Rani Manicka – Töchter des Monsuns

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    Inhalt: Die hübsche Lakshmi wächst auf Ceylon nur mit ihrer Mutter auf. Im Alter von 14 wird sie an einen Mann aus Malaysia verheiratet, der wohlhabend sein soll. Das erweist sich aber als glatte Lüge, denn Ayah ist nur einfacher Bürobote. Lakshmi nimmt aber ihr Leben tatkräftig in die Hand, sorgt dafür, daß die Schulden beglichen werden, hält Haus und Garten in Ordnung. Ein Jahr nach der Hochzeit werden die Zwillinge Lakshmnan und Mohini geboren, in den nächsten Jahren folgen weitere Kinder. Da diese aber immer häßlicher, dunkler und Ayah ähnlicher werden, beschließt Lakshmi, daß nach sechs Kindern Schluß ist. Während des Zweiten Weltkrieges und der Besatzung durch die Japaner geht es vor allem darum, möglichst unauffällig durchzukommen und die Töchter vor dem Zugriff der japanischen Soldaten zu bewahren. Aber der Krieg schlägt tiefe Wunden, keiner ist an seinem Ende mehr der, der er war – nicht in Lakshmis Familie, nicht bei den Nachbarn. Die zweite Generation, von der starken Mutter einigermaßen hilflos überwältigt, entpuppt sich überwiegend als Enttäuschung für Lakshmi: Spieler, Alkoholiker, alte Jungfer. Die Ehe ihres ältesten Sohns ist alles andere als glücklich, aber immerhin geht daraus die Lieblingsenkelin Dimple hervor. Diese heiratet einen chinesisch-stämmigen, reichen Malaysier, und auch diese Ehe endet in einer völligen Katastrophe. Dimple hat aber über Jahre hinweg ein Projekt verfolgt: Sie hat ihre Verwandten die Familiengeschichte erzählen lassen, um ihrer Tochter Nisha Zeugnisse ihrer Herkunft zu hinterlassen. Und Nisha braucht diese Aufzeichnungen dringend.



    Meine Meinung: Normalerweise bin ich kein Freund von ständig wechselnden Erzählperspektiven, aber hier paßte es zum einen ganz gut und zum anderen war durch die jeweiligen Überschriften auch immer klar, wer als nächstes „redet“. So setzt sich aus verschiedenen Puzzlestücken und Perspektiven ein ziemlich umfassendes Bild der Familie über vier Generationen hinweg zusammen.


    Allerdings kann ich nicht behaupten, daß mir dieses Bild gefallen hätte, und das nicht unbedingt deswegen, weil mir die Personen unsympathisch waren (das waren sie zwar auch mit nur ganz zaghaften Ausnahmen), sondern weil die Autorin einfach zu viel in diese Familie respektive in den Roman hineingepackt hat. Es gibt in Malaysia meines Wissens beträchtliche Probleme zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Manicka holt schlicht alle Vorurteile und Differenzen, die zwischen den einzelnen ethnischen Gruppen existieren, in ihre Geschichte hinein. Das beginnt bei der Bewertung von Hautfarbe und hört bei ökonomischen Aspekten noch lange nicht auf. Für die Erzählung wirklich notwendig sind von diesen Differenzen eigentlich nur wenige, vor allem der Haß gegen die japanischen Besatzer, der aber mehr durch den Krieg und das Verhalten der Soldaten bedingt ist als durch andere Faktoren. Für alles andere wäre weniger hier eindeutig mehr gewesen.


    Das gilt auch für einen weiteren Punkt. Natürlich ist es nicht besonders spannend, einen Roman zu lesen, in dem die Leute einfach und ungestört vor sich hinleben und irgendwann hoch betagt im Bett sterben. Aber die Art und Anzahl der Katastrophen und Probleme, die diese Familie heimsuchen, waren dann doch ein bißchen viel. Kein Charakter führt ein halbwegs normales, geschweige denn gutes Leben. Erfreuliche Ereignisse sind völlige Fehlanzeige, selbst Hochzeiten arten zu Tragödien aus. Ich habe Verständnis dafür, daß Ayah schon nach seinen Erlebnissen während des Kriegs und – nach den Ereignissen der letzten Kriegstage – auch vor allem Lakshmi und Lakshmnan ziemlich gebrochene Personen sind. Aber warum auch von der restlichen Sippe keiner bei der Zuteilung von gravierenden Problemen, Exzessen usw. verschont wird (vielleicht die zweite Tochter Anna, über die erfährt man nicht mehr so viel), das hat sich mir nicht erschlossen. Wenigstens zwischendurch mal zur Erholung wäre es gut gewesen, wenn nicht Katastrophe auf Katastrophe gefolgt wäre ...


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo!


    Aldawens Rezension kann ich nur wenig hinzufügen weil sie die meisten Dinge aufzählt, die auch mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind. Einerseits fand ich die verschiedenen Erzähler erfrischen,d weil ich verschiedene Sichtweisen über die gleichen Dinge kennengelernt habe. Andererseits machte mir jeder neue Erzähler die Familie auch wieder unsympatischer. Lakshmi hat zum Großteil eine Bande von lebensuntüchtiger Egoisten erzogen. Auch wenn jedes Familienmitglied glaubt, dass sie vor dem Schicksalsschlag anders gewesen wären: meiner Meinung nach waren sie schon immer so. Vielleicht sind die negativen Eigenschaften dann nur deutlich stärker zum Vorschein gekommen. Interessant finde ich aber, dass die mir sympatischeren Mitglieder nur wenig sagen durften. Anscheinend wurde man in dieser Familie nur gehört, wenn man der Mutter im Wesen ähnlich war. Das verhält sich auch so bei Schwiegertöchtern und -söhnen. wobei: die Schwigersöhne werden im Stammbeum zu Anfang des Buchs nicht mal erwähnt :rollen: Was mir gut gefallen hat war die wunderschön bildhafte Sprache. Auch von mir bekommt Töchter des Monsuns
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.