte Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Brüder und verwebt mit den damaligen Prozessen um den öffentlichen Anhänger John Wyclifs werden wir mitten hinein in den Strudel dieser brechend vollen Stadt katapultiert, deren Gäste nicht nur ihre Familien und zahllose Söldner mit sich bringen. Überhaupt ist das Thema der Ehrenhaftigkeit hier groß geschrieben und wir merken schnell, dass längst nicht alles so ist, wie es eigentlich sein sollte.
    Parallel dazu taucht immer wieder die Frage auf, was es denn sein könnte, dass die beiden Brüder so auseinander treibt? Welche Bedeutung hat das Talent der Kalligraphie des einen und welche Auswirkung um die Kunst ein Schwert zu führen des anderen?
    Eine Geschichte um Menschlichkeit, Verachtung und Hohn. Traurig, erschreckend und sprudelnd lebendig zugleich. Ich einer sehr verständlichen und leicht zu lesenden Sprache, bei der auch die Liebe nicht zu kurz kommt.


    Ein Buch welches mir sehr angenehme Lesestunden bereiten konnte, und welches ich gerne weiterempfehle. Vor allem an Menschen, die gut recherchierte, historische Romane zu schätzen wissen.


    Auch von mir gibt es daher: 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach meinem doch länger dauernden Rezi-Tief hier jetzt auch endlich meine Meinung zu diesem Buch:


    Martin und Alban sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Martin als Söldner seinen Lebensunterhalt bestreitet, öfters mal eine große Klappe riskiert und insgesamt ein sehr rauhbeiniger Zeitgenosse ist, ist Alban Mönch, zurückhaltend, eher ängstlich und hat zu der Zeit nur ein wirkliches Laster: Er hängt den Lehren von Jan Hus an. Beide Brüder sind durch ein Geheimnis voneinander getrennt, dass sie beide nicht verwunden haben, worüber sie aber auch beide nicht reden können. Trotzdem begeben sie sich im Jahr 1415 zusammen nach Konstanz, zu dem Konzil, dass über Jan Hus und seine Lehren entscheiden soll...


    Das Buch zieht den Leser sofort in seinen Sog. Gleich das erste Kapitel katapultiert den Leser mitten ins Geschehen. Man befindet sich gleich im Jahre 1415, lernt gleich Martin kennen und kann das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Wie schon bei anderen Romanen von Sabine Wassermann, schafft es die Autorin ein lebendiges Bild der Zeit vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen und der Geschichte einen unwiderstehlichen Sog zu verpassen.


    Die Charaktere, hier v. a. Martin und Alban, sind sehr vielschichtig aufgebaut und während man sich in den ersten Kapiteln noch ganz klardaüber ist, wer die Sympathie erhält und wer nicht, ändert sich das im Laufe des Buches rapide. Beide Brüder offenbaren im Laufe des Buches überraschende Wendungen und entwickeln sich weiter. Das "Geheimnis" lüftet sich erst kurz vor Ende und hat zumindest bei mir auch für eine große Überraschung gesorgt! :breitgrins:


    Schön sind auch die Szenen, in denen ein Bild von Jan Hus gezeichnet wird und der Leser einen Teil von ihm, zumindest fiktiv, kennenlernen darf. Diese Abschnitte haben mir sehr gut gefallen. Gespickt mit noch Zusatzinformationen über das Konzil, den Ablauf etc., fand ich das alles sehr spannend.


    Hervorheben möchte ich hier auch das Glossar am Ende des Buches und das Nachwort der Autorin, dass auch noch mal hervorhebt, was Fakt und was Fiktion ist.


    Ein sehr gelungenes Buch, dass mir sehr gut gefallen hat und dass ich Fans von historischen Romanen nur weiter empfehlen kann!


    5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Ich habe "Das Zeichen des Ketzers" als ein sehr lebendiges, turbulentes Buch mit stellenweise geradezu actionfilmartiger Handlung empfunden. Wir werden in einen Strudel sich überstürzender Ereignisse im Konstanz des Jahres 1415 hineingezogen. Teils geht es sogar grotesk zu. Doch die Darstellung und Entwicklung der Hauptpersonen kommt dabei nicht zu kurz. Zwei Brüder: Martin der Söldner und Alban der Mönch, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, aber sich dennoch in einigem ähneln; die ein dunkles, unausgesprochenes Geheimnis aus der Vergangenheit voneinander trennt, die aber trotzdem nicht voneinander loskommen.


