Julia Freidank - Die Gauklerin von Kaltenberg

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  • Julia Freidank – Die Gauklerin von Kaltenberg


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    Klappentext:


    Bayern, 1315. Gellende Schreie erfüllen die Nacht. Im Kampf um die Königskrone wüten die Truppen Friedrichs von Habsburg durch das Dorf Kaltenberg. Verzweifelt hämmert die junge Anna an das Tor der Burg. Ihr Geliebter, der Burgherr Ulrich von Rohrbach, gewährt ihr Zuflucht. Noch ahnt das Mädchen nicht, welch gefährliche Gabe sie besitzt: ihre verführerische Stimme, mit der sie die Lieder des fahrenden Volks singt. Doch schon bald soll sie deshalb als Hexe ertränkt werden. Nun bleibt ihr nur noch das rechtlose Leben einer Gauklerin. Anna ist entschlossen, ihre Unschuld zu beweisen. Aber damit durchkreuzt sie die Pläne ihres Todfeindes, des schwarzen Ritters Raoul. Seine Ausstrahlung fesselt sie wider Willen. Anna gerät in die alte Fehde zweier Männer, die sich abgrundtief hassen – und in den Bann eines Buchs, das Weltruhm erlangen soll.


    Meine Meinung:


    Julia Freidank versetzt mit diesem historischen Liebesroman ihre Leser zurück in das mittelalterliche Kaltenberg und beschreibt, wie sich die bis heute geheimnisvolle Entstehungsgeschichte der Carmina Burana zugetragen haben könnte. Die Geschichte spielt auf der durch die populären Ritterfestspiele deutschlandweit bekannten Burg Kaltenberg.
    Optisch gefällt mir das Buch mit seinem Softcover, seinem atmosphärisch und farblich gelungenen Titelbild samt Prägung und der stabilen Karte vorne und hinten im Buch sehr gut. Auch das Personenverzeichnis vorne im Buch fällt positiv auf.


    Gleich zu Beginn des Buches lernen wir die junge Schmiedstocher Anna kennen, die einen brutalen Überfall auf ihr Heimatdorf Kaltenberg miterleben muss, woraufhin sie sich verzweifelt in die Burg flüchtet, in die Arme ihres Geliebten, des Burgherrn Ulrich von Rohrbach. Zuvor jedoch begegnet sie dem geheimnisvollen schwarzen Ritter Raoul, den sie für den Überfall verantwortlich macht. In ihrer Wut stößt sie deshalb einen Fluch gegen ihn aus. Von da an dreht sich für sie und alle anderen Charaktere das Rad des Schicksals unaufhaltsam und die Ereignisse überschlagen sich.


    Das Buch ist in fünf Teile unterteilt, welche wiederum aus kleineren Buchkapiteln bestehen. Den fünf Teilen ist jeweils ein Ausschnitt aus den Carmina Burana vorangestellt, was ich als sehr stimmungsvoll empfand, da es einlädt, sich weitergehend mit dieser faszinierenden mittelalterlichen Liedersammlung zu befassen.


    Die Geschichte ist aus wechselnden Perspektiven erzählt, zumeist jedoch erleben wir die Handlung aus der Sicht der Protagonistin Anna. Die Atmosphäre des mittelalterlichen Kaltenberg hat die Autorin meiner Meinung nach recht gut eingefangen, wozu sicherlich auch beiträgt, dass die Autorin in Sichtweite der Burg lebt. Der Plot war zwar an vielen Stellen relativ leicht vorhersehbar, allerdings trat auch die eine oder andere Wendung auf, von der ich überrascht wurde. Wie bei jedem historischen Liebesroman dürfen natürlich auch hier ein Hexenprozess gegen die Protagonistin sowie die obligatorische brutale Vergewaltigung nicht fehlen, was natürlich ein wenig klischeehaft daherkommt. Gut gefallen haben mir aber die Textstellen, die sich um die Carmina Burana drehen und die Wirkung, welche die Lieder auf hohe Herrschaften, aber auch das einfache Volk ausüben, beschreiben. Ich mag Bücher, die der Musik einen hohen Stellenwert einräumen.


    Der Roman ist sehr flüssig zu lesen und die Seiten flogen nur so zwischen meinen Fingern dahin. Schnell saugte es mich in die Handlung, so dass ich es kaum mehr aus der Hand zu legen vermochte. Gespannt verfolgte ich Annas weiten Weg, den sie als rechtlose Gauklerin zurücklegt und auf dem sie stets von dem Wunsch beseelt ist, ihre Unschuld zu beweisen und wieder zum Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Ihre Begleiter auf diesem Weg sind die Gaukler Falconet, Eva und Steffen, die ich allesamt lieb gewonnen habe.


    Im Zentrum der Geschichte steht jedoch Annas Liebe zu Ulrich und ihr Hass auf den schwarzen Ritter Raoul, der nicht nur ihrem Geliebten, sondern auch ihr selbst nach dem Leben trachtet. Sehr gelungen ist die Entwicklung der beiden männlichen Protagonisten Raoul und Ulrich geschildert, beide machen im Laufe der Handlung eine interessante Veränderung durch. Anna hingegen bleibt leider während des gesamten Buches ärgerlich naiv und ich hätte mir hier gewünscht, dass auch sie sich auf ihrer anstrengenden und oft gefährlichen Wanderschaft weiterentwickelt und ihre Naivität nach und nach ablegt, was nach meinem Dafürhalten hier zu kurz kommt.


