6 – Seite 375 bis Ende (Teil IV)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 8.536 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Hier wollen wir uns zum o. a. Abschnitt austauschen, Spoilermarkierungen sind daher nicht erforderlich.

  • Èmilie ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben und diese Unversöhnlichkeit kann ich nicht begreifen. Ich bin einigermaßen ratlos.

  • Hm, ich weiß auch nicht recht, was ich von diesem Ende halten soll. Die Zeit und das Alter hat offensichtlich einige Wunden geheilt, man kann wieder normal miteinander reden und sogar in Erinnerungen schwelgen. Das kann ich sogar nachvollziehen. Das gilt nicht für die Aussage auf der Buchrückseite, daß dies „ein großes Epos über die Sehnsucht zwischen zwei Welten“ sei. Es ist eine im Grunde recht banale Geschichte über zwei Menschen, die nicht zusammenkommen können, aber nicht, weil sie aus verschiedenen Welten kommen, sondern weil der eine unfähig ist zu reden und Entscheidungen zu treffen und die andere darüber verbittert und abweisend wird. Das könnte genausogut in Hintertupfingen passieren. Schade, aus der ganzen Konstellation hätte sich mehr machen lassen, aber dafür hätte es eines anderen Protagonisten bedurft.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()


  • Es ist eine im Grunde recht banale Geschichte über zwei Menschen, die nicht zusammenkommen können, aber nicht, weil sie aus verschiedenen Welten kommen, sondern weil der eine unfähig ist zu reden und Entscheidungen zu treffen und die andere darüber verbittert und abweisend wird.


    Wenn der eine reden will, will der andere nicht und umgekehrt. Wenn sie doch nur zur selben Zeit das Bedürfnis nach einer Aussprache gehabt hätten. Das macht für mich nur Sinn, wenn ich Younes und Émilie als Symbol für Orient und Okzident verstehe. Die können auch nicht wirklich miteinander reden und kommen sich so nicht näher, obwohl sie es sich wünschen.

  • Wenn der eine reden will, will der andere nicht und umgekehrt.


    Ich bezweifle, daß Younes es überhaupt je könnte, selbst wenn er will. Das beweist er ja mehrfach. Daher ist eine Kommunikation natürlich auch nur schwer möglich.



    Das macht für mich nur Sinn, wenn ich Younes und Émilie als Symbol für Orient und Okzident verstehe. Die können auch nicht wirklich miteinander reden und kommen sich so nicht näher, obwohl sie es sich wünschen.


    Hm, ja, könnte man so sehen, aber das wirkt dann auf mich trotzdem etwas an den Haaren herbeigezogen, so wie es umgesetzt ist.


  • Hm, ja, könnte man so sehen, aber das wirkt dann auf mich trotzdem etwas an den Haaren herbeigezogen, so wie es umgesetzt ist.


    Das finde ich auch. Mich hat das Ganze sehr unzufrieden zurück gelassen.

  • Menschen wie Émilie und Younes gibt es im wirklichen Leben auch, allerdings sind das meist Leute, die ständig ihr Pech und Unvermögen bejammern. So betrachtet sind mir unsere beiden Protagonisten, die im Stillen leiden, noch sympathischer. Aber es geht mir trotzdem nicht in den Kopf, dass man jahrzehntelang nicht in die Gänge kommt und keine ultimative Aussprache führt, durch die man dann entweder zusammenfindet oder einen Strich unter die Geschichte macht und sein Glück anderweitig sucht, so weit das eben möglich ist.


    Younes zumindest hat eine andere Frau gefunden, sie ist es ihm aber nicht wert, auch nur mit einem Wort in seiner Lebensgeschichte erwähnt zu werden. Lediglich zwei Enkelkinder, die durch öffentliche Leistungen glänzen, werden genannt, wobei wir wieder bei dieser Geschichte von Stolz und Ehre wären. Dass Younes und Émilie sich sozusagen nur um einen Tag verfehlt haben, ist natürlich fatal, aber es würde zu der negativen Grundstimmung des Buches fast nicht passen, dass es happy endet. Dem wurde wohl in der Versöhnung mit Jean-Christophe genügend Rechnung getragen.


