Leila Aboulela - Die Übersetzerin

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  • Leila Aboulela - Die Übersetzerin (The Translator)


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    Die junge Sudanesin Sammar lebt in Schottland und arbeitet an der dortigen Universität als Übersetzerin. Sie ist Witwe und verliebt sich in ihren Vorgesetzten Rae. Da Rae aber kein Moslem ist, scheint eine Beziehung zwischen den beiden unmöglich...


    Das Buch erzählt eine sehr leise und ruhige Liebesgeschichte. Das Kennenlernen zwischen Sammar und Rae verläuft sehr langsam, beide sind sehr zurückhaltend. Rae war schon verheiratat und hat eine Tochter aus erster Ehe, Sammar hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Sehr vorsichtig nähern sie sich einander an, telefonieren öfter und als Rae im Krankenhaus liegt, besucht Sammar ihn. Über ihre Gefühle wird sehr lange nicht gesprochen, alles geschieht nur in Andeutungen und Gesten.


    In Rückblenden wird auch immer wieder von Sammars Vergangenheit erzählt, von ihrer Kindheit im Sudan, ihrem Ehemann Tarig, ihrer Tante, die gegen eine erneute Hochzeit war. Vor allem diese Teile des Romans haben mir gut gefallen und auch Sammars Gedanken über Religion, über Rae, der kein Moslem ist und der auch nicht konvertieren will. Man kann sehr gut den Zwiespalt, in dem Sammar steckt, nachvollziehen. Einerseits ist sie eine moderne westliche Frau, andererseits kann sie nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen und ist gefangen in den Gesetzen und Geboten ihres früheren Lebens.


    Ständig lebt Sammar in Angst, dass ihre Kollegen etwas von ihren Gefühlen für Rae merken könnten und darüber tratschen. Erst im zweiten Teil des Buches, als Sammar zu ihrer Familie in den Sudan zurückkehrt, erkennt man, woher diese Ängste kommen. Erst dann wird der Druck klar, unter dem sie durch ihre Familie steht.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Liebesgeschichte zwischen Sammar und Rae ist sehr schön und subtil beschrieben, Sammar blieb mir zwar durch ihre tiefe Religiosität sehr fremd, aber gerade das hat das Buch für mich interessant gemacht. Auch die Sprache ist einfach wunderschön und poetisch.


    Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, dafür ziehe ich eine halbe Ratte ab
    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Inhalt: Sammar ist zwar in Großbritannien geboren, aber im Sudan aufgewachsen und erst mit ihrem Cousin und Mann Tarig wieder zurückgekehrt. Nach Tarigs Unfalltod hat Sammar ihren Sohn bei ihrer Tante im Sudan gelassen und seitdem in Aberdeen damit beschäftigt, ihren Verlust zu verarbeiten, aus der Trauer herauszufinden. Die Arbeit als Übersetzerin an der Universität bekommt für sie eine neue Qualität, als sie sich in ihren Chef Rae Isles verliebt. Dieser hat sich als Politikwissenschaftler auf den Nahen Osten und Nordafrika spezialisiert und intensiv mit dem Islam beschäftigt. Gerade deshalb verstehen aber einige seiner muslimischen Freunde nicht, warum er nicht konvertiert. Auch Sammar versteht dies nicht und bedauert es, denn einen Nicht-Muslim kann sie nicht heiraten. Als sie es Rae vorschlägt, wirft er sie aus dem Büro. Sammar übernimmt zunächst noch den geplanten Auftrag in Ägypten, bevor sie zu ihrer Familie nach Khartoum fährt. Von dort kündigt sie ihre Stelle in Aberdeen, um im Sudan zu bleiben. Bis eines Tages ein überraschender Brief kommt ...