    Dennoch mochte ich Anna und hoffte und bangte mit ihr, dass sich alles zum Guten wendet. Besonders angetan hat es mir jedoch Raoul, der mir lange Zeit ein Rätsel blieb und den ich doch am meisten von allen ins Herz schloss. Schnell merkt der Leser, dass er neben seiner harten und erbarmungslosen Seite auch eine sanfte und gutmütige Ader hat. Doch welche dieser beiden Seiten wird in ihm siegen? Auch der Charakter Ulrich mit seinem enormen Ehrgeiz, den Mächtigen und insbesondere auch seinem machthungrigen Vater Hermann von Rohrbach zu gefallen, der jedoch mit seiner Zuneigung zu Anna widerstreitet, ist recht gut dargestellt.


    Gut gefallen haben mir die Szenen mit Schwertkämpfen, da man hier deutlich merkt, dass die Autorin selbst Schwertkampf betreibt, so dass diese Stellen äußerst authentisch und anschaulich beschrieben sind. Auch über die politischen Verhältnisse dieser Zeit erfährt man etwas, das Königspaar Ludwig der Baier und Beatrix tauchen im Buch von Zeit zu Zeit auf und mir gefielen die Szenen mit den beiden sehr, denn sie werden sehr sympathisch dargestellt. Allerdings hätten die historischen Informationen ruhig noch etwas reichlicher ausfallen können. Da die Autorin einen historischen Studiengang belegt hat, vermute ich stark (bin mir aber mangels eigener Sachkenntnisse nicht sicher), dass der historische Rahmen des Roman korrekt wiedergegeben ist und eine fundierte Recherche zugrunde liegt.


    Der Schluss ist zwar zum Teil recht vorhersehbar geraten, dennoch fand ich ihn recht stimmig und er lässt mich mit einem zufriedenen Gefühl zurück.


    Fazit: Ich empfehle dieses Buch allen Liebhabern von historischen Liebes- bzw. Frauenromanen, denn er bietet kurzweilige Unterhaltung und eine ziemlich schöne, anrührende Liebesgeschichte. Ich nahm das Buch immer wieder gerne in die Hand und genoss es, in diese mittelalterliche Welt abzutauchen. Trotz ein paar Kritikpunkten hat mir das Buch gut gefallen und ich bereue nicht, es gelesen zu haben.


    Da ich gerade in der richtigen Stimmung für leichte Unterhaltungsliteratur war, gibt es von mir großzügige


    4ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Ich bin nicht ganz so gnädig wie Erendis.


    Meine Meinung:


    Es begab sich vor langer langer Zeit eine tragische Liebesgeschichte. Ränke wurden geschmiedet, es kamen eine rothaarige Maid niederen Standes, ein Burgherr und ein schwarzer Ritter vor. Einzig ein Lied auf den Lippen brachte die Maid Männerherzen zum erliegen, doch das Lied war es, das ihr zum Verhängnis wurde. Die missgünstige "Stiefmutter" (eigentlich die Ehefrau des Burgherren) wollte die Maid als Hexe brandmarken und tot sehen. Nur knapp entkam die Maid ihren Peinigern und wollte fortan ihren Namen rein waschen, damit sie zur Liebe ihres Lebens zurückkehren konnte. So oder anders muss es sich zugetragen haben.


    Unsere Maid, nennen wir sie Anna, muss mit Marthe verwandt sein, denn Anna ist taff (logisch), sie ist bildschön (natürlich), mutig (glasklar) und wird aus jeder brenzligen Situation wie durch ein Wunder gerettet. Als weitere Zutaten für einen historischen Schmöker nehme man:


    - ein Überfall auf das Dorf
    - ein paar Bösewichte mit Eiterbeulen und juckendem Ausschlag
    - die obligatorische Vergewaltigung mit ein paar vorangegangenen Fast-Vergewaltigungen
    - ein mysteriöser Unbekannter
    - eine ordentliche Portion Theatralik in den Dialogen
    - fürs Alibi: Einen Roten Faden, hier die Carmina Burana.


    Weder sprachlich noch inhaltlich konnte mich Julia Freidank von ihrem Buch überzeugen. Es gibt immer wieder ungelöste Handlungsstränge, vieles bleibt unklar (z.B. wie konnte Anna bei der Wasserprobe gerettet werden?). Bereits nach den ersten 10 Seiten weiß man eigentlich, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Trotzdem ist das Buch über weite Strecken recht spannend und damit als leichte Zwischendurchlektüre bei Strandbesuchen und ungnädig herabknallender Sonne durchaus zu empfehlen.


    Historisch gesehen kommt die großartig angekündigte Geschichte um die "Carmina Burana" viel zu kurz. Letzten Endes hätte man sich die zwei, drei Fakten auch bei Wikipedia anlesen können. Allerdings wäre einem da ein sehr interessanter Hauptcharakter entgangen: Raoul ist der Traum vieler schlafloser Nächte (o.k., nicht unbedingt meiner, aber ...) und insgesamt der vielschichtigste Protagonist des Buches. Anna kann alles und ist mutiger als jeder Mann. Stellt sich gegen Ritter, Burgherren und Geistliche und schnell gewinnt man den Eindruck, dass sie auch durch pures Handauflegen den Kölner Dom verrücken könnte, wäre er nicht zu weit von Kaltenberg entfernt.


    Leser historischer Romane werden von "Die Gauklerin von Kaltenberg" schwer enttäuscht sein. Leserinnen von historischen Liebesromanen werden vermutlich mehr mit dem Buch anfangen können. Für einen Erstling ganz ordentlich geraten und das Buch lässt sich auch recht flott lesen, aber insgesamt war es für mich doch eher enttäuschend.


    2ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()