Jean-Christophe Grangé - Das schwarze Blut

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    "Das schwarze Blut" handelt vom Serienmörder Jacques Reverdi. Reverdi, ehemals ein berühmter Taucher, sitzt im Gefängnis in Malaysia und wartet auf seinen Prozess. Er erhält Briefe von einer ihm unbekannten Frau, Elisabeth, die er auf eine Schnitzeljagd zu den Schauplätzen seiner Morde schickt. Was nur der Leser weiß ist, dass sich hinter Elisabeth der Journalist Mark Dupeyrat verbirgt, der hofft Reverdi überführen zu können.


    Grangé schreibt nicht für Leser mit schwachen Nerven. Nur leider ist nicht der Spannungsaufbau so genial, dass man beim Lesen den Atem anhält, außergewöhnlich sind viel eher die Beschreibungen der Morde. Aber nicht außergewöhnlich gut sondern eher außergewöhnlich ekelhaft. Hier wäre weniger mit Sicherheit mehr gewesen.


    Die Art und Weise in der die Charaktere eingeführt werden kam mir auch sehr billig und wenig einfallsreich vor. Es wird einfach kurz die bisherige Lebensgeschichte zusammengefasst und fertig. Auch hier hätte Grangé den Leser vielleicht am Anfang noch etwas im Dunkeln tappen lassen können. Wenn man nach und nach etwas über die Charaktere erfährt ist das Lesen doch spannender und ein bißchen Mitdenken kann man als Leser ja schon. Aber vielleicht hatte Grangé beim Schreiben schon den nächsten Hollywood-Blockbuster im Sinn, der Stil erinnert jedenfalls stark an anspruchslose Action-Filme.


    Jacques Reverdi wird als gebildeter, anderen überlegener, Killer beschrieben, dessen Morde einem Ritual entsprechen. Marc Dupeyrat kommt langsam dahinter, dass dieses Ritual etwas mit Reverdis Kindheit zu tun hat. Dieses Muster kommt einem irgendwie bekannt vor und so lässt Grangé seinen Schnitzeljäger Dupeyrat gleich selbst drauf kommen, dass hier gewisse Parallelen zu Hannibal Lecter bestehen. Aber während Thomas Harris es schafft, seinem Serienmörder eine glaubhaft überlegene Intelligenz zu verpassen und so den Killer noch furchterregender erscheinen zu lassen, scheitert Grangé an diesem Anspruch. Reverdi ist seinen Opfern am Ende des Buches ebenfalls überlegen, aber auf eine unglaubwürdige, an den Haaren herbeigezogene Art. Er kann seine beiden Opfer zum Beispiel problemlos in einem Polizei-Revier inmitten von Menschen betäuben und nach draußen schleifen. Das hat nichts mit beängstigender Überlegenheit zu tun, das ist einfach nur Schwachsinn.


    Vielleicht sollte Grangé einfach mal einen Gang zurückschalten, im Mittelteil hatte mich das Buch sogar ansatzweise gepackt, der platte Anfang und vor allem das total überzogene Ende lassen das Buch aber gleich auf den Verkaufsstapel wandern.


    2ratten


    Seoman

  • Das Ding hatte ich vor 2 Jahren doch mal gelesen und auch für Literaturschock rezensiert, warum gibt's denn noch keinen Thread dazu :gruebel:
    Ich kopier meinen damaligen Eindruck mal rein:


