Boris Akunin - Der Favorit der Zarin. Ein Nicholas-Fandorin-Roman

  • Boris Akunin - "Der Favorit der Zarin. Ein Nicholas-Fandorin-Roman"


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    Die amazon - Rezension, die ich entgegen meiner Gewohnheit vor dem Roman gelesen habe, machte mich zuerst ärgerlich über mein unglückliches Händchen bei der Auswahl der Bücher für den SLW, denn:

    Zitat

    Das zweite Nicholas-Fandorin Buch eignet sind nicht als Einstieg in die Fandorin Serie. Man sollte einige Erast-Fandorin Bücher lesen (sagen wir alle), als Hilfe wird das Jahr der jeweiligen Geschichte empfohlen, weil sie leider nicht der Reihe nach übersetzt sind. (Tita Furst Koren "Tita Fürst-Koren", amazon - Rezension)


    Natürlich habe ich zuvor keinen Fandorin Roman gelesen, obwohl sie mir zugegebenermaßen sehr häufig in den Wühltischen ins Auge stachen. Die Entscheidung, ausgerechnet dieses zu kaufen, war der Umstand, dass alle Kapitel nach Werken der Weltliteratur betitelt sind (oder ist das etwa immer so, und mir bloß nicht aufgefallen?). Jedenfalls: Ohne SLW hätte ich "Der Favorit der Zarin" wohl nie gelesen. Und das wäre, so weiß ich jetzt, sehr schade gewesen.


    Das Buch wartet nicht nur mit einer spannenden Handlung auf, nein, gleich zwei Erzählstränge unterschiedlicher Jahrhunderte werden lose verknüpft. Zum einen treffen wir auf den hochbegabten kleinen Mitja, der aufgrund seiner Begabung zum "Student der Zarin" wird. Die Zarin ist Katharina die Große und wir lernen nicht nur sie, sondern auch ihren Favoriten Surow kennen.
    Im 21. Jahrhundert ist es Nicholas Fandorin, der Präsident der Firma "Land der Räte", dessen Erlebnisse wir verfolgen. Der Name ist Programm, Nicholas erteilt hauptberuflich Ratschläge. Beide, Nicholas und Mitja, geraten in ein Netz krimineller Aktivitäten, Intrigen werden gesponnen, Verdächtige kristallisieren sich heraus, es wird geschossen und gemordet, es geht rund in Petersburg und Moskau.
    Trotzdem stand für mich die Kriminalhandlung nicht in Vordergrund. Ich habe den Verdacht, dass manches auch nicht ganz so schlüssig ist, und ob der Verdacht gerechtfertigt ist oder nicht, es tut dem Lesevergnügen, zumindest meinem, keinen Abbruch. Der Wortwitz! Die Betrachtungen! Die skurrilen Figuren! Die wunderbare Stimmung! Die Spannung! Ich möchte sagen, wäre ich dazu qualifiziert, eine typisch russische Art zu schreiben. Der Humor, mag er auch nicht tiefgründig sein, ist trocken und mit Liebe eingeflochten, da stehen Sätze, die einem das Herz höher schlagen lassen. Ich fürchte, dass die Übersetzung dem Leser einiges schuldig bleibt, doch der Rest ist immer noch wunderbar. Schon verschwindet die Handlung (Wer hat nochmal wen warum?), doch Stimmungen und Bilder bleiben und sind präsent, stehen lebendig vor dem geistigen Auge, selbst wenn man, wie ich, noch nie in Russland war.
    Sollte ich je wieder einen Roman Akunins auf einem Wühltisch finden, so schnell wird mich noch niemand laufen gesehen haben, in den Buchladen und zur Kasse nämlich. Aber schon juckt es in den Fingern, einen Akunin Roman zum Normalpreis zu kaufen, wer weiß, wie lange ich widerstehen kann :zwinker:
    Und: Ich weiß nicht, wie man den Roman liest, hat man zuvor alles andere von Akunin gelesen. Dass es jedoch nicht zwingend nötig ist, kann ich jetzt voller Überzeugung behaupten, und dieses wundervolle Buch jedem empfehlen:


    5ratten

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried