Ngaio Marsh - Ouvertüre zum Tod

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    Originaltitel: Ouverture to death (1939)
    Deutsche Erstveröffentlichung: 1981


    Kurzbeschreibung
    "Ein typisches Dorf in England," versichert man Chefinspektor Alleyn, "mit ganz normalen, anständigen Leuten." Doch so ganz gesittet geht es nicht zu, wie sich bald herausstellt: Der Sohn des Gutsbesitzers will mit der Pfarrerstochter durchbrennen, der Arzt wird erpreßt – und einer von diesen ganz normalen, anständigen Leuten ist ein Mörder.


    Meine Eindrücke
    Es war schon immer so, wenn etwas schief läuft, dann richtig. Folglich konnte es auch in Pen Cuckoo nicht anders laufen, als man für den Kauf eines neuen Klaviers das nötige Geld mit der Aufführung eines Theaterstück einnehmen will. Die wortführenden Damen sind bekannt als erbitterte alte Jungfern, die den anderen nicht die Butter auf dem Brot gönnen und inzwischen auch sich gegenseitig piesacken. Beide würden gerne den Pfarrer heiraten und ansonsten gerne die Beziehungen zwischen dem Arzt und einer neu zugezogenen Frau sowie die Beziehung zwischen der Pfarrerstochter und dem Sohn des örtlichen Gutsbesitzers strengstens unterbinden. Die Stimmung unter den sieben Personen in der Theatergruppe ist auf das Äußerste gespannt und es verwundert kaum, dass bald Chefinspektor Roderick Alleyn vom Scotland Yard seine Aufwartung im Dorf machen muss.


    Die ersten Kapitel sind wirklich nicht geeignet, das Dorf schmackhaft zu machen. So dominant treten Eleanor Prentice, die Schwester des Gutsherrn, und Idris Campanula auf, übernehmen überall das Regiment und treiben die Bewohner mit ihren giftigen Zungen in den Wahnsinn. So wie bei kleinen Veranstaltungen, bei denen seit dem Zuzug von Miss Prentice ein regelrechter Kleinkrieg darum herrscht, wer etwas am Klavier zum Besten geben darf. Wobei die Wahl äußerst eingeschränkt ist, denn keine der beiden scheint mehr als ein Stück bieten zu können. Wie unterhaltsam! Just eines dieser beiden Stücke wird für eine der Hobby-Pianistinnen zum tödlichen Verhängnis.


    Alleyn hat an den Ermittlungen dagegen durchaus etwas Spaß und das Verhör vom Pastor und dessen Tochter lässt ihn immer wieder grinsen, wenn peu à peu herauskommt, wie gerade der Pastor von den liebeskranken alten Schachteln in die Zange genommen wurde. Reicht das als Motiv, um einer der beiden in den Tod zu wünschen? Wesentlich mehr Grund hätte zum Beispiel der Dorfarzt, der eine Affäre hat, die ihn das Ansehen und damit zahlreiche Patienten kosten kann. Die Auswahl an Verdächtigen ist beachtlich.


    Was ich an den typischen England-Krimis so liebe, ist die Möglichkeit, nach Herzenslust mitzuraten. Die Charaktere sind vielfältig zusammengesetzt und zahlreiche Finten und Möglichkeiten lassen oft bis zum Schluss (oder wenigstens kurz davor) noch Varianten für den Täter übrig. So auch hier, wo die betreffende Person auf dem Radar auftaucht, aber genug Platz für Leserzweifel bleibt. Alleyn lässt sich nicht lange täuschen, der begleitende Reporter Nigel Bathgate bleibt bis kurz vor Schuss ahnungslos und bekommt von Alleyn kurz nach der Überführung des Täters erklärt, wie er sich alles zusammengereimt hat. Marsh ist mit diesem Buch einfach mal wieder eine prima Kandidatin für zwei schöne Krimiabende hintereinander gewesen.


    3ratten

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  • Ngaio Marsh ist eine der großen britischen Schriftstellerinnen ihrer Zeit, bei uns aber leider nicht so bekannt, wie z.B. Agatha Christie. Ngaio Marsh hat es auf keinen Fall verdient, vergessen zu werden. Leider sind ihre Bücher z. Zt. nur antiquarisch zu bekommen.


    In Ouvertüre zum Tod dreht sich alles um die Frage „wer ists gewesen“ und Inspektor Alleyn muss sich mit den ganz normalen Menschen in dem ganz normalen Dorf befassen.
    Da gibt es das jugendliche Liebespaar, den Gutsbesitzer, den Pfarrer, den Lausbuben, die geheimnisvolle fremde Dame und natürlich die alte Jungfer, hier gleich in doppelter Ausführung.
    Die beiden älteren Damen sind beste Freundinnen und beste Feindinnen, tauschen allen Tratsch miteinander und gönnen sich gegenseitig nicht das Schwarze unter dem Fingernagel, aber besonders den attraktiven Pastor möchte jede ganz für sich. Klar, dass sie auch ihren anderen Mitmenschen gehörig auf die Nerven gehen und nicht nur einer unter ihnen wäre froh, wenn die beiden endlich Ruhe geben und ihre Nasen überall hineinstecken würden.


    Ouvertüre zum Tod erschien im Jahre 1939 und man mag es kaum glauben, dass dieses Buch schon 75 Jahre alt ist.
    Interessant ist es, wieder einmal zu sehen, wie sehr sich die Altersstrukturen in den letzten Jahrzehnten geändert haben, denn die fiesen alten Jungfern sind sage und schreibe 49 und 50 Jahre alt – also wirklich uralt! :ohnmacht::zwinker:


    Mit hats gefallen!


    5ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven


  • Interessant ist es, wieder einmal zu sehen, wie sehr sich die Altersstrukturen in den letzten Jahrzehnten geändert haben, denn die fiesen alten Jungfern sind sage und schreibe 49 und 50 Jahre alt – also wirklich uralt! :ohnmacht::zwinker:


    Der Witz an Deiner Bemerkung für mich war gerade ein anderer: Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen hatte, waren diese Schachteln wirklich uralt für mich. Viele dieser Klassiker habe ich als kleines Teeniemädel gelesen. Langsam aber sicher steuere ich ja selber auf dieses Alter zu. In ein paar Jahren schimpfe ich dann über Altersgenossinnen. Insofern verschieben sich die Altersstrukturen auch ;)

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  • Bettina, ich bin momentan 49 Jahre alt. Beim Lesen habe ich überlegt, wie wohl damals gewesen wäre, als man mit 50 zum alten Eisen gehörte. :rollen:
    Die persönliche Wahrnehmung ändert sich natürlich mit dem eigenen Alter. Mit 20 z.B. darf man 50-jährige getrost alt finden. :belehrerin:

    Liebe Grüße

    SheRaven