Nick Lake - Im Königreich der Kälte

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    Nick Lake - Im Königreich der Kälte


    Ich habe das Buch gerade gelesen und rezensiert. Quelle der Rezension: www.media-mania.de


    Lights Vater Gordon Fitzwilliam gilt als vermisst. Er ist auf einer seiner unzähligen Expeditionen in der Arktis verschwunden. Light lebt indes in ihrem Elternhaus, ein altes großes Gemäuer im Heimatland ihres Vaters - Irland. Ihre Mutter, die selbst vor Jahren auf einer Expedition verstarb, war eine Inuit. Light jedoch hat die Arktis und das ewige Eis noch nie gesehen. Obwohl die Leiche ihres Vaters nicht gefunden wurde, sind die Chancen, dass er doch überlebt haben sollte, zu gering. Er wird für tot erklärt und Light muss ihren Vater beerdigen. Für sie wirkt das Ganze jedoch unrealistisch - ihr Vater ist nicht hier, der Sarg ist leer und sie kann nicht trauern. Irgendetwas stimmt nicht...


    Es dauert nicht lange, da erfährt Light, dass ihr Vater tatsächlich noch lebt, aber von einem derart furchteinflößenden Wesen entführt wurde, dass seine Überlebenswahrscheinlichkeit doch sehr gering ist. In Irland tauchen plötzlich grauenhafte Wesen auf, die Light jagen und nach ihrem Leben trachten. Die Überraschung ist groß, als sie von einem Sagenwesen der Inuit Unterstützung erhält, einem Tupilak - es hat einen Haikopf, einen menschlichen Rumpf, die Beine eines Eisbären und kann sprechen! Schließlich macht sie sich gemeinsam mit ihrem Freund und Beschützer Butler, der das Haus in Irland führte und dem Tupilak in die Arktis auf, um ihren Vater zu suchen. Wird sie ihren Vater finden? Werden Menschen bei dieser Suche das Leben verlieren? Ein phantastisches Abenteuer im Eis kann beginnen...


    Dieser Fantasy-Roman bietet etwas Neues. Im Vordergrund steht die Sagenwelt der Inuit und diese liefert eine Menge sehr blutigen und grausamen Stoff. Beginnt die Geschichte doch zunächst sehr harmlos und ruhig in Irland, wird der Leser, wie auch die Protagonistin schon nach wenigen Kapiteln mit furchterregenden Verfolgern konfrontiert. Noch in Irland kommt es sogar zu einem Schusswechsel, bei dem Light eines der sie verfolgenden Wesen nieder streckt. Die Geschichte zieht also ziemlich schnell recht hart an, wer ein zartes Gemüt hat, wird vielleicht schon im ersten Viertel des Buches aufgeben. Wer aber durchhält, erlebt eine interessante und spannende Geschichte, die gar nicht so kindlich ist, wie ihr Gewand vermuten lässt. In der Arktis kommen weitere scheinbar aus Alpträumen entsprungene Wesen hinzu. Bei den Beschreibungen einer Sagengestalt, die durch eine organische "Röhre" Menschen aussaugt und dabei schlürfende Geräusche produziert, kann auch erwachsenen Lesern schnell übel werden. Die Faszination dieser neuen Sagenwelt lässt damit aber nicht nach, vielmehr passt es zu der eiskalten und lebensbedrohlichen Umgebung der Arktis. Im Nachwort weist der Autor drauf hin, dass er einige Teile der Sagenwelt der Inuit auf seine Bedürfnisse angepasst hat, um die Geschichte für jüngere Leser nicht zu unappetitlich werden zu lassen. Nach dieser Aussage ist man nicht unbedingt erpicht darauf, tiefer in diese Welt einzusteigen, ist doch diese Geschichte schon häufig sehr unappetitlich.


    Das Cover des Buches passt zum Inhalt und zeigt stilisierte Zeichnungen einiger Figuren aus dem Roman. Diese an Scherenschnitte erinnernden Illustrationen, finden sich auch im Inneren des Buches zusammen mit einer zurückhaltenden Verzierung, am Beginn jedes Kapitels. Die Bindung und Qualität des Buches ist sehr solide, so behält es auch nach dem Lesen noch immer seine Form. Der Pan-Verlag bezeichnet sich als Verlag für "All Age"-Romane. Die Untergrenze für "All-Age" sollte allerdings besonders bei "Im Königreich der Kälte" bei 14 Jahren gezogen werden. Das Cover der englischsprachigen Ausgabe ist nicht ganz so harmlos wie das der deutschsprachigen und weist mit seinen Blutstropfen im Schnee schon etwas auf den zu erwartenden Inhalt hin. Die deutsche lässt dies weder beim Klappentext oder Cover, noch beim sehr schön gemachten Special zum Buch erahnen.


    Leider kann man keine Angabe darüber finden, ob es sich bei diesem Roman um einen Einzeltitel oder eine Serie mit mehreren Bänden handelt. Die Geschichte ist allerdings abgeschlossen und lässt nicht vordergründig auf eine Fortsetzung schließen. Das ist durchaus positiv, findet man doch besonders im Fantasy-Genre nur noch selten Einzelbände und muss sich meist auf Mehrteiler einstellen. "Im Königreich der Kälte" liefert gute spannende Unterhaltung, die nicht unbedingt nur in den Kinder- und Jugendbuchabteilungen zu finden sein sollte.


    4ratten

  • Meine Meinung:


    Light ist ein ganz besonderes Mädchen. Nicht nur, weil sie in einem großen Haus lebt, ihr Vater in der Arktis eine Forschungsstation betreibt und viel Wert auf die Ausbildung seiner Tochter legt. Sie ist auch ein Albinomädchen und hat einen Inuit namens Butler als besten Freund, Ausbilder und Hausdiener. Seit einigen Monaten gibt es kein Lebenszeichen ihres Vaters mehr. In seinem Weblog gibt es keine neuen Einträge und die Forschungsstation wurde verlassen aufgefunden. Am Tag der "Beerdigung in Abwesenheit einer Leiche" wird sie zuerst von einem Falken angegriffen und schließlich überfallen seltsame Gestalten das Haus des Mädchens. Nur mit Hilfe von Butler und dem plötzlich auftauchenden Tupilak, einem Lebewesen mit Haifischkopf und Eisbärenkörper, kann sie ihr Leben retten. Doch der Abend bietet noch mehr Aufregung: Tupilak erzählt, dass er von Setna, der Göttin des Meeres gesandt sei, um Light bei der Rettung ihres Vaters beizustehen. Dieser sei nämlich mitnichten tot, sondern vielmehr von dem unheimlichen Frost entführt worden. Und so macht sich Light in Begleitung von Butler, Tupilak und einem Schattenmädchen auf die Reise in die Arktis. Dort trifft sie auf weit seltsamere Gestalten und viele Abenteuer.


    "Königreich der Kälte" ist das sehr gelungene Debüt des Autors Nick Lake. Über die Mythen der Inuit ist hierzulande leider sehr wenig bekannt und so war das Buch für mich eine ganz neue Erfahrung. Schnell erlag ich der Faszination der fremden Wesen und gewann Light und ihre Freunde lieb. Obwohl es sich hier um ein Jugendbuch handelt, muss auch die manchmal unerwartete Brutalität erwähnt werden. Es gibt nicht wenige grausame und blutrünstige Szenen und die Altersempfehlung "ab 14" empfinde ich als gerechtfertigt. Sehr zartbesaitete Erwachsene und Jugendliche werden eventuell Schwierigkeiten mit dem Buch haben. Wenige Aspekte hat der Autor laut abschließender Danksagung für die Handlung seines Romanes angepasst und verändert, um "die Geschichte für junge Leser nicht zu unappetitlich werden zu lassen". Ich mag mir nach diesen Worten kaum vorstellen, wie blutrünstig die Inuit-Mythologie in Wirklichkeit ist.


    Ein großes Lob an den PAN-Verlag, der dieses Buch wunderbar gestaltet hat. Es gibt immer wieder Zeichnungen und wunderschön gestaltete Tagebucheinträge. Auch das Cover kann sich sehen lassen und passt perfekt zur Geschichte. "Im Königreich der Kälte" ist spannend und ich erlag sehr schnell dem Sog der Erzählung. Trotz der recht geringen Seitenzahl fühlte ich mich mit den Charakteren verbunden. Leider jagt der Autor den Leser auf den letzten Seiten durch den "Showdown" und so erschien mir das überhastete Ende etwas zu kurz geraten.


    Natürlich bietet Nick Lake nur einen kleinen Einblick in die großartige Welt der Sagen und Mythen der Inuit. Aber es ist eine faszinierende Welt, über die ich nun gerne mehr erfahren möchte. Ein frostiges Abenteuer, auf das ich mich sehr gerne eingelassen habe.


    4ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich hoffe ja eigentlich noch auf eine Fortsetzung ... Schön, dass dir dieses hübsche Buch auch so gut gefallen hat nimue! :winken:


    Ja, das Buch war wirklich klasse. Aber schon recht blutrünstig. Davon war ich anfangs etwas überrascht (hat mich aber nicht gestört). Hm, eine Fortsetzung wovon? Ich fand den Schluß eigentlich recht rund, oder?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ja, es ist abgeschlossen - ich würde aber trotzdem gerne wieder was über Light lesen :smile:


    Ich fand es ja auch heftig brutal teilweise (s. meine Rezi), war da auch sehr überrascht. Das englische Cover sieht auch gleich ganz anders aus mit den Blutstropfen ...


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  • Ach, das englische Cover ist ja interessant. So ähnlich dem deutschen und doch wirkt es nochmal ganz anders.


    Light fand ich zwar ziemlich klasse, aber mein Liebling war ja Tulugaq :herz:
    Ich habe übrigens ein bisschen recherchiert. Wusstest Du, dass



    Übrigens hast Du Dich in Deiner Rezi vertan: Tupilak war der Hai-Eisbär-Mensch :winken:


    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()


  • Oops, danke - habe es geändert. Es war früh am Morgen, als ich die Rezi tippte ;)


    Nein, ich wusste das nicht, was du im ersten Spoiler verpackt hast. Jedoch ist das Buch für mich jetzt auch schon wieder zu lange her, als dass ich noch genau wüsste, ob ich es vielleicht doch irgendwo gelesen habe.

  • Im Königreich der Kälte ist momentan meine Mittagspausen-Lektüre und ich habe nun den ersten Teil, der ungefähr hundert Seiten umfasst, gelesen. Anfangs habe ich mich mit dem Schreibstil etwas schwer getan, weil ich mit kurzen, abgehackt wirkenden Sätzen nicht warm werde, aber das hat sich inzwischen gebessert. Der Anfang verschwendet nur wenige Seiten darauf, die Ausgangssituation zu umreißen, die Ereignisse kommen schnell ins Rollen: Lights Vater wird vermisst, seit Monaten gab es kein Lebenszeichen mehr von seiner Forschungsstation in der Arktis. Schneller als gewöhnlich wird er für tot erklärt, was Light erstaunlich gut verkraftet, ihre inneren Schutzwälle führen zu einem fast distanziertem Umgang mit dem Verschwinden ihres Vaters. Insgesamt ist Light ein besonderes Mädchen, nicht nur weil ihre verstorbene Mutter eine Inuit und ihr Vater Forscher ist, sie ist auch ein Albino. Deshalb hat sie auch bereits früh Privatunterricht von ihrem Vater und dessen Freund und Angestelltem Butler erhalten, der auch ungewöhnliche "Fächer" beinhaltet. Insgesamt ist mir Light fast etwas zu besonders, zu abgeklärt - vielleicht hat Lake einfach zu dick aufgetragen, mal sehen, wie das im weiteren Verlauf wird.


    Am Tag, als das Begräbnis ohne Leiche stattfindet, überschlagen sich auch die Ereignisse: Light wird gleich mehrfach angegriffen, überall versammeln sich Vögel, ein seltsamer Fremder taucht auf und ein Schatten beginnt eine wichtige Rolle zu spielen. Außerdem erfährt Light, dass ihr Vater noch lebt und sie eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat, woraufhin sie mit Butler in die Arktis aufbricht...


    Meine anfängliche Einordnung in die Kategorie Jugendbuch aufgrund von Cover und Klappentext erscheint mir inzwischen unpassend. Zum einen gibt es die ein oder andere brutale Szene, aber vor allem scheint Rache ein zentrales Thema zu sein. Bisher kamen dazu teils recht extreme Ansichten vor.


    Mal sehen, was der weitere Verlauf bringen wird ...


