5 – Seite 281 bis 371 (Teil III; Kapitel 16-19)

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  • Hier wollen wir uns zum o. a. Abschnitt austauschen, Spoilermarkierungen sind daher nicht erforderlich.

  • Mit dem 16. Kapitel ändert sich der Erzählstil. Bisher haben wir Younes' Leben im Zeitraffer begleitet, jetzt nimmt sich der Autor die Zeit, Younes' Gefühlswelt offen zu legen. Er vereinsamt zusehends, fühlt sich ausgerenzt und nicht akzeptiert. Seine alten Freunde leben ihr eigenes Leben, da ist kein Platz für den Jugendfreund, der sowieso nie so ganz dazu gehört hat. Er wird für Dinge gestraft, die er gar nicht verschuldet hat und man bleibt unversöhnlich. Die Welt, in der er groß geworden ist, wird ihm immer fremder. Da ist es nachvollziehbar, dass er sich, derart menschlich enttäuscht, wieder an seine Wurzeln erinnert und Verbindung zu den Menschen im Schatten sucht.
    Sosa wirft er in einem wilden Ausbruch die satte Arroganz des Kolonialherren vor, der seinen Wohlstand auf dem Elend der Menschen gründet. Eine sehr ungewöhnliche Reaktion für den sonst so zurückhaltenden Younes, aber der Ausdruck eines neuen Selbstwertgefühls.


    Ob Émilie unter der Entwicklung ähnlich leidet wie Younes bleibt im Dunkeln. Es scheint Harmonie in ihrer Ehe zu geben. Hat sie sich mit den Verhältnissen arrangiert und gibt sich Mühe, das beste daraus zu machen oder waren ihre Gefühle für Younes doch nicht so tief, wie sie behauptet hat. Émilie bleibt mir ein Rätsel und meine Gefühle für sie sind weiterhin ambivalent.


    Jean-Christophe und Isabelle haben sich am Ende dann doch gefunden, was mich freut. Beide sind deutlich reifer und ernsthafter geworden und ihre Beziehung scheint auf soliden Beinen zu stehen.

  • Ja, der Stil ändert sich auffallend. Man erfährt mehr über Younes Gedanken und Gefühle, was es für mich leichter macht, Verständnis für ihn aufzubringen. In gleichem Maß wird die Geschichte auch wieder interessanter. Es steht zwar immer noch hauptsächlich die Liebesgeschichte im Mittelpunkt (oder besser gesagt die Nicht-Liebesgeschichte), aber dieses Hin und Her von Émilie innerhalb der Clique ließ, so wie es erzählt wurde, das Niveau verflachen.


    Unverständlich ist für mich, dass Jean-Christophe ausgerechnet auf Younes so aggressiv reagiert, obwohl doch Fabrice und Simon viel engere Beziehungen zu Émilie hatten bzw. haben. Dahinter steckt sicher mehr als nur Eifersucht aus liebestechnischen Gründen.

  • Ihr habt zwar recht damit, daß man mehr von Younes' Gedanken und Gefühlen erfährt, aber das macht ihn mir keineswegs sympathischer. Er ist ein schwacher Mensch, unfähig, auch nur die kleinste Entscheidung über sein Leben zu treffen, erwartet, daß andere das irgendwie für ihn tun, tun sie etwas, ist es ihm auch nicht recht, tun sie es nicht, ist er beleidigt, wenn sich sein Umfeld genervt und enttäuscht von ihm abwendet. Das wird besonders deutlich an seinem stummen Nebeneinanderherleben mit Germaine. Es mag ungerecht sein, aber ich kann mit ihm kein Mitleid haben, sondern nur Verachtung empfinden. Er hätte Möglichkeiten ohne Ende, sein Leben zu gestalten und sich wo und wie auch immer zu positionieren, aber diese Passivität, dieses Phlegma macht mich ganz aggressiv. Normalerweise sind solche Hauptpersonen in einem Roman für mich ein Abbruchgrund, ich ertrage solche Menschen einfach nicht. Da es sich ja aber schließlich um einen Roman handelt, will ich mal davon ausgehen, daß Khadra sich etwas bei der Gestaltung von Younes als Charakter gedacht hat, allerdings frage ich mich, was das sein könnte? Was will Khadra mit oder an diesem Typen eigentlich zeigen? Es ist mir schleierhaft.



    Unverständlich ist für mich, dass Jean-Christophe ausgerechnet auf Younes so aggressiv reagiert, obwohl doch Fabrice und Simon viel engere Beziehungen zu Émilie hatten bzw. haben. Dahinter steckt sicher mehr als nur Eifersucht aus liebestechnischen Gründen.


    Ja, das würde ich auch vermuten. Möglicherweise nagt auch immer noch irgendwie die vor Urzeiten erzwungene Entschuldigung an ihm, aber selbst das wäre kaum eine ausreichende Erklärung. Zwar hat Jean-Christophe nie so explizit anti-arabische Einstellungen vertreten wie André, was aber nicht heißt, daß er Andrés Ansichten nicht doch heimlich teilt.

  • Auf mich macht Younes bzw. Jonas immer mehr einen etwas abgehobenen Eindruck. Er hält sich stets passiv im Hintergrund, macht seine Sorgen mit sich selbst aus, ohne seine Umwelt in irgendeiner Form daran teilhaben zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass gerade diese Haltung seine Freunde provoziert, denn je weniger er selbst tut, umso radikaler wenden sich seine Mitmenschen gegen ihn. Jeder scheint die Wut über eigene Schwierigkeiten und Probleme gerne auf ihn abzuwälzen. Unverständlich fand ich den langfristigen und tiefgründigen Hass ihm gegenüber, der sich bei Jean-Christophe festgesetzt hat. Und von Simons Beteuerung, er würde sein letztes Hemd für Jonas geben, ist in der Praxis recht wenig zu merken.
    Über die allgemeine Situation in Algerien erfährt man in diesen Kapiteln mehr, und auch hier würde Jonas am liebsten in der stillen Beobachterrolle verharren, wäre da nicht Djelloul, der sich an ihn erinnert und ihn unfreiwillig in eine politische Aktion verwickelt.


    Je mehr sich die Freunde in Rio von ihm abwenden, umso stärker macht er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und nach alten Bekannten.Auch wenn Jonas viel von seinen Gedanken preis gibt, kann ich seine Beweggründe und Argumente oft nicht nachvollziehen. Auch seine fortwährende Suche nach Émilie ist für mich nicht so recht verständlich. Sie hat sich ja mehrmals von ihm abgewendet, aber er kann es einfach nicht dabei bewenden lassen.


    So ganz schlüssig bin ich mir nicht, was es mit dem Schluss dieses Abschnitts auf sich hat, als Djelloul meinte, seine Schuld Jonas gegenüber damit zu begleichen, wenn er ihm Jean-Christophe ausliefert oder übergibt (da kann ich nicht recht einordnen, was diese Szene eigentlich bewirken sollte)

    Liebe Grüße<br />Susanne

  • Dieser Abschnitt hat mir dann auch nicht sehr viel besser gefallen, als der vorhergehene. Younes bleibt passiv, wie gewohnt und sein Leben treibt so vor sich hin.
    Als Djelloul zu ihm kommt und ihn in das "Kriegsgeschehen" hineinzieht, lässt er das widerstandslos zu, sonst lässt er die Freiheitskämpfe im Land recht gleichgültig geschehen, ohne dass man jemals seine Meinung erfährt.
    Ehrlich gesagt kann ich mich schon gar nicht mehr so genau daran erinnern, was in diesem Abschnitt passiert ist, da er mich doch sehr gelangweilt hat und ich das Buch nur noch hinter mich bringen wollte :redface:

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  • Ehrlich gesagt kann ich mich schon gar nicht mehr so genau daran erinnern, was in diesem Abschnitt passiert ist, da er mich doch sehr gelangweilt hat und ich das Buch nur noch hinter mich bringen wollte :redface:


    Kein Grund sich zu schämen, das ging vermutlich den meisten (allen?) hier so :zwinker: