Hier noch einmal meine abschließende Meinung:
Mir hat der neue Roman von Moers wieder außerordentlich gut gefallen. Schon ab der ersten Seite hatte ich den Eindruck, in die geschilderten Ereignisse mit einbezogen zu werden, diese aktiv mitzuerleben. So habe ich zusammen mit Hildegunst das neue Buchhaim erkundet, wir haben gemeinsam neue Dinge bestaunt und uns beide über Vertrautes gefreut. Ich habe mit ihm die anfängliche Verwirrung geteilt und mich ebenso von seiner zunehmenden Begeisterung anstecken lassen.
Das Labyrinth der Träumenden Bücher erscheint auf den ersten Blick vielleicht nicht so bunt wie sein Vorgänger, doch ist es nicht minder spannend und aufregend. Es sind nun einmal 200 Jahre vergangen und Hildegunst ist erwachsen (berühmt, größenwahnsinnig, fett) geworden - diese Entwicklung und Reife merkt man auch dem Buch an. Hildegunst' Blick auf Buchhaim ist z.B. differenzierter als im ersten Band. Wo Die Stadt der Träumenden Bücher einen Gesamtüberblick im Frontalschlag bot, konzentriert sich Das Labyrinth auf einzelne Besonderheiten und Kuriosita. Hildegunst muss einfach nicht mehr alles sehen wollen wie ein ordinärer Tourist (welcher er im 1. Band war), er kann sich auf bestimmte (für ihn interessante) Aspekte der Stadt konzentrieren – wie zum Beispiel den Puppetismus. Zugegeben, anfangs habe ich mich gewundert, dass Moers diesem eine so große Bedeutung beimisst. Doch egal ob ich mich vorher für Puppentheater interessiert habe oder nicht, mit seinen Beschreibungen, Anekdoten, Histörchen und den bezaubernden Bildern ist es Moers gelungen, dass ich mich dafür interessiere und Hildegunst‘ Faszination teilte.
Sicher, ich hatte anfänglich andere Erwartungen an das Buch, aber enttäuscht wurde ich nicht - ganz im Gegenteil! Es hat einfach Spaß gemacht mit jedem neuen Kapitel ein Stück vom neuen Buchhaim kennenzulernen. Einer Stadt, die einerseits aufregend neu und faszinierend anders ist, gleichzeitig aber auch Erinnerungen an das alte, vertraute Buchhaim weckt. Und nicht zuletzt ist es einfach wieder Moers' Ideenreichtum, seine "Detailverliebtheit und Fabulierkunst", welche Das Labyrinth der Träumenden Bücher für mich zu einem wahren Lesegenuss und -abenteuer werden ließen.
Und was das Ende angeht... Wie ich an anderer Stelle geschrieben habe: für mich passt es. Es ist ein gelungener Abschluss für die Geschichte, welche mit dem Labyrinth der Träumenden Bücher erzählt wird. Und einige Andeutungen am Ende lassen bereits spannende Abenteuer erahnen, welche im nächsten Band folgen werden.