Kiana Davenport - Gesang der verlorenen Frauen

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    In dem Buch geht es um einen jungen Hawaiianer, der in den 1930er Jahren den Jazz entdeckt und, parallel dazu erzählt, seine Freundin/Geliebte, die in den 1940er Jahren in einem japanischen Lager (Armeebordell/KZ kommt der Beschreibung recht nahe, s. Trostfrauen) gefangen gehalten wird.


    Gerade der Anfang las sich etwas seltsam, weil die Beschreibungen aus dem Lager immer wieder die Leichtigkeit und vor allem Lebenslust, die trotz Armut bei den Jazz-Beschreibungen mitschwingt, unterbrechen und betroffen machen. Von diesem Kapitel des WK II hatte ich bisher noch gar nichts mitbekommen, unsere Wahrnehmung ist schon sehr auf den europäischen Kriegsschauplatz beschränkt. Doch selbst hier kann die Autorin neue Perspektiven eröffnen, wenn sie von der Zeit der beiden Hawaiianer in Paris, welches gerade von den Deutschen besetzt wurde, berichtet. Ihr Status schwankt zwischen "toller Musiker" und "Schlammrasse", je nach Musikgeschmack des deutschen Offiziers... Anscheinend nehmen dunkelhäutige Menschen im NS-Weltbild eine ganz komische Position ein, sie sind zwar mit Sicherheit minderwertig, aber wie man sie zu behandeln hat, ist nicht wirklich fest definiert. Dieser Tanz auf dem Vulkan ist jedenfalls faszinierend beschrieben.


    Davenport bietet interessante neue Einblicke in einen altbekannten Krieg und es gibt vor allem auch Einblicke in die Alltäglichkeiten der hawaiianischen Kultur. Hier ist das 2. Gesicht auf eine völlig natürliche Art und Weise miteingebunden, der Glaube daran gehört einfach mit dazu. Trotzdem überlässt sie es dem Leser an den Zufall zu glauben, wenn man das bevorzugt.


    In erster Linie besticht das Buch aber durch die Stimmungen, die die Autorin es aufzubauen schafft. Das ganze Buch ist eine tragische Suche, Kiana Davenport zeigt verlorene Träume, die in den Schicksalsschlägen des Alltags versunken sind und die Traurigkeit mancher Momente ist fernab vom Kitsch und wird durch die exotische Kulisse noch mehr verstärkt. „Gesang der verlorenen Frauen“ ist eine Geschichte über die wahren Verlierer des Krieges von denen niemand mehr spricht. Das Schicksal der Personen macht einen so manches Mal todtraurig, aber darüber schwebt das Wissen, dass das Leben für die nächste Generation weitergeht und es wirkt deshalb nicht verzweifelt oder hoffnungslos.


    Ein schönes Buch, tiefgreifend und voller schrecklicher Momente, die doch auch ein Bestandteil des Lebens sind.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:
    :tipp:

  • Schöne Rezi - klingt interessant Illy.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane