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Inhalt: Eines Tages erschüttert ein Heulen, ein Brüllen und Kreischen den kleinen Ort Yanshi. Die Einwohner schwanken zwischen Neugier und Entsetzen, bis sich herausstellt, daß Lin Lizhou die Quelle ist. Sie ist offensichtlich verrückt geworden. Aber wie konnte es dazu kommen? Noch ein Jahr zuvor lebte sie still an der Seite ihres Mannes Wong Feng, eines Bauern, und ihrer beiden Töchter. Die Familie ist nicht reich, aber es plagen auch keine finanziellen Sorgen. Wong Feng fehlt zu seinem Glück nur ein Sohn, den ihm die Geburtenkontrollpolitik Chinas jedoch verbietet. Als er erfährt, daß die Strafe für die Mißachtung dieser Regelung 3000 Yuan beträgt, beginnt er zu rechnen: Die Ersparnisse sollten das eigentlich decken. Lin Lizhou wird tatsächlich wieder schwanger, nun muß der Arzt aber teuer bezahlt werden, um das Geschlecht des Kindes zu bestimmen, und zu Wong Fengs Freude wird es der ersehnte Sohn. Die vielen notwendigen Ausgaben haben viel Geld verschlungen, und nun reicht der Rest nicht mehr für die Strafe. Zu allem Unglück verpaßt er auch noch die Zahlungsfrist, weil sein bester Freund durch eine Intrige des Bürgermeister ins Gefängnis kam. Über all dem bahnt sich die langsam aber unerbittlich die Katastrophe an, die Lin Lizhou in den Wahnsinn treiben wird ...
Meine Meinung: Es hat schon etwas Bestechendes, wie der Bauer Wong Feng daran scheitert, seinen Lebenstraum erfüllt zu sehen. Der Abstieg beginnt in dem Moment, in dem er glaubt, andere – vor allem den Bürgermeister und den Arzt – für sein Vorhaben einspannen und benutzen zu können. Die Tatsache, daß sein Freund als regimekritisch gilt, hilft ihm dabei natürlich auch nicht gerade. Und so ahnt man früh, daß das vermeintliche Glück – der endlich geborene Sohn – sich als Unglück entpuppen wird.
Kaum einmal hatte ich den Eindruck, daß die Personen wirklich anders hätten handeln können, um damit ihr Schicksal in eine andere Richtung zu lenken, die Entwicklung wirkt daher ziemlich zwangsläufig. Allerdings muß man dafür das Verhalten der Charaktere auf Basis ihrer wenigen vermittelten Überlegungen akzeptieren, der schmale Umfang des Romans erlaubt leider keine tiefergehenden psychologischen Studien oder Einblicke in die Gedankenwelt, die den Entscheidungen zugrundeliegt. Vor allem Lin Lizhou hat eine sehr passive Rolle, was realistisch sein mag, mir jedoch trotzdem sehr fremd ist. Hier stoße ich – trotz eines spanischen Autors – an meine üblichen Grenzen des Verständnisses ostasiatischer Mentalität.
Interessant daran ist daher vor allem, daß der Roman laut Nachbemerkung des Autors teilweise auf realen Ereignissen des Jahres 1994 in einer Ortschaft der Provinz Henan basiert. So verständlich das Bemühen der chinesischen Regierung um Kontrolle des Bevölkerungswachstums auch sein mag, hier wird der Blick einmal auf die zerstörerischen Auswirkungen dieser Politik gelenkt und diese damit auch in Frage gestellt.
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Schönen Gruß,
Aldawen