    Hauptfigur von Jean-Christophe Grangés neuestem Thriller ist der Journalist Mark Dupeyrat, eine gescheiterte Existenz, der zunächst qualitativ hochwertige Reportagen verfasste, dann eine Menge Geld als Paparazzi verdiente und nun eher reißerische Reportagen über Verbrechen und Verbrecher schreibet. Er ist der typische abgehalfterte Journalist und man kann sich durchaus vorstellen, dass er in ein paar Jahren, wenn der Alkohol ihn ganz in seinen Fängen hat, seinen Job verliert und irgendwann auf der Strasse landet. Aber noch ist es nicht so weit und als er erfährt, dass in Südostasien ein Franzose, der Frei-Tauch-Champion Jacques Reverdi verhaftet wurde (man fand ihn neben der blutüberströmten Leiche einer jungen Frau) beschließt er, dass ein Interview mit diesem Mörder der Höhepunkt seiner Kriminal-Journalisten-Karriere sein soll und hofft über diesen Mann, der bereits einmal wegen Frauenmordes verhaftet wurde, ohne dass man ihn verurteilte, endlich das Wesen des Bösen zu verstehen. Da Jacques Reverdi grundsätzlich nicht mit Journalisten spricht, denkt sich Mark einen Trick aus, er schreibt unter der Identität einer jungen Frau, die er für den Mörder möglichst ansprechend gestaltet. Der Trick funktioniert und Mark bzw. Elisabeth Bremen, wie er sich in den Briefen nennt kommt in Kontakt. Als der Mörder das Foto seiner Briefpartnerin fordert, kommt Khadidja ins Spiel. Das intelligente Nachwuchsmodel mit der harten Kindheit ist Kundin eines alten Freundes von Mark und so stiehlt er bei dem Fotografen ein Bild von ihr und sendet es als Elisabeth an Jacques Reverdi. Dieser ist fasziniert von dem Photo und den Briefen der Elisabeth und so erhält Mark tatsächlich einen tiefen Einblick in die Psyche des Serienmörders. Tiefer als er es sich gewünscht hätte.


    Gerade in der ersten Hälfte ist "Das schwarze Blut" weniger ein Thriller, als ein Portrait. Der Mörder sitzt im Gefängnis und Mark folgt seinen Spuren auf scheinbar sicheren Pfaden. Dabei begibt er sich aber immer tiefer in die abgründigen Phantasien des Mörders, versetzt sich mehr und mehr in die Psyche des Täters und verliert dabei immer mehr den Bezug zur Realität und zu seinem eigenen Ich. Das schildert Grangé sehr interessant und anschaulich vor dem malerischen Hintergrund Südostasiens, aber nicht sonderlich spannend. Gegen Ende nimmt die Geschichte zwar an Tempo zu, aber man hat dabei das Gefühl, dass Grangé übertreibt, als versuche er wieder wettzumachen, was er am Anfang an Action eingespart hat.


    Die Thrillerhandlung dient als Aufhänger um drei verlorene Existenzen darzustellen, die auf unterschiedliche Weise versuchen mit den Leichen in ihrer Vergangenheit umzugehen und dabei mehr oder weniger zu Grunde gehen. Faszinierend dabei fand ich, dass mir persönlich der Mörder sympathischer war als der Reporter, dessen Handlungen genauso wenig verständlich waren, wie die des Mörders, der dabei aber noch um einiges unehrlicher und falscher war.


    Cover und Titel passen übrigens sehr schön zum Inhalt des Buches, etwas was man aber erst im Verlaufe der Geschichte bemerkt und Grangé spielt da amüsanterweise auch etwas mit der Literaturwelt.


    Zusammenfassend gesagt: Gut zu lesen, mittelmäßig spannend, interessante, wenn auch nicht gerade sympathische Figuren. Ein Buch wie geschaffen für einen Tag am thailändischen Strand (jedenfalls wenn man nicht gerade weiblich ist und einen Flirt mit dem französischen Tauchlehrer hat).


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • *Thread.hochzieh*



    Grangé schreibt nicht für Leser mit schwachen Nerven. Nur leider ist nicht der Spannungsaufbau so genial, dass man beim Lesen den Atem anhält, außergewöhnlich sind viel eher die Beschreibungen der Morde. Aber nicht außergewöhnlich gut sondern eher außergewöhnlich ekelhaft. Hier wäre weniger mit Sicherheit mehr gewesen.


    Höre gerade das Hörbuch und kann mich diesem Urteil nur anschließen. Zum Glück ist das HB nur geliehen; ansonsten hätte mir das Geld leidgetan, weil ich "Das schwarze Blut" sicher nicht noch einmal anhören werde!