Corina Bomann - Der Pfad der roten Träume

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    Verlag: Ueberreuter
    ISBN: 978-3-8000-54985
    Seiten: 317
    Ausgabe: Hardcover
    Preis: € 12,95
    ET: 07.2009



    Kurzbeschreibung


    Australien - für die englischen Mädchen Lucy und Anne bedeutet es im 19. Jahrhundert den Traum von einem neuen Leben. Als Anne schon kurz nach ihrer Ankunft in Perth stirbt, ist Lucy ganz alleine. Doch dann lernt sie einen Farmer und seinen Sohn kennen und gerät in ein Abenteuer zwischen Viehbaronen, Aborigines und der ganz großen Liebe.

    Meine Meinung


    „Der Pfad der roten Träume“ ist mein erster Roman von Corina Bomann und wird sicherlich nicht mein letzter gewesen sein. „Die Spion“ bettelt schon eine ganze Weile, bei mir einziehen zu dürfen, und ich denke, allzu lange wird sie nicht mehr warten müssen.


    „Der Pfad der roten Träume“ ist eindeutig ein Jugendbuch, Sprache und Stil sind der empfohlenen Altersklasse ab 14 Jahren entsprechend einfach, dabei aber nicht oberflächlich oder anspruchslos. Meiner Meinung nach ist das Buch auch schon für Kinder ab 10 Jahren durchaus ohne Schwierigkeiten lesbar. Die verhältnismäßig kurzen Sätze, der flüssige Stil, der klare Aufbau und die guten Begriffserklärungen machen dieses Buch zu einem wirklich kurzweiligen Leseerlebnis für jedes Mädchen, das sich für Australien interessiert. Als Erwachsene musste ich mir allerdings immer wieder vor Augen führen, dass ich hier ein Jugendbuch in den Händen halte, da ich mich an zu kurzen Szenen und wenigen Beschreibungen gestört habe. Für die Zielgruppe hat die Autorin aber genau das richtige Maß gefunden. Es wird nie langatmig oder verworren, der rote Faden ist von der ersten bis zur letzten Seite deutlich sichtbar.


    Die Handlung ist rasant erzählt. Corina Bomann hält sich nicht mit unnötigen Ausschweifungen auf, sondern bringt die Ereignisse immer gekonnt auf den Punkt, was eine große Dynamik in das Buch bringt. Die Beschreibungen sind nicht übermäßig ausgreifend, aber ausreichend, um sich mit der eigenen Phantasie, ein kleines Kopfkino einzurichten. Für den erwachsenen Leser mag das manchmal zu wenig sein, aber ich bin mir sicher, bei der Zielgruppe trifft die Autorin damit absolut ins Schwarze und das ist in meinen Augen das Wichtigste. Der Leser begleitet Lucy und Anne nur eine kurze Weile durch Bristol, denn ehe man sich versieht, befindet man sich bereits auf einem Schiff und kommt in Australien an. Und obwohl die Handlung von Beginn an schnell erzählt ist, überschlagen sich in Perth die Ereignisse und man kommt kaum mehr zum Durchatmen. Lucy hat in ihrer neuen Heimat viele Abenteuer zu bestehen, und dabei trifft sie nicht nur auf gute Menschen, sondern auch auf menschliche Abgründe, denen sie couragiert zu begegnen versucht. Hier zeigt die Autorin mit viel Fingerspitzengefühl die Probleme Australiens auf, ohne dabei zu beschönigen. Gerade das Los der Aborigines ist in diesem Buch ein herausragendes Thema und mir hat außerordentlich gut gefallen, wie es mit Lucys Schicksal verwoben wurde. Leicht verständlich erklärt Corina Bomann die Lebensweise und „Religion“ der Aborigines und was sich für die Ureinwohner Australiens geändert hat, seit die „Weißen“ den Kontinent betreten haben. Auch Flora und Fauna kommen nicht zu kurz und dank der schönen Beschreibungen konnte ich mir nicht nur die Landschaft deutlich vorstellen. Ebenso gekonnt hat die Autorin einen verständlichen Abriss der australischen Geschichte eingebunden, der die jugendliche Leserschaft vielleicht neugierig genug macht, um mehr über Australien erfahren zu wollen. Aber auch das Zwischenmenschliche kommt nicht zu kurz und steht in meinen Augen sogar mit im Vordergrund. Die innige Freundschaft zwischen Lucy und Anne ist dafür nur ein Beispiel, aber ein beeindruckendes. Denn beide Mädchen kommen ursprünglich aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und dennoch verbindet sie eine tiefe unverbrüchliche Freundschaft. „Der Pfad der roten Träume“ ist eine Geschichte über Abenteuer, fremde Kulturen, Zivilcourage, Freundschaft und Liebe, die ohne übermäßige und überzogene Gewalt und Brutalität auskommt. Manchmal läuft einiges zu glatt (vor allem wohl in den Augen der Erwachsenen), man wünscht sich mehr Schwierigkeiten oder Hindernisse, aber es ist auch eine Wohltat für die Seele, ein weniger dramatisches, bedrückendes Buch zu lesen.


    Die Figuren sind vielleicht nicht so tiefgründig, wie man es aus Erwachsenenliteratur kennt, haben aber ihre Facetten, sprühen vor Lebendigkeit und sind keineswegs blass. Vor allem hat jede Figur eine hervorstechende Charaktereigenschaft, die dem jugendlichen Leser ein deutliches Bild von der jeweiligen Person vermittelt, was ich für dieses Genre keineswegs verkehrt finde. Lucy ist sicherlich die eindrucksvollste Figur. Ein starkes, couragiertes Mädchen, das manchmal dank der eigenen Zivilcourage die Gefahr aus den Augen verliert. Sie ist ein liebenswertes Mädchen, dem man von Herzen Glück wünscht, es aber auch manchmal wegen seiner Dummheit schütteln möchte. Aber auch ihre Freundin Anne hat mich mit ihrem Schicksal sehr berührt und ich mochte sie auf Anhieb. Ich bin mir sicher, die Mädchen der Zielgruppe werden mit Lucy ein Vorbild finden.


    Fazit


    Obwohl „Der Pfad der roten Träume“ eindeutig ein Jugendroman ist, kann man auch als erwachsener Leser mit diesem Buch kurzweilige Lesestunden verbringen, wenn man sich dabei vor Augen hält, dass man nicht zur Zielgruppe zählt. Wer jedoch von einem Jugendbuch erwartet, dass es den Leser jeden Alters gleichermaßen anspricht, wird mit diesem Roman nicht unbedingt glücklich werden. Daher habe ich mich entschieden, dieses Buch mit zwei Bewertungen zu versehen.


    Bewertung(en)


    Für Jugendliche: 4ratten
    Für Erwachsene: 3ratten

    Liebe Grüße<br />Melli