So Long Been Dreaming: Postcolonial Science Fiction & Fantasy [Kurzgeschichten]

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    Nalo Hopkinson & Uppinder Mehan (Herausgeber)


    Viele Science-Fiction-Storys sind moderne Abenteuergeschichten, die davon handeln, irgendwohin zu reisen und dort einem eingeborenen Volk zu begegnen. Die Autoren dieser Anthologie zeichnen sich dadurch aus, dass sie bzw. ihre Vorfahren sich auf der "falschen" Seite befanden, sie sahen das fremde Schiff ankommen. Die Herausgeber glauben, das die Perspektive des Kolonialisierten eine interessante und ungewöhnliche Herangehensweise für SF-Geschichten ist und somit eine eigene Sammlung wert.


    Teil 1 "The Body" - Körper und Identität


    Nisi Shawl - Deep End
    Strafgefangene bekommen einen neuen Körper (gleichen Geschlechts, aber meist anderer Rasse, nämlich weiß), in dem sie einen weit entfernten Planeten kolonialisieren sollen. Keine besonders herausragende Geschichte, sie endet, kaum dass sie begonnen hat.
    Andrea Hairston - Griots of the Galaxy
    Ein Griot, der als einer von vielen seit Jahrtausenden von Körper zu Körper springt und dabei die Geschichte der Erde in sich aufnimmt. Eine interessante Geschichte und die Zerrissenheit der Hauptfigur wird gut dargestellt.
    Suzette Mayr - Toot Sweet Matricia
    eine Selkie-Geschichte, die eigentlich nur aus Ansätzen und Andeutungen und was wäre wenn besteht und mich deshalb etwas ratlos stehen lässt.
    Larissa Lai - Rachel
    Was ist der Unterscheid zwischen einem Menschen und einem Replikanten, der glaubt, er wäre ein Mensch? Schöne Identitätssuchgeschichte


    Teil 2: Future earth - Wie mag die Zukunft unserer Erde aussehen, wenn wir uns anschauen, wie unsere Vergangenheit war, auf welche Zukunft steuern wir zu?


    Eden Robinson - Terminal Avenue
    Ich habe zu positive Vorurteile gegenüber Kanada um mir ein Apartheidsregime, wie es hier erschreckend glaubwürdig beschrieben wird, dort vorstellen zu wollen, selbst wenn ich eigentlich von rassistischen Vorgehensweisen der kanadischen Regierung gegenüber den indianischen Stämmen weiß. - den Namen werde ich mir jedenfalls notieren, auch wenn mich die bisher erschienen Bücher nicht so sehr reizen.
    Nnedi Okorafor-Mbachu - When Scarabs Multiply
    ein Mädchen im Niger, dass wegen ihres Geschlechts erst Unterdrückung und dann Befreiung erlebt, sorgfältig eingebettet in eine SF-Umgebung und ohne dass eine Andeutung auf den Islam hindeutet, auch wenn der Leser einiges sofort damit assoziiert - als The Shadow Speaker zum Buch weiterverarbeitet
    Vandana Singh - Delhi
    eigentlich eine Liebeserklärung an Delhi, eine Stadt, die alle Veränderungen übersteht und auch in Zukunft weiterexistieren wird, zwar verwandelt, aber immer noch sie selbst. Erzählte aber keine echte Geschichte
    Tamai Kobayashi - Panopte’s Eye
    postapokalytische Welt (erinnert mich an MadMax o.ä.), nicht sonderlich interessante Geschichte


    Teil 3: Allegory - Märchen, einmal afrikanisch und einmal europäisch


    Sheree Thomas - The Grassdreaming Tree
    In Form eines exotischen Märchens beginnend taucht immer mehr der Verlauf der Vergangenheit auf und man merkt, dass man wohl auf einem fremden Planeten, nur aus Fels bestehend, ist. Das stört die Märchenstruktur zwar nicht, mich aber schon, diese Verquickung gefiel mir gar nicht.
    Wayde Compton - The Blue Road: A Fairy Tale
    Mit klarer Märchenstruktur, aber ohne Moral am Ende und deswegen irgendwie unbefriedigend.


    Teil 4: Encounters with the Alien – Begegnungen mit fremden Völkern


    Karin Lowachee - The Forgotten Ones
    Die vergessenen Bewohner einer Welt, die nun anderen gehört, werden abgeholt / Lowachee war schuld daran, dass ich dieses Buch gekauft habe, durch sie bin ich erst darauf aufmerksam geworden. Die Kurzgeschichte wirkt allerdings eher wie ein Prolog zu einem Roman und die Welt erinnert an den Mittel- /Südamerika und die Spanier
    Greg van Eekhout - Native Aliens
    Zwei verschiedenen Geschichten über Jungen, die zurückgesandt werden in die Heimat ihrer Vorväter, die auszogen eine neue Welt zu entdecken und dort eine neue Heimat fanden. Die alte Welt ist für sie eine völlig fremde Welt ist. Sehr schön geschrieben. Für das Setting seines ersten Romans einer Ragnarök-Urban-Fantasy-Story kann ich mich leider nicht begeistern, sonst wäre das durchaus auf die Wunschliste gekommen.
    Celu Amberstone - Refugees
    Auf dieser Welt leben Flüchtlinge von der Erde im Einklang mit der Natur, von einer außerirdischen Rasse dort angesiedelt. Als eine neue Gruppe eintrifft, gerät das Gefüge ins Wanken. Was ist Manipulation und was wirklich freier Wille?
    Devorah Major - Trade Winds
    Ein Übersetzer soll einen Handel mit einem außerirdischen Nomadenvolk abschließen und scheitert am Konzept von Heimat / zu Hause. Aufgrund der Kommunikationsprobleme auch für den Leser eine zwar interessante, aber nicht liebenswerte Geschichte
    Carole McDonnell - Lingua Franca
    Die Ankunft der Erdföderation löst einen gesellschaftlichen Wandel, den nicht alle zu akzeptieren bereit sind - warum sollte man sich an die Erdler anpassen, wenn die eigene Kultur reich genug ist? Interessante Geschichte, der religiöse Hintergrund ist (aber zu) deutlich erkennbar
    Ven Begamudré - Out of Sync
    Eine kleine Kolonie, die sich in sich selbst zurückzieht und die Einheimischen nur als fremde Masse, nicht als Individuen begreifen kann oder will, Erinnert an Engländer in Indien, allerdings ist die Ich-Erzählerin selbst Hindu


    Teil 5 - Re-Imagining the Past - Vergangenheitsbewältigung


    Opal Palmer Adisa - The Living Roots
    Auf Jamaika gab es immer schon eine Gruppe von Schwarzen, die ihre Magie benutzten um frei zu sein, ist jetzt tatsächlich der Tag der Freiheit für alle gekommen? Schöne Geschichte, auch wenn das Pidgin der direkten Rede manchmal nur schwer verständlich war. Schade, dass die Autorin nur Kurzgeschichten schreibt, ein entsprechender Roman wäre sicherlich interessant.
    Maya Khankhoje - Journey Into the Vortex
    Eine Maya-Story, unhandlich aufgrund der vielen fremd klingenden Namen und auch sonst nicht sooo toll.
    Tobias S. Buckell - Necahua
    Eine Befreiungsaktion auf einem fremden Planeten geh schief und eröffnet dem Erzähler ein ganz anderes, neues Leben, nicht nur eine Existenz, wie bisher


    [hr]


    Insgesamt eine ziemlich gute Sammlung mit wenigen Enttäuschungen und einigen beobachtenswerten neuen Autoren.


    4ratten