Christoph Marzi - Heaven. Stadt der Feen

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 12.042 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Finchen.

  • Dieses Buch war leider nicht ganz mein Fall - ich habe keinen Zugang dazu gefunden. Ich hatte es wegen des hübschen Covers aus der Bibliothek mitgenommen, außerdem klang der Titel interessant. Der Beginn war auch sehr spannend und originell. Doch dann ließ es leider schnell nach. Die Handlung erschöpfte sich in einer endlosen Verfolgungsjagd durch London, die zwar anfangs noch spannend war, sich aber zu lange hinzog und auch kein rechtes Ziel hatte. Die Erklärung für die mysteriösen Ereignisse rund um das Mädchen Heaven und ihre Herkunft fand ich nicht befriedigend. Ich habe die Stadt London auch nicht als eine "Stadt der Feen" empfunden - und auch nicht als reales London, eher als eine Art Theater-Parallelwelt, trotz der vielen Anspielungen auf real existierende Bücher und Musikstücke. Ebensowenig gefiel mir der "Showdown" am Ende des Buches.... Außerdem ging es mir in diesem Buch ein bißchen zuviel ums Töten.
    Am besten gefallen haben mir die alte Dame (Davids Chefin) und ihr Buchladen, und der Kunde Mr. Merryweather, dem David hin und wieder seltene Bücher bringt. Eine ganze Weile dachte ich, zwischen den beiden müßte es irgendeinen Zusammenhang geben.
    Leider bekommt das Buch von mir nur
    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Zitat gefällig?


    Hm, und genau diese Stelle ist mir unangenehm aufgefallen... :gruebel: So unterschiedlich sind Geschmäcker.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Also jetzt muss ich hier doch etwas Schreiben. Ich bin jetzt ungefähr auf Seite 74 und ich muss sagen, der Herr Marzi scheint ja ein richtiger Sprachkünstler zu sein. Anfangs war ich davon auch total eingenommen und die Geschichte gefällt mir soweit bisher auch. Aber gerade seine (hier nach kurzem Überfliegen offenbar auch viel diskutierte) Sprachkunst ist so eine Sache. Mittlerweile weiss ich nicht mehr so recht, ob ich mich damit anfreunden oder verfeinden soll. Es einfach als das, was es ist, wahrzunehmen, klappt bei mir nicht so richtig, denn über Metaphern wie "grün wie Tee" rege ich mich einfach auf. Ich meine es gibt ja auch Schwarztee und roten Tee und so weiter. Grün hätte für mich ausserdem auch schon wieder ein bisschen etwas von Brühe und da das Bild, das beschrieben wird, schön sein soll, erscheint mir das etwas über das Ziel hinausgeschossen. Andererseits hat er dann wieder so geniale Sachen wie das, was kaluma hier so nicht gefällt. ;) Dabei fallen doch beide dieser Aspekte unter "den Stil von diesem Buch" und erscheinen mir typisch dafür, insofern, dass solche Elemente einfach auf jeder zweiten Seite erscheinen. Und trotzdem mag ich das eine und das andere nicht. :spinnen: Das sind jetzt nur Beispiele, dieses Wechselbad empfand ich während den ganzen ersten drei Kapiteln so. Liegt es an mir oder an dem Autor? Auf jeden Fall, bin ich gespannt wie es weiter geht und melde mich dann wieder, wenn ich durch oder weiter bin, je nach Anlass. :zwinker:


    [hr]


    Update 31.08.2011, meine abschliessende Meinung:


    Abgebrochen und den Schluss überflogen. Tatsächlich ist es so, dass diese für mein Empfinden unschönen Sprachbilder überwiegen und mir das ganze ausserdem zu oberflächlich ist. Klar, es ist ein Teenie-Buch. Aber trotzdem, ab dem ungefähr dritten Kapitel habe ich mich nur noch genervt. Ich fühlte mich eingedeckt mit einer unaufhörlichen Bilderflut, aber die emotionale Intensität ging dabei völlig verloren. Ausserdem war mir der Fantasy-Aspekt zu wenig und das Wenige, was selbigen ausmachte, war mir zu kindisch. Dieser "Mensch, was sollte das denn? Ist das jetzt alles?"-Gedanke hat sich mir aufgedrängt. Daher: Heaven ist nicht meins, die Idee aber ganz gut und sicher keine schlechte Unterhaltung, wenn man nicht zu viel erwartet. :zwinker:

    Einmal editiert, zuletzt von Stormcrow ()

  • Ich bin seit Lycidas ein großer Fan von Christoph Marzi; Heaven allerdings hat mich enttäuscht. Ich fand das Buch nicht besonders schlecht, allerdings auch nicht besonders gut, und das wiegt umso schwerer, da ich nach Büchern vom Kaliber eines Lycidas eigentlich viel mehr erwartet hätte.
    Heaven - Stadt der Feen beginnt mit einem Jungen, der über die Dächer des nächtlichen London läuft, um seltene Bücher an Kunden seiner Arbeitgeberin, einer schrulligen Buchladenbesitzerin auszuliefern, und mit einem Mädchen, der von einem bösen Mann namens Mr. Scrooge und seinem Zombie-Helfer das Herz aus der Brust geschnitten wird, die aber trotzdem weiterlebt.
    Der Junge, David, stolpert über Heaven, das Mädchen, die vor Mr. Scrooge und seinem gekrümmten Messer flieht. David hilft Heaven und nimmt sie mit sich. Zuerst glaubt er ihr nicht, dass sie kein Herz mehr hat, denn ohne Herz kann man doch nicht weiterleben? Aber als er sein Ohr an ihre Brust schlägt, kann er ihren Herzschlag nicht hören. Und Mr. Scrooge gibt seine Jagd auch Heaven nicht auf, denn sein unbekannter Auftraggeber will nun das Mädchen, das ohne Herz noch fliehen konnte. David und Heaven müssen nun unbedingt herausfinden, was es mit dem Geheimnis von Heavens fehlendem Herzen auf sich hat, bevor Scrooge sie mit seiner blitzenden Klinge erwischen kann.

    Das erste, was mich beim Lesen einfängt, ist Christoph Marzis wunderbare, poetische Erzählweise, die schon Lycidas und die Nachfolgebände so unverwechselbar machte. Die düster-märchenhafte Atmosphäre eines selbst in der heutigen Zeit noch viktorianisch anmutenden Londons weiß sofort wieder zu verzaubern.
    Doch dann entrollt sich eine sehr geradlinige, sehr einfache, oft vorhersehbare Geschichte, die das Versprechen des Anfangs für mein Gefühl nicht erfüllt. Es mangelt mir darin an Höhepunkten. David und Heaven laufen vor Scrooge davon, entgehen seiner Klinge zweimal um Haaresbreite, und in den Pausen dazwischen recherchieren sie ein bisschen im Internet und sprechen mit einem Geist und einem Bücherliebhaber, und das ist dann auch schon (fast) alles, um das Rätsel zu lösen. Den Rest erledigt der demaskierte Bösewicht selbst.
    Die Auflösung könnte zauberhaft sein, doch ich habe das Gefühl, dass dem Zauber die Zeit fehlt, sich zu entfalten. Mehr Zeit hätte der Geschichte gut getan. So wie sie nun da steht, wirkt sie auf mich wie ein abgemagerter Schatten ihrer selbst. Die Protagonisten wirken seltsam distanziert auf mich (vielleicht auch durch die gelegentlichen, bemüht wirkenden Einschübe von cool gemeinten sprachlichen Ausbrüchen, die wohl der Jugendlichkeit dienen sollten, aber in der umgebenden Sprachpoesie deplaziert sind). Ich kann mich in ihre Leben nicht einfühlen. Heaven erscheint hilflos und zickig, ein häufiges Problem in Büchern, die für jugendliches Lesepublikum geschrieben werden. David ist zwar sympathisch, kommt aber selten übers Bemühen hinaus. Seine fortgesetzte Unterlegenheit vor Mr. Scrooge mag zwar realistisch sein, aber irgendwann wünscht man sich als Leser wenigstens ein bisschen Heldentum. Doch aus den brenzligen Situationen entkommt er fast immer nur durch Zufälle oder fremde Hilfe.
    Die Nebenfiguren geben sich blass, auch das geschuldet der mangelnden Zeit. Der doppelte Buchumfang hätte der Geschichte gut getan.
    Also - wirklich kein schlechtes Buch, aber weit entfernt vom Zauber und der Komplexität der 'Uralte Metropole' - Bücher. Wer Ähnliches von 'Heaven' erwartet, dürfte wohl enttäuscht werden.
    Für alle anderen, die erwartungsfrei an das Buch herangehen, kann es wohl durchaus ein locker-leichtes Lesevergnügen bieten, denn die Sprachschönheit, die typisch für den Autor ist, ist auch hier zu finden. Und es gibt durchaus ein paar spannende Momente.



    3ratten

    :lesen: Anna im blutroten Kleid

  • Seit dem ich Marzis "Uralte Metropole" kennen und lieben gelernt habe, komme ich an keinem Buch mehr vorbei, welches seiner Feder entsprungen ist. Da es sich bei "Heaven ~ Stadt der Feen" ja nur um einen Einzelband handelt, bin ich schon von Beginn an davon ausgegangen, dass mich hier (leider) keine besonders tiefschürfende und verschachtelte Story erwarten würde.
    Und so war ich letztendlich auch nicht enttäuscht, dass ich mit meinen Erwartungen richtig lag.


    Spaß gemacht hat es mir allemal, zusammen mit David und Heaven über die Dächer Londons zu laufen, manchmal diese verrückte und pulsierende Stadt auch nur "ganz normal" zu durchqueren und dank Christoph Marzis gewohnt detaillierten örtlichen Beschreibungen fast zu glauben, mich wirklich dort zu befinden.


    Die Story enthält nicht nur schöne Elemente der sog. Urban-Fantasy, sonder phasenweise auch etwas, was ich mehr Richtung Thriller einordnen würde. Zwar deutlich an Jugendliche adressiert, aber dennoch spannend und Blut fließt auch nicht zu knapp :zwinker:


    Einzig das Ende hat mich etwas enttäuscht zurück gelassen. Es fiel mir schlicht weg zu flach konstruiert aus, doch das geht mir bei sehr vielen Büchern so, quer durch alle Genre. *seufz*


    Fazit: Nettes Buch, nicht nur für Jugendliche und eingefleischte Marzi-Fans. Man muss es zwar nicht unbedingt gelesen haben, würde sich aber definitiv um eine schöne Geschichte bringen, wenn man es nicht liest. Lediglich dem dünnen Ende ist mein Punktabzug von einer Ratte geschuldet. 4ratten

    Liebe Grüße, <br />Maria