Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Es ist zwar ausdrücklich als Roman deklariert, aber ich habe den Eindruck, der autobiographische Anteil ist bei weitem ausreichend, um es in diese Kategorie zu packen.
Kambalu stammt aus Malawi, der Vater hatte zwar eine medizinische Ausbildung, blieb aber zeitlebens auf Hilfsarztstellen oder im Verwaltungsbereich. Ersteres war für die insgesamt zehnköpfige Familie (Kambalu ist das fünfte der Kinder) durchaus vorteilhaft, vor allem, wenn die Stelle sich mal wieder in einer abgelegeneren Ecke Malawis befand. Dann wurde nämlich der Haushalt durch Krankenhausbetten aufgewertet und die Familienküche durch „Lebensmittelzuschüsse“ bereichert. Eine Leidenschaft des Vaters waren Bücher, und Samson begann schon früh, sich auch durch philosophische Werke zu lesen, mit 12 entwarf er seine eigene Religion. Deren Erklärung versuche ich lieber nicht, wen es interessiert, der kann es auf seiner Website nachlesen: Holyballism.
Wie so oft bei Kindern wechselten auch bei Samson die Berufswünsche anfänglich recht häufig, aber irgendwann kristallisierte sich eine Verbindung zur Kunst heraus. Der konnte er allerdings in der Schule kaum nachgehen, denn die Kamuzu Academy, für die er als erstes Mitglied der Familie zugelassen wurde, legte Wert auf andere Fächer, sollte doch nach dem Willen des Schulstifters und ersten Präsidenten Malawis, Hastings Kamuzu Banda, hier die künftige Elite des Landes ausgebildet wurde. Den Absolventen waren Universitätsplätze, auch im Ausland, quasi sicher.
Kambalu nahm nach dem AIDS-Tod seines Vaters sein Erbe, um nach Südafrika zu gehen und sich dort als Künstler zu etablieren, womit er aber grandios scheiterte. Zurück in Malawi versuchte er sich daran, Konzeptkunst „hoffähig“ zu machen. Seine Arbeiten brachten ihm ein Stipendium in Amsterdam ein, und von dort war es nur noch ein kleiner Schritt nach Großbritannien.
Kambalu erzählt mit viel Witz und vor allem Selbstironie, was ihn ausgesprochen sympathisch wirken läßt. Inwieweit alle Anekdoten nun der Wahrheit entsprechen oder einfach gut für dieses Buch erfunden wurden, lasse ich dahingestellt, es spielt letztlich auch keine Rolle. Die großen Züge der Entwicklung dürften stimmen. Erfreulich auch, daß Kambalu sehr ehrlich mit seinen Themen ist, vor allem, wenn es um den Vater geht, mit dem er sich – vorsichtig formuliert – nicht gut verstand. Seine Rückkehr aus Südafrika nach Malawi hätte in dieser Form sicher nicht stattgefunden, wenn die Mutter vor dem Vater an AIDS gestorben wäre. Bei all dem bekommt man einen guten Eindruck vom Leben einer Familie, die Mittelstand sein sollte, es aber wegen der mangelhaften Bezahlung der Staatsbediensteten nie sein kann. Wie man dabei trotzdem Künstler werden kann, war faszinierend zu beobachten, und ist zugleich ein Beweis dafür, daß Kunst wohl wirklich etwas mit Berufung zu tun hat – oder zumindest haben sollte.
Schönen Gruß,
Aldawen