Donald James - Moskauer Roulette

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    Autor: Donald James
    Titel: Moskauer Roulette
    Originaltitel, Jahr: Monstrum, 1999
    Verlag: Ullstein
    ISBN: 3-548-24883-7
    Ausgabe: Taschenbuch
    Seiten: 500


    Rückentext
    Moskau im Jahr 2015: Rußland hat einen mörderischen Bürgerkrieg hinter sich, und in der Hauptstadt treibt ein unheimlicher Serienmörder sein Unwesen. Inspektor Vadim, aus der Provinz in die Metropole versetzt, soll diese Mordserie aufklären, obwohl seine spektakulärsten Fälle bisher Schwarzmarkthändler und Taschendiebe waren.


    Meine Meinung
    Eine tolle Mischung aus Sci-Fi und Krimi. Eigentlich fand das Buch nur aufgrund des Titels bei mir ein Zuhause, da alles was im entferntesten mit Rußland zu tun hat, in mein Beuteschema fällt. Ich war äußerst skeptisch, was wohl herauskommt, wenn ein Brite einen Krimi schreibt, dessen Handlung zur Gänze in Rußland stattfindet. Dass der Autor Ahnung von russischer Geschichte hat, merkt man dann sehr bald. Den Inhalt reisse ich nur kurz an, es ist schwer, diese relativ komplexe Handlung zusammenzufassen ohne zuviel zu verraten.


    Erzählt wird aus der Ich-Perspektive des eingefleischten National-Demokraten Inspektor Kostja Vadim. Mit ihm taucht man ins Rußland des Jahres 2015 ein. In ein Rußland kurz nach dem Bürgerkrieg, mit einem dichtenden demokratischen Präsidenten an der Front, der die Marionette des nationalistischen Regierungs- und zugleich Geheimdienstchefs Leonid Koba ist. Inspektor Vadim trauert seit Jahren seiner Ex-Frau und großen Liebe Julia Petrowna nach, die ihn aufgrund massiver politischer Differenzen samt dem gemeinsamen Sohn verließ. Er fristet ein ziemlich ödes Leben bei der Polizei in Murmansk bis er eines Tages aufgrund seiner Beziehungen zur Tscheka, der Geheimpolizei, ins Morddezernat des 13. Distrikts, Rot-Presnja, in Moskau versetzt wird. Kurzerhand wird er zum erfahreren Mordkommisar "ernannt", obwohl er noch nie eine Morduntersuchung leitete. Als Einstand erwartet ihn sogleich eine Mordserie, der er anfangs äußerst hilflos gegenüber steht. Nebenbei soll er auch noch als Double für Koba fungieren. Die Story gewinnt an Brisanz, als ihn seine Ex-Frau, inzwischen eine der meistgesuchten anarchistischen Untergrundkämpfer, kontaktiert und ihn um Hilfe bittet ...


    Wie bei viele andere Bücher dieses Genre der Fall, läuft auch dieser Protagonist mit einem zerrütteten Privatleben im Hintergrund durch die Story. Sein Privatleben gewinnt im Laufe der Story immer mehr an Bedeutung, ebenso die politischen Verhältnisse im Nachkriegsrußland, irgendwann treten die Morde ziemlich in den Hintergrund. Das Ganze fügt sich aber so nahtlos ineinander, dass es nicht stört. Vorhersehbarkeit kann man diesem Buch in keinster Weise vorwerfen, der Autor hat es immer wieder geschafft mich zu überraschen mit einer wohldurchdachten, komplexen Story, toller Charakterzeichnung sowie Wendungen, die man so nicht vermuten würde.


    Sprachlich hebt es sich vom oft fürchterlichen Geschreibsel der 'typischen' Kost dieses Genre ab, wenn es auch nicht gerade das ist, was man literarisch hochwertig nennt. Hin und wieder wird das Wort direkt an den Leser gerichtet ("Glaubt mir, Brüder ...", "Ich sage es euch, Brüder ..."). Gewöhnungsbedürftig, aber es passt sehr gut zur Atmosphäre dieses Buches, welche übrigens ziemlich düster ist.


    Hätte ich zu Beginn gewusst, dass Politik eine große Rolle in diesem Roman spielt, hätte ich erst gar nicht angefangen zu lesen. Gut, das ich es nicht wusste, die Vorurteile hätten mich um angenehme Lesestunden gebracht. Ein Buch, das mich positiv überrascht hat. Für die Bestwertung hätten die Beschreibungen des Dezernatskaters W. I. Lenin ausführlicher ausfallen und die ersten 60 Seiten, welche ich als etwas langatmig empfand, gekürzt werden müssen :zwinker:


    Bewertung: :trinken: :trinken: :trinken: :trinken:


    Es handelt sich übrigens um den 1. Teil der Serie um Inspektor Vadim.

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

    Einmal editiert, zuletzt von sandi ()