    Die allgemeine Versöhnung im letzten Teil kam mir auch etwas unwirklich vor. Jahrelang hasst man sich oder feindet sich zumindest an, und plötzlich, anlässlich der Beerdigung, trifft man sich wieder und sämtliche Ressentiments sind wie weggewischt. :rollen: Sollte das die Erkenntnis sein, dass man sich im Alter auf das Wesentliche besinnen und seinen Feinden vergeben soll? Younes war zwar nie derjenige, der auf Dauer Aversionen gehegt hat, aber bei seinen Freunden und Bekannten anderen waren doch einige, deren Sinneswandel mir seltsam vorkommt.


    Das gilt nicht für die Aussage auf der Buchrückseite, daß dies „ein großes Epos über die Sehnsucht zwischen zwei Welten“ sei. Es ist eine im Grunde recht banale Geschichte über zwei Menschen, die nicht zusammenkommen können, aber nicht, weil sie aus verschiedenen Welten kommen, sondern weil der eine unfähig ist zu reden und Entscheidungen zu treffen und die andere darüber verbittert und abweisend wird.


    Als zwei unterschiedliche Welten empfand ich das absolut nicht, weder Orient/Okzident noch Mann/Frau. Es waren wirklich schlicht zwei Menschen, die nicht überzeugt werden wollten oder nie den richtigen Zeitpunkt trafen. Leider sind neben der Liebesgeschichte einige interessanten Themen und Gelegenheiten untergegangen.


    Aber es war/ist eine interessante Leserunde!

  • "Manches Schweigen sollte man besser nicht stören" schreibt Émilie in ihrem einzigen Brief, den Jonas nach ihrem Tod liest. Das Schweigen war meiner Meinung das wirkliche Problem zwischen den beiden, nicht die Tatsache, dass sie verschiedenen Völkern angehörten. Wie zwei Menschen so dauerhaft, quasi ein ganzes Leben lang, aneinander vorbei reden bzw. agieren können, ist mir ein Rätsel, besonders in diesem Fall, denn sie lieben einander ja! Ich kann das irgendwie nur sehr schlecht nachvollziehen, da ich selbst mein Herz recht locker auf der Zunge trage. Kümmernisse und Probleme müssen geklärt werden und zwar zu Lebzeiten! Ich finde es einfach unglaublich, wie sich Émilie aus der Affäre gezogen hat, ihren Brief und gleichzeitig damit ihre Vergebung quasi aus dem Jenseits geschickt hat. Ich gebe zu, dieses Ende läßt mich aufgewühlt und unzufrieden zurück. :grmpf:


    Aber trotz aller Kritik bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, denn die Sprache hat mir gut gefallen, und ein klein wenig (leider zu wenig) habe ich doch über die Algerische Geschichte dazu gelernt.

    Liebe Grüße<br />Susanne


  • Es ist eine im Grunde recht banale Geschichte über zwei Menschen, die nicht zusammenkommen können, aber nicht, weil sie aus verschiedenen Welten kommen, sondern weil der eine unfähig ist zu reden und Entscheidungen zu treffen und die andere darüber verbittert und abweisend wird. Das könnte genausogut in Hintertupfingen passieren. Schade, aus der ganzen Konstellation hätte sich mehr machen lassen, aber dafür hätte es eines anderen Protagonisten bedurft.


    Das bringt es für mich eigentlich ganz gut auf den Punkt! Diese ganze "Liebesgeschichte" zwischen Younes und Émilie ist recht banal und hätte auch in jedem anderen Land und zu jeder anderen Zeit passieren können.



    Younes zumindest hat eine andere Frau gefunden, sie ist es ihm aber nicht wert, auch nur mit einem Wort in seiner Lebensgeschichte erwähnt zu werden.


    Das hat mich sehr überrascht und auch befremdet, dass diese Frau nicht mit einem Wort erwähnt wurde.


    Dieses Friede, Freude, Eierkuchen Ende hat mir dann auch nicht wirklich gepasst. Émilie hat es sich dann doch noch anders überlegt und schreibt Younes in ihren letzten Tagen einen Brief, die alten Freunde treffen sich in Frankreich wieder und sogar Jean-Christophe lässt sich dazu hinreißen, Younes am Flughafen zu treffen, bzw. wird er von Isabelle gezwungen.


    Das Buch hat mir in der ersten Hälfte sehr gut gefallen, die zweite Hälfte fand ich dafür recht langweilig und banal, eigentlich schade. Aber mir hat diese Leserunde trotzdem sehr viel Spaß gemacht!

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  • So ging es mir auch. Es fing richtig gut an und wurde immer flacher. Schade eigentlich. Ich bedaure aber nicht, das Buch gelesen zu haben, denn es gab Passagen, die wirklich gut waren und unter die Haut gingen.


    Davon mal abgesehen fand ich die Lesrunde sehr schön und hat mir viel Spaß gemacht. Vielen Dank dafür an alle.


  • So ging es mir auch. Es fing richtig gut an und wurde immer flacher.


    Ja, das Anfangsniveau ging recht schnell verloren. Daher kann ich auch nur feststellen: Das beste an diesem Buch war die Leserunde :winken:

  • Ich finde es einfach unglaublich, wie sich Émilie aus der Affäre gezogen hat, ihren Brief und gleichzeitig damit ihre Vergebung quasi aus dem Jenseits geschickt hat.


    Mich würde interessieren, wie die Geschichte aus Émilies Sicht aussehen würde. Es geht mir nicht in den Kopf, dass sich zwei Menschen über Jahre hinweg so verhalten, nur weil sie schüchtern oder stolz sind. Wenn Khadra seine Figuren so agieren lässt, muss er Hintergedanken gehabt haben. Schade, dass er das den Lesern vorenthält, auch wenn er andererseits damit Anlass für Spekulationen schafft. Das wäre mal ein Fortsetzungsband der anderen Art, aus der Perspektive eines anderen Protagonisten.

  • Mich würde interessieren, wie die Geschichte aus Émilies Sicht aussehen würde. Es geht mir nicht in den Kopf, dass sich zwei Menschen über Jahre hinweg so verhalten, nur weil sie schüchtern oder stolz sind. Wenn Khadra seine Figuren so agieren lässt, muss er Hintergedanken gehabt haben. Schade, dass er das den Lesern vorenthält, auch wenn er andererseits damit Anlass für Spekulationen schafft. Das wäre mal ein Fortsetzungsband der anderen Art, aus der Perspektive eines anderen Protagonisten.


    Ja, da hätte mich Émilies Meinung und Sichtweise auch sehr interessiert. Aber genauso, wie Jonas seinen Mitmenschen im Roman viel vorenthält, so macht es auch der Autor mit seinen Lesern. Vielleicht ist das auch eine Mentalitätssache.

    Liebe Grüße<br />Susanne

  • Ich habe hier schon das nächste Buch von Yasmina Khadra liegen und bin gespannt, ob es stilistisch unserem LR-Buch ähnelt. Falls ja, wird es mein letzter Khadra gewesen sein.

  • Das subt bei mir auch noch.


    Ich habe das Buch schon gelesen und fand es eigentlich ganz gut. Es ist auch ganz anders als "Die Schuld des Tages an die Nacht", also besteht noch die Chance, dass es euch gefallen könnte :zwinker:

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  • Ich bin wohl die letzte, hab´s nun endlich am Sonntag abgeschlossen, nachdem es tagelang auf meinem Nachttisch lag und ich mich nicht aufraffen konnte, weiterzulesen. Das Ende ist jawohl echt furchtbar, alles löst sich in Wohlgefallen auf, passt für mich nicht so wirklich zum Rest des Buches.

  • Kein Wunder, dass man sich nicht aufraffen kann, wenn man sich die Hälfte des Buches nur gelangweilt hat. Aber es ist schon erstaunlich, dass wir uns in der Bewertung so einig sind, während der Rest der außerforischen Leserschaft das genaue Gegenteil empfindet.