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ein wenig weiter konnte ich lesen, inzwischen sind Light, Butler und der Fremde auf einem Eisbrecher unterwegs in die Arktis. Der Kapitän ist ein wenig gruselig, aber der erste Offizier versteht sich sofort mit Light und hat ein außergewöhnliches Talent für Inneneinrichtung. :breitgrins: Die Ruhe der Fahrt nutzt Lake dazu, ein paar Hintergrundinformationen einzustreuen - Legenden der Inuit, Berichte über die gescheiterte Franklin-Expedition. Da ich das Buch nach wie vor nur während der Mittagspause lese, komme ich nur langsam voran, bin aber ständig versucht, meine Pause auszudehnen. ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Da ich das Buch nach wie vor nur während der Mittagspause lese, komme ich nur langsam voran, bin aber ständig versucht, meine Pause auszudehnen. ;)


    Wie schön, dass es Dir gefällt. Für mich war das ja etwas ganz neues, weil ich über die Inuit vorher noch nie etwas gelesen hatte und ich war richtig fasziniert von den ganzen Sagen und Mythen. :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Für mich war das ja etwas ganz neues, weil ich über die Inuit vorher noch nie etwas gelesen hatte und ich war richtig fasziniert von den ganzen Sagen und Mythen.


    So geht es mir auch! Ein wenig irritierend finde ich nach wie vor die Brutalität der Mythen und die anscheinend gänzlich fehlende Moral. Das scheint auch Lake irritiert zu haben. ;)


    Zitat von S.178

    "Das ist ja eine scheußliche Geschichte", sagte Light.
    "Was ist die Moral davon?"
    "Die Moral?"
    "Ja. Was soll uns damit erklärt werden? Was sagt die Geschichte über richtiges Benehmen aus?"
    Arnie sah sie verständnislos an."Ich glaube, in unseren Geschichten gibt es keine Moral, höchstens vielleicht: Bleib immer schön bei der Sache, wenn du ein Ungeheuer aus verschiedenen Raubtieren zusammenbastelst."


    Die Brutalität spiegelt sich auch in der Geschichte wider, und die Ruhe der Fahrt ist inzwischen auch vorüber. Ich habe heute morgen den zweiten Teil beendet, der damit schloss, dass


    Eine Eigenschaft der Bösewichte, die auch schon ganz zu Beginn des Buches beschrieben wird, ist das "seitliche Blinzeln", das mit dem einer Katze verglichen wird. Bis ich darauf kam, was Lake meint, hat es ganz schön gedauert: die Nickhaut, das dritte Augenlied, das bei gesunden Katzen kaum zu sehen ist. Anscheinend sind die Figuren alle den Geschichten der Inuit entnommen, oder Lake hat ein paar passende Sagen hinzuerfunden, auf jeden Fall bin ich nun neugierig auf die Sagenwelt der Arktis.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich bin auch nicht mit dem Buch warm geworden.
    Es war sehr interessant mal etwas "anderes" zu lesen, denn ein fantasybuch in der Arktis ist für mich definitiv neu.
    Aber ich musste mich dann doch eher durcharbeiten statt das ich meine Freude daran hatte.


    Light war für ihr alter zu "alt" und nicht altersgerecht, Butler war zu wenig beschrieben, zu fad für mich. Alles in allem war es sehr öde trotz der sehr detailreich beschriebenen Tötungsszenen. Ich hatte den Eindruck das der Autor seine Grundidee nicht wirklich vertieft hat.

    Hinter den Wolken ist der Himmel blau.

  • Alles in allem hat mich das Buch sehr gut unterhalten, auch wenn ich ein paar Kritikpunkte habe. Eine ausführlichere Rezi wird es noch geben, hoffentlich kann ich mich bis dahin zu einer Bewertung durchringen. ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Meine Meinung
    Im Königreich der Kälte überzeugt auch Leser wie mich, die um Fantasy eher einen Bogen machen. Light hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Auf der einen Seite war sie oft sehr kindlich, gerade was ihre Vorstellungen von Richtig und Falsch angeht. Auf der anderen Seite war sie aber auch sehr abgebrüht und hatte keine Probleme, sich auf die ständig wechselnden Umstände einzulassen. Eine interessante Kombination.


    Ich bin mir auch nicht sicher, ob das Buch wirklich ein Jugendbuch ist. Die Art, wie die Geschichte erzählt und dass vieles nur angedeutet wird passt durchaus in das Genre. Auf der anderen Seite finde ich die Handlung sehr komplex für ein Jugendbuch. Aber ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was man jüngeren Lesern alles zutrauen kann :zwinker:
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.