Ellis Avery - Die Teemeisterin

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    Ellis Avery: "Die Teemeisterin"

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    Klappentext:
    Japan im Jahre 1866: Auf abenteuerlichen Wegen erschleicht sich die 16jährige Yukako das Wissen um die zeremonielle Kunst der Teezubereitung - eine Domäne, die den Frauen sonst verwehrt ist. Gemeinsam mit ihrer Dienerin Aurelia und der Geisha Koito kämpft sie um ein Stückchen Unabhängigkeit - und verursacht einen Skandal...


    Meine Meinung:
    Aurelia wächst bis zu ihrem 9ten Lebensjahr relativ behütet mit ihrer Mutter und ihrem Onkel in einem Nonnenkloster auf. Ihr Onkel ist Jesuit, ihrer Mutter führt ihm den Haushalt und putzt auch noch in der Nonnenschule. Mutter und Onkel sind von Frankreich nach New York gezogen, aber die Hintergründe warum und Details zu Aurelia's Vater bleiben verborgen. Als Aurelia 9 Jahre alt ist, wird ihr Onkel nach Japan beordert, um die "Heiden" zu bekehren. Da ihre Mutter schwer krank ist, reist Aurelia alleine mit ihrem Onkel nach Japan und erfährt auf der Überfahrt vom Tod ihrer geliebten Mutter. In Japan angekommen, versucht ihr Onkel sich an ihr zu vergehen, worauf Aurelia die Flucht ergreift und schließlich bei einer japanischen Familie Unterschlupf findet. Die 16jährige Yukako nimmt Aurelia offiziell als Dienstmagd, inoffiziell jedoch als kleine Schwester bei sich auf und Aurelia lässt für fast 30 Jahre ihr gesamtes altes Leben hinter sich und ist Yukako treu ergeben...


    Anders als der Klappentext vermuten lässt, ist das Buch aus der Ich-Perspektive von Aurelia geschrieben. Aus ihrer Perspektive wird geschildert, wie schwer die japanische Sprache ist, wie lange Aurelia braucht, bis sie endlich halbwegs fließend japanisch sprechen kann und wie sie trotzdem immer als Ausländerin enttarnt wird.
    Nach dem Verlust ihrer Mutter und allem, was sie gekannt hat, wird ihr neuer Bezugspunkt Yukako, die sie bis zur Selbstaufgabe vergöttert. Diese bedingungslose Loyalität, die erst viel später etwas nachlässt und noch viel später erst zu einem Denkprozess bei Aurelia führt, hat mir ihren Charakter schon sehr schwer zum Lesen gemacht. Man merkt, dass sie einfach noch ein kleines Mädchen ist, als sie in dem Haushalt aufgenommen wird und einfach nur dankbar ist, dass jemand für sie da ist. Im Laufe der Zeit verwandelt sich diese Dankbarkeit einfach in blinde Loyalität und nimmt teilweise abstruse Formen an.


    Yukako ist die Tochter eines Teemeisters. Als Mädchen darf sie die Teezeremonie natürlich nicht selber ausführen und nur heimlich zu schauen. Von dem Mann, den sie wirklich liebt, verraten, muss sie gegen ihren Willen einen Mann heiraten, dessen Herz zwar schon an der Teezeremonie und wohl zu Beginn auch an ihr hängt, von dem sie sich aber immer weiter entfremdet. Gleichzeitig wird Yukako mit jedem Schicksalsschlag, den sie erleidet immer härter und lässt immer weniger Gefühle wirklich zu. Bis die Situation zwischen ihr und Aurelia schließlich eskaliert...


    Das Buch bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der Teezeremonie und in ein Japan auf der Schwelle ins 20. Jahrhundert. Durch die Augen von Aurelia erlebt der Leser, wie die alten Traditionen immer mehr aufgeweicht werden, wie westliche Eindrücke immer mehr an Gewicht gewinnen und wie sich die Japaner spalten: In die, die noch den alten Traditionen anhängen und die, die versuchen das Neue mit dem Alten zu kombinieren.


    Der Leser erfährt auch die Unterschiede in der japanischen und westlichen Ausdrucksweise: Während die Amerikaner alles gnadenlos direkt sagen, gebraucht der Japaner viele Windungen und blumige Ausdrücke und indirekte Andeutungen, um ein Thema anzusprechen. Ich muss gestehen, dass die Autorin wohl auch Gefallen daran gefunden hat, viele Dinge genauso zu umschreiben und nur indirekt anzudeuten, wie Japaner das wohl wirklich tun, jedoch habe ich mich da mit dem Lesen teilweise sehr schwer getan und erst Seiten später die Andeutungen wirklich verstanden.


    Eine Fülle von japanischen Begriffen wird dem Leser präsentiert. Die Wörter werden meist sofort erklärt und es findet sich eine Übersicht aller gebrauchten japanischen Wörter mit ihrer jeweiligen Entsprechung am Ende des Buches.


    Insgesamt vermittelt das Buch einen sehr interessanten Eindruck in das Japan von 1866 bis zum Anfang des 20. Jahrhundert und ist eigentlich fast schon eine Liebeserklärung an die Teezeremonie.


    Ich muss gestehen das mich eigentlich die Person der Aurelia dabei am meisten gestört hat. Sie ist einfach ein Fremdkörper in Japan und sie bleibt auch irgendwie ein Fremdkörper im Buch. Ihre Lebensgeschichte stimmt mich eher traurig, als alles andere und vielleicht wäre eine andere Erzählperspektive insgesamt besser gewesen.


    Trotz allem hat mir das Buch gut gefallen und mir sehr interessante und v. a. neue Einblicke in die japanische Teezeremonie und die japanischen Gepflogenheiten an und für sich vermittelt. Auch die Darstellung einer kleinen, aber doch sehr erfolgreichen Emanzipation in Japan zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hat mir gut gefallen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)