    Meine Meinung: Ich habe es absichtlich ein paar Tage liegen lassen, bin mit meiner Entscheidung, wie ich zu dem Buch stehe, aber immer noch nicht viel weiter. Nun sind Liebesgeschichten sowieso nicht unbedingt mein Ding, auch nicht, wenn sie so vorsichtig und behutsam daherkommen wie hier – dann eher noch viel weniger, weil es meiner eigenen Art so fremd ist. Ich kann es aus Sammars Geschichte und Herkunft nachvollziehen, aber es liegt mir eben einfach nicht. Abgesehen von dieser ersten inhaltlichen Ebene, die ich vielleicht noch hätte ausblenden können, weil sie gerade auch in der zweiten Hälfte eine eher kleine Rolle spielt, gibt es noch eine zweite der Religion. Und hier habe ich wirklich Probleme.


    Sammar ist mir nämlich zu missionarisch veranlagt, nicht auf eine aufdringliche Art, nein, aber in ihrer begrenzten Geisteshaltung. Natürlich ist ihre Position nicht einfach, und nach Tarigs Tod wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, ist sicher eine anstrengende Aufgabe. Aber sie ist auch eine intelligente junge Frau, mit guter Ausbildung und seit langem in Großbritannien lebend, die ihre eigene Lage und ihre Möglichkeiten reflektieren kann. Trotzdem ist sie so in ihrer eigenen Welt verhaftet, daß sie nur in eine Richtung denken kann: Rae muß konvertieren. Ich fände es in Ordnung, wenn sie nach sorgfältiger Überlegung zu dem Schluß käme, daß sie nicht konvertieren will, aber sie zieht es nicht einmal in Erwägung. Ist es zuviel verlangt, daß sie sich – wenn sie Rae doch so zu lieben behauptet – wenigstens einmal versucht, in ihn hineinzuversetzen? Welche Konsequenzen eine Konversion für ihn hätte? Was er deswegen vielleicht aufgeben müßte? Wenn ich dann auch noch hinzunehme, daß Aboulela



    dann bleibt bei mir ein schaler Nachgeschmack. Wenn es wirklich, wie verschiedene Kritiken betonen, um ein Verständnis zwischen den Religionen geht, dann war das für mein Empfinden einfach zu dick und einseitig aufgetragen.


    Entschädigt wurde ich dafür ein wenig durch die Darstellungen des Alltagslebens in Khartoum, auch wenn hier offensichtlich so etwas wie die Oberschicht präsentiert wird. Das hat mit den Nachrichten eines kriegs- und krisengeschüttelten Landes nur wenig zu tun, wenn man von der schlechten Versorgungslage, den steigenden Preisen und dem regelmäßigen Stromausfall einmal absieht. Es ist trotz dieser Einschränkungen fast ein Stück „Normalität“. So bleibt bei mir insgesamt ein äußerst gemischter und leicht negativer Eindruck zurück, und auch die sehr schlicht gehaltene Sprache vermochte mich nicht unbedingt zu überzeugen.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo!


    @Aldawen: Hmmm... eigentlich klang Dein Kommentar in "Wo seid Ihr geografisch in Eurer Lektüre" ganz interessant, aber ich hätte wahrscheinlich die gleichen Probleme wie Du. Sowohl Liebesgeschichten als auch zuviel (oder zu einseitige) Religion sind nicht so ganz meins. Ich behalte das Buch zwar im Hinterkopf, aber ich muß es im Moment nicht unbvedingt lesen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • @Aldawen: Hmmm... eigentlich klang Dein Kommentar in "Wo seid Ihr geografisch in Eurer Lektüre" ganz interessant,


    Aber wohl vor allem wegen des Stichwortes Aberdeen, oder? :breitgrins:

  • Hallo!


    Aber wohl vor allem wegen des Stichwortes Aberdeen, oder? :breitgrins:


    Nein, wegen

    Ich habe gerade einem Mann einen Heiratsantrag gemacht, aber nur unter der Bedingung, daß er Muslim wird.


    Ich kenne zwei Fälle, bei denen ähnliche Forderungen vor der Hochzeit gestellt wurden. Die Umsetzung hat mich interessiert.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.