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Inhalt: Der Ich-Erzähler Ernesto hat seinen Vater lange bei dessen Reisen in die Dörfer begleitet, wo dieser als Rechtsanwalt seine Dienste den Indios und Mestizen anbietet. Der Junge ist zuvor schon bei Indios aufgewachsen, spricht Quetchua und kennt die indianischen Sitten und Gedankenwelt gut. Das gemeinsame Leben mit dem Vater endet, als dieser Ernesto in eine Klosterschule gibt und selber weiterzieht. Der Schulalltag ist von Gewalt und Demütigungen unter den Schülern geprägt. Ernesto bleibt ein Außenseiter, denn seine Schulkameraden verstehen zum Beispiel nicht, warum er sich über die Benachteiligung der Indios aufregen kann. Dies findet seinen Höhepunkt darin, daß er sich an einer Protestaktion der Frauen beteiligt, als Großgrundbesitzer Salz zurückhalten oder lieber an ihr Vieh verfüttern, statt es ihren Arbeitern zu geben. Dem erwarteten Aufstand wird von Seiten der Obrigkeit sofort mit der Verlegung von Truppen begegnet, was sich letztlich als Überreaktion herausstellt. Aber die Anwesenheit der Soldaten führt zu einer Art Ausnahmezustand in der Stadt, wodurch Ernesto auch neue Seiten an einigen seiner Mitschülern erfährt. Dann bricht in der Nähe noch eine Seuche aus und droht, in die Stadt überzugreifen.
Meine Meinung: In diesen Roman sind wohl Arguedas' eigene Erfahrungen eingeflossen, sein Lebenslauf hat in den Grundzügen Ähnlichkeiten mit Ernestos. Arguedas gilt auch als einer der führenden Vertreter des indigenismo in der peruanischen Literatur, daher gehe ich davon aus, daß die Indios hier in ihrem Leben und ihren Gebräuchen richtig dargestellt werden.
Dadurch daß der Ich-Erzähler eigentlich einer anderen Welt angehört, wird ihm von Lehrern und Mitschülern unterstellt, er müsse ihre abschätzige Ansicht über die Indios teilen – was aber eben nicht der Fall ist. Ernesto erkennt sehr gut, wie gesellschaftliche Unterschiede zementiert werden, und auch die (wenig schmeichelhafte) Rolle, die die Kirche dabei einnimmt, erschließt sich ihm aus den unterschiedlichen Predigten des Mönches und Schulvorstehers. Nicht, daß er dies explizit für sich, geschweige denn andere, formuliert, aber als Unbehagen ist es nahezu ständig bei ihm spürbar.
Anfänglich wirkte der Erzähler auf mich etwas arg frühreif, seine Wahrnehmungen schienen mir nicht zu einem zwölf(?)-jährigen Jungen zu passen. Und an manchen Stellen wurde der Romanfluß für mein Empfinden durch etwas bemüht wirkende Exkurse z. B. zum Quetchua unterbrochen. Aber davon abgesehen fand ich es als Gesellschaftskritik von innen durchaus lesenswert, zumal es, obgleich bereits 1958 erschienen, bis heute wohl nicht allzuviel von seiner Aktualität eingebüßt hat, wenn ich mir die Berichterstattung aus den Andenländern in den letzten Jahren vor Augen führe.
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Schönen Gruß,
Aldawen