Juan Rulfo - Pedro Páramo

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    Juan Rulfo, Pedro Páramo (EA 1955)


    "Der einzige Roman des Mexikaners Juan Rulfo (1917–1986) beeinflußte die moderne lateinamerikanische Literatur wie sonst nur die Werke von Borges, García Márquez oder Onetti. Im Mittelpunkt steht der übermächtige Großgrundbesitzer Pedro Páramo, der seine Umgebung besinnungslos unterdrückt. Eine Friedhofsruhe hat er damit in dem heruntergekommenen Dorf Comala geschaffen, doch die Toten reden sehr lebendig in ihren Gräbern weiter, erzählen flüsternd und seufzend von seinen Untaten, und die Lebenden scheinen schon lange tot zu sein. Die Regierung ist weit weg und kümmert sich nicht um Armut und Leid in dieser wüsten Einöde." (amazon)


    Eine Rezension zu diesem Roman zu schreiben finde ich ziemlich schwierig – dafür ist der Roman einerseits zu kurz und die Handlung wiederum zu komplex. Auch die Einordnung in ein Genre bereitet Schwierigkeiten – ist es eine Gespenstergeschichte, eine Liebesgeschichte oder ein historischer Roman? Sicher ist jedenfalls, dass Rulfo damit wegweisend sein sollte.


    Pedro Páramo steckt voller Widersprüche. So beschreibt Juan Rulfo in kurzen, knappen Sätzen das harte und verlustreiche Landleben mit beinahe epischer Wirkung, wechselt er die Erzählerperspektive zwischen Lebenden und Toten, den bruchstückhaften Erzählfluss zwischen Erlebtem, Gehörtem, Erinnerungen und Träumen. Und allmählich erfahren wir die Geschichte des skrupellosen Großgrundbesitzers Pedro Páramo, der aus Liebe zu einer Frau den Untergang und Verfall eines ganzen Dorfes verursachte.


    Pedro Páramo, das Leben eines Mannes, erzählt aus der Sicht der Toten.


    Großartiger Roman, verdiente 4,5 Ratten.

  • Im wesentlichen kann ich mich bibliomonsters Einschätzung nur anschließen:



    Eine Rezension zu diesem Roman zu schreiben finde ich ziemlich schwierig – dafür ist der Roman einerseits zu kurz und die Handlung wiederum zu komplex. Auch die Einordnung in ein Genre bereitet Schwierigkeiten – ist es eine Gespenstergeschichte, eine Liebesgeschichte oder ein historischer Roman?


    Neben der schwierigen Genre-Einordnung ist es aber weniger die Komplexität der Handlung als die der Erzählstruktur, die mir den Kommentar erschwert. Ohne besondere Kennzeichnung wechseln hier Erzähler, Perspektive und erzählte Zeit mit Vor- und Rücksprüngen auf dem Zeitstrahl, so daß man als Leser schon ein gerüttelt Maß Aufmerksamkeit und Konzentration mitbringen muß, um am Ende das Gesamtbild einigermaßen, wiewohl ich glaube sagen zu können: nicht lückenlos, zusammenbauen zu können. Zum Glück erlaubt der schmale Umfang ein durchgehendes Lesen ohne größere Pausen, aber eine kurzfristige zweite Lektüre wäre vermutlich angebracht, weil sich nur so die Zusammenhänge und Bezüge untereinander erschließen.


    Was mir jedenfalls sehr gut gefallen hat, war die harte, klare Sprache, die zu dem von der Sonne und durch die Vernachlässigung gleichermaßen ausgedörrten Land hervorragend paßt, aber auch den hartherzigen Charakter Pedro Páramos widerspiegelt. Auf jeden Fall ein faszinierendes Stück Literatur!


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen

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    Der Erwerb dieses Buchs fällt bei mir unter das Kapitel „Bücher führen zu Büchern“. In Arturo Perez-Reverte Roman „Königin des Südens“ ist die titelgebende Drogenbaronin eine begeisterte Leserin, die „Pedro Paramo“ wieder und wieder liest – da wollte ich wissen, was die Faszination dieses Buchs ausmacht.


    Es ist definitiv ein Buch, das man wiederholt lesen kann und welches trotzdem bei jeder Lektüre neues offenbart. Allerdings ist es auch ein Buch, das keine wirkliche Geschichte erzählt, sondern eher Momentaufnahmen aneinanderreiht, deren Verbindung untereinander nicht immer sofort klar ist. Die Zeiten und Perspektiven wechseln ansatzlos und bei den Figuren ist teilweise unklar, wer wirklich lebt und wer nur noch Geist oder Erinnerung ist. Surreal ist vermutlich der Begriff, mit dem man den Roman am ehesten beschreiben kann. Ich stelle mir die meisten Szenen in Schwarz-Weiß oder Sepia vor, während fast schon transzendental anmutende Musik erklingt.


    Als Leser muss man sich zwischendurch immer mal wieder einfach tragen lassen, dann kann einen die Faszination dieses kleinen Stücks großer Literatur erreichen.


    4ratten