Neal Stephenson - Snow Crash

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  • Als Stephenson-Fan habe ich mir die Mühe gemacht, auch mal ein älteres Werk von ihm zu lesen (von 1992). Dabei habe ich gemerkt, dass er sich als Schriftsteller durchaus noch entwickelt hat seither. Hier meine Meinung zu «Snow Crash»:


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    Inhalt:
    Amerika, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Der Pizzakurier, Hacker und Schwertkämpfer Hiro Protagonist erfährt von einer neuen Droge namens Snow Crash, die offenbar nur für Hacker gefährlich ist. Als ein guter Freund von ihm nach dem Konsum der Droge schwer geschädigt im Spital landet, fängt er an, der Sache auf den Grund zu gehen. Hilfe bekommt er dabei von der jungen Y.T., einer Skateboard-Kurierfahrerin.


    Meine Meinung:
    «Snow Crash» ist ein frühes Werk von Neal Stephenson und entsprechend ein wenig mit Vorsicht zu geniessen. So sind alle Charaktere extrem überzeichnet und so cool, dass es manchmal schon nicht mehr cool ist. Und, es sei vorweg gesagt, ein anständiges Ende gibt es auch nicht, sondern eher einen abrupten Schluss, wie man es sich vom Dienstagabend-Krimi gewöhnt ist: Sobald der Mörder verhaftet ist, ist die Sendung zu Ende, die Gerichtsverhandlung und das Strafmass darf man sich dann selber dazudenken. Und so muss man auch bei «Snow Crash» darauf verzichten, aus erster Hand zu erfahren, was denn aus den Protagonisten wird.


    Was Stephenson allerdings früher schon konnte, ist ganze Welten in wenigen Sätzen entstehen zu lassen und sie dann mit unzähligen weiteren Sätzen bis in die kleinsten Details zu beschreiben. Jedenfalls dort, wo er etwas beschreibenswert findet; alles andere wird quasi komplett ausgeklammert. Er schafft es auch wieder, eine Geschichte zu erzählen, die zu komplex ist, um sie in wenigen Sätzen zu erzählen. Trotzdem braucht es bei diesem Buch weniger Konzentration als bei anderen Stephenson-Werken, weil es vor allem gegen Schluss relativ viel Action gibt, der sich leicht folgen lässt.


    Dafür hats der Anfang in sich: Man wird einfach in eine unvertraute Welt geworfen, die zwar der unseren sehr ähnelt, aber nach ganz anderen Regeln funktioniert. Die Stimmung ist weitgehend düster, es scheint nur noch die reiche Oberschicht, die hoffnungsvollen, aber armen Jungtalente und die gescheiterten Existenzen zu geben. Recht und Ordnung sind weitgehend ausser Kraft gesetzt und dort, wo noch sowas herrscht, wird es von privaten Grosskonzernen überwacht und gesteuert. Regierungen gibt es zwar noch, sie verwalten aber eigentlich nur noch sich selber. Überhaupt wirkt Stephensons Zukunftsentwurf zwar plausibel (und es ist sehr erstaunlich, wie viel seit der Publikation des Buches 1992 tatsächlich eingetroffen ist – so kommen zum Beispiel Google Earth und Wikipedia erkennbar darin vor), aber doch ein wenig zu pessimistisch für meinen Geschmack.


    Wenn man sich damit und mit den eher verwirrenden ersten 200 Seiten abfinden kann, wird man mit einem schönen Leseerlebnis und (wie üblich) mit einem reichen Fundus an ausgegorenen und angedachten Ideen belohnt.


    Fazit:
    Als Einstiegslektüre in die Welt von Neal Stephenson ist «Snow Crash» nur bedingt geeignet. Das Buch ist zwar kurz, aber weder sein bestes noch besonders repräsentativ für die späteren Werke. Wer den Autor allerdings schon kennt und seine Bücher liebt, macht auch mit diesem keinen Fehler.


    7 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Tja, ich kenn nur Snow Crash und halte es für einen
    Kultklassiker gleichauf mit NeuRomancer von Gibson.
    Trotz des Kuddelgemuddels am Ende (NeuRomancer ist ja auch
    etwas verwirrend).


    Aber das Entree, sagen wir mal die ersten 50 Seiten oder so,
    ist ein starker Rausch, der unübertroffen ist.
    Also: der Anfang ist Pflichtlektüre!