Nelson DeMille - Word of Honor / Das Ehrenwort

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 864 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grisel.

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    Das Leben von Ben Tyson – ein Vorzeigeamerikaner, Mitglied in einem Countryclub, Ex-Offizier, guter Familienvater, erfolgreicher Geschäftsmann – gerät aus den Fugen als ein Buch über den Vietnamkrieg erscheint, in dem er namentlich als Teilnehmer / verantwortlicher Offizier bei einem Massaker in einem Krankenhaus genannt wird.


    Es gibt Bücher, die würde ich, rein vom Klappentext ausgehend, spontan ablehnen. „Word of Honor“, ein Roman über ein Kriegsgerichtsverfahren wegen eines Massakers in Vietnam, der fast 20 Jahre nach dem Vietnamkrieg spielt, gehört eindeutig dazu. Wenn dann aber eine bestimmte Person, deren Geschmack ich des Öfteren teile, dieses Buch als „großartig“ lobt, greife ich letztlich doch zu – und habe es zumindest in diesem Fall mal wieder nicht bereut. (Danke Grisel)


    Ben ist auf der einen Seiten tatsächlich ein verantwortungsbewusster Mann, mit vielen positiven Eigenschaften, auf der anderen Seite ist er aber manchmal auch so etwas von stockkonservativ, dass ich ihn nicht wirklich sympathisch finden konnte.


    Ich empfand das Buch ganz besonders interessant in Bezug auf die amerikanische Mentalität hinsichtlich ihrer Herangehensweise an die Verarbeitung des Vietnamkriegs und generell der Folgen ihrer Kriegsführung. Die Arroganz die dabei zum Teil an den Tag gelegt wird, stößt mir auf und ist auch immer noch aktuell. „Amerikanische Soldaten dürfen nur von amerikanischen Kriegsgerichten verurteilt werden“ – der Verantwortung, die aus so einem Anspruch erwächst, werden die USA aber leider weder im Buch noch in Wirklichkeit gerecht (erinnert sich noch jemand an die Tiefflieger, die 1998 eine Seilbahngondel in den Alpen zum Absturz brachten und dabei 20 Menschen töteten? – Freispruch vor einem Militärgericht). Im Buch wird auch immer wieder die Frage aufgegriffen, ob es überhaupt zu einer Anklage kommen würde, wenn die Opfer nur Vietnamesen gewesen wären und nicht auch einige Europäer o.ä. dabei gewesen wären. Über das Urteil, welches letztendlich über Ben gefällt wird, kann man sich aufregen, es entspricht aber in gewisser Weise durchaus den Erwartungen.


    Ein interessantes Buch über Verantwortung und "Ehre"


    4ratten

  • Es war mir ein Volksfest, illy! Ich war hingerissen von dem Buch, von der ersten bis zur letzten Seite. Bisher immer noch mein Lieblings-DeMille und einer der wenigen, wo ich, bei aller Zuneigung zu ihm, keine Längen feststellen mußte. Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, was es eigentlich war, die Handlung, die Charaktere, alles zusammen. Manchmal ist es halt einfach so, daß man eine gewisse "Chemie" zu einem Buch hat. Hier hat sie auf jeden Fall gestimmt.
    Ich fand die moralischen Fragen auch hochinteressant. Besonders die Absurdität, wie Ben letzten Endes zum Handkuß kommt, weil man nur ihn als Offizier zwangseinziehen kann.
    Aber erfreut hat mich auch, daß wir hier mit Ben und seinem Anwalt Corva gleich zwei so wunderbare widerspenstige DeMille-Charaktere hatten. Ich habe sie beide sehr ins Herz geschlossen und meine Lieblingsszene war wohl die vor Gericht, als sich Ben nicht verteidigen will und Corva ihn deshalb so in die Mangel nimmt, daß alle anderen leicht verstört reagieren, weil er ja immerhin sein Anwalt ist.


    Das Urteil am Ende fand ich eigentlich passend,


    Interessant fand ich auch die unterschwellige Aussage, daß es vieler solcher Ereignisse gegeben hat, die nur eben niemals an den Tag kommen. Und das wohl in jedem Krieg.
    Der Unterschied zu den laufenden Kriegen im Irak und Afghanistan ist nur, daß die jetzt schon, quasi parallel, aufgearbeitet werden. Immerhin eine Entwicklung.


    PS: Ich bin normalerweise begeisterte Filme-nach-gemochtem-Buch-Schauerin, aber als ich bei der Verfilmung gesehen habe, daß ausgerechnet Don Johnson Ben spielt, habe ich es dankend bleiben lassen. Don Johson???

  • Ich habe mich auch keine Sekunde gelangweilt - Autoren, die das mit solch "langweiligen" Themen schaffen, verdienen einen Orden.



    Das Urteil am Ende fand ich eigentlich passend,


    Ja, aber!

  • Ich habe das jetzt noch mal kurz nachgeblättert, weil ich mich an die Details natürlich nicht mehr erinnern kann.


    Edit: Ups, zitiert statt gespoilt. :breitgrins: