[Libyen] Ibrahim al-Koni – Goldstaub

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 4.810 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    oder zusammen mit Blutender Stein in

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Uchaijid ist ein junger Tuareg und stolz auf sein elegantes, geschecktes Reitkamel, sein Mehri. Die Beziehung nimmt obsessive Züge an, vor allem, nachdem der Mehri von der Krätze befallen war, und Uchaijid mit ihm ein abgelegenes Tal mit halluzinogenen Pflanzen aufgesucht hat. Diese treiben den Mehri fast in den Wahnsinn, so daß er in die Wüste flieht, Uchaijid im Schlepptau, der diese Strapaze nur mit Glück und völlig zerschunden übersteht. Uchaijid fühlt sich nun mit seinem Mehri per Blutsbrüderschaft verbunden. So ist es kein Wunder, daß die Frau, die er später gegen den Willen seines Vaters heiratet, das Kamel als Konkurrenz empfindet. In einer Hungerzeit verpfändet Uchaijid den Mehri, stellt aber schnell fest, daß er ohne das Kamel auch nicht sein kann. Auf Druck des Pfandgläubigers trennt er sich von Frau und Sohn, um das Kamel zurückzubekommen, zusätzlich erhält er unverlangt einen Beutel Goldstaub. Dieser wird ihm zum Verhängnis, denn nun verbreitet sich das Gerücht, er habe seine Familie verhökert ...



    Meine Meinung: Diese Inhaltsangabe hört sich zwar vielleicht einigermaßen stringent an, aber beim Lesen hatte ich manches Mal das Gefühl, daß mir ein paar Seiten abhanden gekommen sind oder auf andere Art etwas von der Erzählung fehlte. Das liegt sicher ein bißchen an der nicht unbedingt chronologischen Erzählweise al-Konis, aber nicht allein. Vielmehr schien mir die Lücke auf einer anderen als der oberflächlichen Erzählebene zu liegen und sich tiefer in der Gedankenwelt, den Moral- und Wertvorstellungen Uchaijids zu befinden, die für mich nur ansatzweise nachvollziehbar waren. Ich habe zwar schon mal gelesen, welche enorme Bedeutung das Kamel für die Wüstenbewohner hat(te), aber dieses theoretische Wissen reicht (mir) hier einfach nicht. So entlockte mir der junge Mann in seiner Besessenheit manches Kopfschütteln. Grundsätzlich ist ein solches Verhalten natürlich durchaus auf andere Konstellationen übertragbar, es soll ja hierzulande Leute geben, die ihren Hund zutiefst lieben oder ähnlich fixiert auf ein Auto sind, aber in beiden Fällen unterscheidet sich das von Uchaijids Verhältnis zu seinem Kamel doch ganz erheblich – auch wenn ich nicht genau fassen kann, was dieser Unterschied ist. So fand ich es zwar ohne Frage interessant, aber es steht bei mir eben im Moment doch noch das ein oder andere Fragezeichen dazu im Raum.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Ich las Goldstaub vor einigen Monaten und fand es sehr hübsch geschrieben. Mich haben al-Konis Schilderungen sehr an Tschingis Aitmatow erinnert, und die Beziehung zwischen Protagonist und Mehri insbesondere an die zwischen Protagonist und Kamel aus Der Tag zieht den Jahrhundertweg. Es ist eine kleine Parabel, und für einen deutschen Leser wohl nur bedingt zu genießen, da durch die Übersetzung sicher viel von der Stärke der Sprache verloren geht, die Geschichte aber gerade durch ihre Sprache lebt. Ich kann es nur bedingt empfehlen.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Ich war vom Anfang an dem Buch gegenüber etwas skeptisch, da mich Geschichten, in denen es um die innige Beziehung zwischen Mensch und Tier geht, selten ansprechen. So hat mich auch hier die Vermenschlichung des Mehris richtiggehend genervt. Auch wenn Kamele für Wüstenbewohner ausserordentlich wichtig sind (was ja durchaus verständlich ist), die Besessenheit Uchaijids von seinem Reittier, die sich in Zwiegesprächen niederschlägt und bis zur Verbrüderung führt, kann ich nicht nachvollziehen. Hinzu kommt die Verteufelung des Weibes, egal ob Kamelstute oder Ehefrau, die den jungen Tuareg allerdings auch nicht zu nachvollziehbaren Handlungen treibt sondern im Gegenteil nur weiter ins Unglück. Allein das Ende fand ich zwar grausam, aber konsequent. Wieder etwas versöhnt haben mich die Einblicke in die Kultur der Nomaden, die al-Koni mir als westliche Leserin zugesteht, obwohl ich auch hier vieles nicht verstanden habe.
    Zu guter Letzt bleibt fraglich, ob ich al-Koni mit einem anderen Buch eine weitere Chance einräumen werde, da ich mit seinem Stil einfach nicht warm geworden bin.


    2ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges