Jack Vance - Jenseits der Leere

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Trugbild.

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    Inhalt
    In einer fernen Zukunft gelingt es dem jungen Myron, dem ihm von seinen Eltern zugedachten Spiesser-Leben zu entkommen und reist als Besatzungsmitglied auf einem Transport-Raumschiff zu verschiedenen von Menschen besiedelten Planeten.


    Meinung
    Jack Vance gilt als Altmeister der Science Fiction. Auf ihn aufmerksam geworden bin ich durch die Widmung in Dan Simmons "Die Hyperion-Gesänge", wo er von Simmons als größten aller Weltenerschaffer bezeichnet wird.
    Ganz offensichtlich war es ein Fehler, mich für einen so neuen Roman von Vance zu entscheiden. Tatsächlich wirkte das Buch auf mich vielmehr wie ein angestaubter Entwurf aus früheren Jahrzehnten, auf den er vielleicht zurückgegriffen hat, um die Nachfrage zu befriedigen und etwas Neues veröffentlichen zu können (das soll keine konkrete Unterstellung sein, sondern vielmehr beschreiben, wie ich das Buch empfunden habe).
    Die Geschichte wirkt altbacken und bedient nur Science Fiction-Klischees, die es schon in unzähligen anderen Büchern gibt. Auch eine brauchbare Rahmenhandlung sucht man vergeblich.


    Dazu kommt eine geballte Ladung an sprachlichen Unzulänglichkeiten oder Patzern und logischen Fehlern, zu denen ich ein paar Beispiele nenne:


    - Sämtliche Charaktere in diesem Buch sprechen die gleiche Sprache auf die genau gleiche Art und Weise - leicht hochgestochen und beinahe übertrieben höflich. Das passt sehr gut zur Hauptfigur Myron und dessen Tante, die in der entsprechenden Gesellschaftsschicht verkehren - wirkt aber völlig deplatziert, wenn sie von wilden Kannibalen gesprochen wird, die nur darauf warten, unvorsichtige Touristen häuten zu können. Das trägt wesentlich dazu bei, dass alle Charaktere flach und konturlos bleiben. Es ist mir rätselhaft, wie ein gestandener Autor so schreiben kann.


    - Ein "spitz zulaufender Zylinder" ist meines Wissens nach kein Zylinder, sondern ein Kegel. Das kann aber auch ein Fehler des Übersetzers sein.


    - Wenn sich der Transporter auf einem Planeten von Kontinent zu Kontinent bewegt, werden unterschiedliche Zeitzonen komplett ignoriert. Das Raumschiff startet am späten Nachmittag, und kommt wenig später am Abend auf einem anderen Kontinent an.


    - Im Buch wird erklärt, dass der Schiffscomputer die Tag-Nacht-Phasen an Bord so steuert, dass sie sich auf dem langen Flug durch den Weltraum langsam so verschieben, dass bei der Ankunft kein Jetlag entsteht. Das wird zum einen dadurch völlig hinfällig, dass sich das Raumschiff eben oft auch auf dem Planeten über beträchtliche Distanzen von Raumhafen zu Raumhafen bewegt - und zum anderen widerspricht es der Antriebsbeschreibung zu Beginn des Buches, wo erklärt wird, dass man sich mit Überlichtgeschwindigkeit einem Planeten nur "ungefähr" nähern und den exakte Ankunftsort nicht im voraus ermitteln kann (was genau betrachtet die Raumfahrt zudem zu einem verdammt gefährlichen Unternehmen macht :) )



    Ein paar nette Beschreibungen von Planeten und ihren Eigenarten verleiten mich dazu, neben dem Minimum von 1 Ratte wenigstens noch ein Mäuschen zu vergeben.

    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Mich wundert ehrlich gesagt die heute weit verbreiteteHaltung (u. a. bei amazion REzis), in Science fiction und Fantasyromanen nahc Logikfehlern zu suchen.
    Die wenigsten Autoren können sich vorher ein ganzes Fachgebiet anlesen oder gar ausdenken (Science fiction eben), das dann komplett stringent ist - sonst könnten sie ja gleich Wissenschaftler oder Erfinder sein!


    Grobe Logibkfehler INNERHALB der Handlung sollte es natürlich nicht geben 8das berühmte "er war wohl noch nicht *richtig* tot"), aber wie will man als Laie eine Zukunft nur mit logischen und möglichen Technologien bspw. beschreiben?


    Man wundert sich ja auch selten, dass z. B. fast nie Toiletten und Ähnliches in der Zukunft beschreiben oder deren Benutzung erwähnt wird; da sagt man ja auch nicht, es kann nicht sein, dass der Protagonist während der ganzen Handlung nie aufs Klo musste!


    Ich glaube, man erwartet heute von vielen Autoren zu viel; man darf nicht *nur ein Buch schreiben*, nein, man muss es auch perfekt recherchiert haben - wehe, ein Experte findet einen Fehler - und neue, ferne Technologien oder Gesellschaften müssen vollständig glaubhaft sein.
    Das wird aber wirklich nur sehr, sehr selten gelingen!


    LG,
    Susan

  • Es ist keine "Haltung", nach Logikfehlern zu suchen. Ich suche nicht bewusst danach. Wenn Dir z.B. jemand ein Bild von einer Stadt mit Eifelturm im Hintergrund zeigt und Dir sagt, dass das Bild Rom darstellt, dann musst Du ja auch nicht bewusst nach dem Fehler suchen, oder?
    So geht es mir jedenfalls - ich versuche halt, in die Geschichte einzutauchen, mir alles bildlich vorstellen und da stören solch grobe Patzer einfach. Wenn ich mir einen Kannibalen vorzustellen versuche, der das Vokabular eines Akademikers bemüht, dann hab ich einfach ein Problem.


    Und nein, ich erwarte von den Autoren heute nicht zu viel - ich erwarte das, was schon unzählige gute Autoren mit Bravour geschafft haben: eine Welt ohne gravierende Widersprüche zu schaffen.

  • Es gibt übrigens noch eine Fortsetzung.


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    Ich suche auch nie nach irgenwelchen (Logik)Fehlern in SF Romanen. Aber manche sind halt so offensichtlich (wie die Sache mit dem Eiffelturm), dass sie einem einfach ins Auge springen. Und wenn sie dem Leser schon ins Auge springen, dann frage ich mich jedesmal, warum sie dem Autoren oder auch dem Lektoren nicht bewußt geworden sind.


    Das hat dann aber nichts mit Fehlersuche zu tun. Da muss ich Trugbild zustimmen.

  • Danke für den Hinweis, vallenton. Hatte das dann auch entdeckt, dass es eine Fortsetzung gibt. Allerdings reizt mich die natürlich nicht wirklich. :) Es gab in der Handlung im ersten Band einfach ein zu wenig interessantes Ziel. Meiner Meinung nach gab es eigentlich überhaupt kein wirkliches Ziel, sondern war nur ein Rumgegurke im Weltraum - aber dafür gibt es ja extra diese Szene mit dem Gespräch unter den Raumfahrern, wo explizit jeder in aller Deutlichkeit sagt, was er als sein persönliches Ziel ansieht... aber die Sache mit Myron scheint mir dann doch zu irrelevant: diese Geschichte mit seiner Tante scheint ihn ja überhaupt nicht zu belasten, sie ist kaum je Thema. Tatsächlich steht er ja eigentlich besser da als vorher. Da sehe ich keine Motivation, irgendetwas anderes als den IST-Zustand zu erreichen.


    Ich werde sicher nochmals was von Vance lesen - werde mich aber sicher erstmal an den Werken aus dem Zenit seines Schaffens orientieren.