Octavio Paz – Das Labyrinth der Einsamkeit

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    Da ich keine bessere Zusammenfassung geben könnte, zitiere ich ausnahmsweise mal wieder den Klappentext: In seinem berühmten Essay beschreibt Octavio Paz, wie Mexiko – »auf der Suche nach sich selbst« – gegen den Anspruch eines übermächtigen Nachbarn in der eigenen Tradition sich zurechtfinden und behaupten muß. In Ergänzung wissenschaftlicher Forschung will er ökonomische, soziale und kulturelle Probleme aufzeigen und ihre Hintergründe erhellen. Durch die Rückbesinnung auf das vorspanische, indianische Amerika einerseits und die Gegenbilder fremder Kulturen andererseits sucht Paz die Merkmale einer authentischen Mexikanität zu bestimmen.



    Meine Meinung: Um es gleich vorab zu sagen: Mit einer Rundum-Würdigung fühle ich mich überfordert. Natürlich merkt man vielem in diesem Essay die Entstehungszeit an, schließlich wurde es erstmals 1950 publiziert. Über eine ganze Reihe Personen und Ereignisse ist die Zeit einfach hinweggegangen. Außerdem, und das ist überhaupt nicht negativ, merkt man vielem auch die Herkunft des Autors an, besonders bei jenen Abschnitten, die sich mit ökonomisch-weltanschaulichen Fragen beschäftigen. Eine derartige Begeisterung für den Sozialismus (obgleich schon nicht mehr in seiner sowjetischen Ausprägung wegen des von Paz klar benannten Mangels an Freiheit) und die völlige Ablehnung des Kapitalismus wäre in den meisten westeuropäischen Ländern selbst damals kaum und in den USA vermutlich gar nicht denkbar gewesen. Allerdings kenne ich ähnliche Argumentationen zu der, wie Paz sie hier entwickelt, aus dem afrikanischen Kontext, daher kann ich sie nachvollziehen.


    Für mich erschreckend, und ich hoffe, daß sich Mexiko – wenn es denn so wie von Paz dargestellt 1950 tatsächlich war – in seinem Frauenbild weiterentwickelt hat. Dort troff die Diskriminierung für mein Empfinden aus jeder Seite. Mir ist schon klar, daß es dieses Bild gegeben haben kann und vielleicht auch noch gibt, und auch, daß es aus einer Kombination kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Einflüsse entstehen kann, aber deshalb muß ich es ja nicht gutheißen.


    Am stärksten war er m. E. (wobei präkolumbische und frühkoloniale mesoamerikanische Geschichte alles andere als mein Steckenpferd ist und ich daher vieles einfach glauben muß, was man mir erzählt) in den Teilen, in denen er indianische Traditionen der christlichen Kirche gegenüberstellt und die Konsequenzen des Synkretismus beleuchtet. Die Abgrenzung zum großen Nachbarn im Norden spielt naturgemäß eine wichtige Rolle, und ich kann verstehen, daß angesichts des Größen- und Machtverhältnisses die Definition der eigenen Identität als Gegensatz oder zumindest Unterschied erfolgt, aber ob das ein besonders zielführendes Vorgehen ist? Das hat schon gleich einen negativen Grundton, daher halte ich mehr von einer Besinnung auf eigene Stärken und originäre Eigenschaften, die auch mal für sich stehen können, „den anderen“ zur Abgrenzung nicht immer und überall brauchen, und die somit auch eine ganz andere Weiterentwicklung erlauben ...


    Da ich über einiges noch mal nachdenken muß, und am besten wohl den ganzen Essay nach einigen weiterführenden Studien über Mexiko noch einmal lesen würde, vergebe ich nur eine ausdrücklich vorläufige Bewertung in Form von indifferenten


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()