    Die Brüder sind zwei anfangs nicht sehr sympathische Hauptpersonen, die aber mehrere Facetten haben, und die beide im Lauf der Geschichte gewinnen. Ich persönlich fand Alban interessanter als Martin. Da ist auch noch Susanna, in die Martin sich verliebt, und mehrere Nebenfiguren, sowohl erfundene als auch echte historische Persönlichkeiten, die gelungen und lebendig geschildert werden. Auch eine richtige Haßfigur, einen Fiesling durch und durch gibt es im Buch.


    Die Ereignisse rund um das Konzil von Konstanz und die Verurteilung von Jan Hus führen die beiden Brüder auf einen Weg, an dessen Ende sie gelernt haben, daß man den Folgen seiner Handlungen nicht ausweichen kann und wie wichtig Vergebung für die eigene Freiheit ist. Martin muß die Schatten der Vergangenheit loswerden, um Susanna für sich zu gewinnen. Und Alban muß sich aus einer unheilvollen Abhängigkeit befreien.


    Beide Brüder werden auf diesem Weg durch das Beispiel von Jan Hus´ Standfestigkeit und persönlicher Integrität beeinflußt, dem beide Brüder persönlich begegnen: Alban, ein Anhänger der Lehren Wyclifs, verehrt Jan Hus. Martin, den Lehren der katholischen Kirche treu (allerdings ohne viel darüber nachzudenken), begegnet Hus anfangs sehr ablehnend, kann sich aber seinem Einfluß nicht entziehen.


    Das Buch führt uns auf einen langen Weg mit sehr sparsamen Hinweisen darauf, was wohl das große Geheimnis der beiden Brüder sein mag, und was all das mit der Ketzerei und ihrem Zeichen zu tun haben mag.... Aufgeklärt wird das alles erst ganz am Ende, als das Buch zunehmend spannender wird. Konstanz und die Atmosphäre in der Stadt während des Konzils werden sehr detailgenau geschildert, auch insgesamt tragen unzählige kleine Details sehr zur Lebhaftigkeit und Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Sehr gerne habe ich alle Szenen gelesen, in denen Jan Hus vorkam. Die Liebesgeschichte von Martin und Susanna war auch nicht zu vordergründig, sondern richtig dosiert.


    4ratten


    Viele Grüße
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Meine Meinung:

    Sabine Wassermann schafft es ihre Leser in einen historischen Hintergrund einzuführen ohne dabei eine typische Reaktion zu wecken nach der die meisten befürchten, dass alles historisches langweilig ist.
    Im Gegenteil: dieses Buch ist überhaupt nicht langweilig und es hab für mich nur eine Länge, die anderen Lesern aber bestimmt genau richtig, vielleicht aber sogar zu kurz vorkommt.
    Es macht Spass über die Ereignisse rund um Jan Hus zu lesen, da es sich nicht um trockene Fakten handelt, sondern alles stimmig in eine Geschichte eingebunden ist.


    Die Charaktere sind äußerst facettenreich.


    Martin, ein Ritter, wirkt zu Beginn noch äußerst erfrischend, bekommt aber seine Ecken und Kanten, mit denen er einige Male gewaltig anstößt. Doch er macht eine Entwicklung durch, die wahrscheinlich nicht jeder schafft.


    Auch sein Bruder Alban macht eine Entwicklung durch, wenn auch eine viel größere. Zuerst ist er der Mönch, der sich allem unterordnet und jedem den nötigen Respekt entgegenbringt. Doch im Laufe des Buches fängt er an zu kämpfen, für sich und die Seinen. Dabei entwickelt er einen Mut, den man erst einmal haben muss.


    Auch ist es ein Genuss von Susanna zu lesen, einer äußerst starken Frau, die den Brüdern immer helfend zur Seite steht.


    Alles in allem war es eine Freude dieses Buch zu lesen, da es zu den historischen Romanen gehört, die einem Wissen nicht mit einhämmern, sondern sanft zu vermitteln versuchen.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Chibi

    Bevor i mi aufreg´, is ma wurscht. - Rainer Maria Schießler