Oliver Plaschka - Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 8.694 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Das sechste Kapitel ist gelesen und hatte es wieder in sich, allerdings sind für mich auch manche Puzzleteile an ihren Ort gefallen bzw. manches ist mir erst richtig bewusst geworden. Trotzdem brauche ich jetzt ein kleines Brainstorming:


    Stella, die Prinzessin von Shedir, versammelt ihren Hofstaat um sich. Dieser besteht aus Menschen, die bereits in Berührung mit der Gegenwelt waren und in "unserer" Gesellschaft keinen Platz mehr finden, also zu Bettlern und Obdachlosen wurden. Nicht der Mond, sondern tatsächlich Shedir ist ihre wahre Heimat. Gejagt werden sie von den Regendunklen, den Spiegelwesen - haben diese sie auch aus der Heimat vertrieben? Ihren König, Cosmo van Bergen, haben sie bereits aufgespürt und getötet, genauso werden die anderen Opfer zu den Flüchtlingen gehört haben. Wofür stand/ steht Lifelight in diesem Zusammenhang? Oder ist der Zusammenhang nur ein zufälliger, da die Fabrik ja von Cosmo nur übernommen, nicht gegründet worden war. Schlüpfen die Flüchtlinge also in menschliche Körper und existieren somit parallel zum menschlichen Geist, daher diese Problematik sich selbst zu finden, die gespaltenen Persönlichkeiten und der starke Drogenmissbrauch? Also das, was in einer Lesart die Erklärung liefert, sind in der anderen nur Symptome? Alice muss in diesem Zusammenhang nicht tot sein, lediglich ihr außerweltliches Ich ist von den Regendunklen gefunden worden. Wurde sie zur Verräterin? Ihr Verhalten im Einhorn war mir suspekt. Wie passen Lysander und Bartholomew in diese Konstellation, von den beiden haben wir schon lange nichts mehr gehört. Ach, und die Kette, wie kam die in Stellas Besitz? Da ich nicht glaube, dass sie ein Eigenleben hat, muss sie jemand bei Stella hinterlegt haben - Freund oder Feind? Oder war sie die ganze Zeit bei ihr, nur wusste sie es nicht, so wie auch der Anhänger für sie keinen Sinn ergeben hat, solange sie sich nicht an sich selbst erinnerte? Zumindest scheint sie eine Rolle bei der Heimreise zu spielen, ein weiteres Hilfsmittel. Und nicht nur der Alte Zoo ist ein besonderer Ort, auch das Einhorn, da es Schutz vor den Regendunklen bietet. Das wird aber bestimmt nicht an der christlichen Weihe liegen, von der Mort erzählt hat ... ;)


    :schwitz:


    Was mich ein wenig aus der Stimmung der Geschichte gerissen hat, war der Weihnachtsmarkt. Die Beschreibung war ohne Frage gut, aber kennen die Amis sowas?
    Ganz grandios war dieses Bild mit den Kreidekästchen.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

    Einmal editiert, zuletzt von Breña ()

  • Ich habe das Gefühl, dass sich die Versatzstücke in meinem Kopf richtig zusammenfügen wollen, dabei aber an unsichtbare Grenzen stoßen. Für einige Dinge habe ich mir eine Lesart zurechtgelegt (die sich leider schwer in Worte fassen lässt, zumindest nicht, ohne den halben Tag zu formulieren), bei anderen hoffe ich auf weitere Informationen auf den verbleibenden Seiten. Und ich finde es vollkommen in Ordnung, keine umfassende Erklärung zu bekommen, denn das würde wahrscheinlich den Zauber des Buches für mich zerstören. Zum Glück war ich vorgewarnt, dass ich dies gar nicht erst erwarten darf - und nun wehre mich unterbewusst gegen eine vollständige Auflösung. ;)


    Ich lege nochmal eine kurze Brainstorming-Pause ein, analog zur Leserunde drüben habe ich bis Seite 390 gelesen.


    Ich hatte den Eindruck, dass in diesem Leseabschnitt bestimmte Personenkonstellationen und Lebensläufe fast beiläufig erklärt und verortet werden, Vermutungen werden quasi in einem Nebensatz bestätigt oder negiert. Die Geburtstagsparty fand ich aufschlußreich, auch wenn mit Ayna eine weitere Person ins Spiel kommt. Phil konnte ich erst nicht zuordnen, aber kurzes Blättern entarvt ihn als Freund von Jasemy bzw. JP. JP scheint nur für Lysander anwesend zu sein, ein Hinweis darauf, das diese Aussage nicht ganz stimmt: Die Tür in Lysanders Verstand war geschlossen; jeder war, wer er sein sollte. (S. 346) Oder ist es vollkommen in Ordnung, multiple Persönlichkeiten zu haben, solange sie sich benehmen? ;) Auf jeden Fall spricht Lysander als JP mit Stella, was sie so verstört, dass sie alleine die Party verlässt, was zum Unfall führt. Und durch die Abkürzung der fünf anderen Jugendlichen über das Lifelight-Gelände werden einige weitere Dinge ins Rollen gebracht. Lysander und Ayna gelangen auf den Mond, das Fabrikgelände verfügt also ebenfalls über besondere Magie. Durch den Sturz und diesen "Ausflug" verändert sich Lysander. Schade, dass wir nichts über die Zeit bei den van Bergens erfahren - moment, das müsste schon vor der Party gewesen sein, nicht erst danach, richtig?


    Kopfzerbrechen bereitet mir die Frau in der Brennkammer. Sie ist Stellas Mutter und somit auch Sams "Schwester", doch wie kommt sie in den Reaktor? Strandet sie dort, als sie von ihrer zweiten Reise zum Mond zurückkehrt? Wenn das so ist, muss sie wirklich einen hohen Preis zahlen für ihren Wunsch nach Gewissheit. Andererseits klärt sich so auch, wie sie auf Cosmo traf. Marvin fehlte auf der Party, er taucht nur als Andeutung in Lysanders Theaterstück auf. Dafür kommt Herr Bartholomew wieder ins Spiel, nämlich als Aynas Arbeitgeber. Sie stellt einen Spiegel auf dem Dachboden auf, sind wir vielleicht ihrem Spiegelbild bereits begegnet? Weshalb gelangt sie in den Besitz der Kette? Sie weist einige Gemeinsamkeiten mit Stellas Mutter auf, unter anderem hört sie irgendwann auf zu sprechen und hat Probleme zu glauben. Ihre Fähigkeit Regen herbei zu lachen gefällt mir, schon allein, weil sie damit zweimal sich und Lysander rettet.



    und Lysander erdenkt die Geschichte von Marvins Selbstmord - ist Lysander der Katalysator, der durch seine Gedanken alles mögliche wahr werden lässt? Seine Ankündigung den König zu töten trifft auch mit dem Angriff auf Cosmo zusammen.


    In die Richtung habe ich auch schon überlegt. Lysander ist offensichtlich eine wichtige Figur, aber ich hoffe nicht, dass wir uns nur in seinen Wahnvorstellungen und Fantasien befinden.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hallo ihr,


    letzte Nacht habe ich das Buch beendet und bin nach wie vor begeistert. Schade, dass es für euch nicht funktioniert hat! Ich werde sicherlich in den nächsten Tagen noch ein wenig über die Zusammenhänge grübeln und irgendwann eine zweite Lektüre in Angriff nehmen. Ich freue mich jetzt schon darauf, Querverbindungen zu entdecken, die mir jetzt entgangen sind. ;)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges