Javier Marías - Dein Gesicht morgen

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  • Javier Marías - Dein Gesicht morgen. 3 Bände.


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    Der dritte Band, im Original bereits 2007 erschienen, ist auf dem deutschen Markt nach dem Tod der Übersetzerin Elke Wehr mit einem Jahr Verspätung im Verlag Klett-Cotta erschienen.


    Auch wenn ich meine eigenen Eindrücke im folgenden noch kurz zusammenfassen werde, habe ich im Deutschlandfunk einen Beitrag über diesen 3. Band entdeckt, der mit vielen Textausschnitten und zudem hervorragender Kritik das Wesen der Literatur dieses außergewöhnlichen Schriftstellers beschreibt.


    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1151585/


    Ich empfehle das Hören der 20 Minuten langen Sendung zum Buch der Woche, die jedoch nur kurze Zeit zur Verfügung steht. Alle späteren Leser müssen sich mit dem Textmanuskript begnügen.


    Marías selber sagt, dass er hier keine Trilogie geschrieben habe, sondern einen einzigen Roman mit 1600 Seiten, die in 3 Bänden erschienen ist. Aufgrund der großen Lesepause nach Band 2 fällt es nicht leicht, sich in alle Figuren wieder hineinzudenken. Marias zeichnet sich vor allem durch seine Sprache aus, seine Sätze mäandern nicht selten über 1,5 Seiten, ein einziger Gedanke wird über 20 Seiten ausgewälzt, in den ersten 230 Seiten des 3. Bandes passiert nicht mehr als dass sich zwei Männer am Abend unterhalten. Dennoch weiß Marias wie man Spannung aufbaut, insbesondere der 2. Band, den ich für seinen besten halte (die FAZ hat ihn seinerzeit reichlich kritisch betrachtet, nun beim 3. Band lobt sie das Gesamtwerk als Meisterleistung), gibt es zahlreiche spannungsbeladene Elemente. Marias ist auch ein Meister der Darstellung von etwas "schlüpfrigen" Szenen, im 2. Band der Besuch eines Mannes in der Damentoilette, im 3. Band ein Abend des Protagonisten Jaime mit seiner Geheimdienstkollegin. Wie er in solchen Szenen Erotik aufkommen lässt, das ist wahrlich meisterhaft. Plattitüden sucht man bei Marias vergeblich.


    Der 3. Band behandelt sehr viele ernste gesellschaftspolitische Themen, Gewalt und Krieg stehen im Mittelpunkt. Nicht alles davon finde ich gelungen, mir gefällt der Autor besser, wenn er im persönlichen bleibt. Dennoch ein gelungenes Buch.


    Marías hat angekündigt, nie wieder ein Buch schreiben zu wollen. Warten wir ab, ob das nur Koketterie ist. Dass ihn diese drei Bände viel Kraft gekostet haben, das mag ich jederzeit glauben.


    4ratten


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()