Ich hab' endlich Die Frau mit den fünf Elefanten gesehen, auf den ich mich wirklich gefreut habe.
Leider habe ich den Kinosaal enttäuscht und wütend verlassen.
Wenige Szenen, die wirklich interessant waren. Die Tätigkeit Swetlana Geiers als Dostojewskij Übersetzerin steht im Hintergrund und wird nur in wenig Szenen thematisiert (die eben, die interessant waren). Der Rest ist die Lebensgeschichte einer alter Frau, nun gut, dafür wäre ich nicht ins Kino gegangen. Das wirklich Schlimme ist dann die Verquickung der Biographie mit der Zeitgeschichte, und Swetlana Geier hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. "Sie habe das so einfach nicht gesehen", dass nämlich der Mann, für den sie als junges Mädel in der Ukraine übersetzt hat, direkt verantwortlich war für die Ermordung von 30.000 Juden, u.a. ihrer Freundin (obwohl diese Ermordungen nicht verheimlicht wurden; "das Maschinengewehrknattern" wäre in der ganzen Stadt zu hören gewesen).
Auf einmal wird für die angeblich und augenscheinlich so Intellektuelle alles wischiwaschi, soll heißen, Stellung wird keine mehr bezogen, "sie habe das nicht in Verbindung gebracht", "sie habe halt immer nur den Menschen gesehen". Und das alles wird nur gezeigt, nicht kritisiert, da leidet die gekrümmte alte arme Frau am Tod ihres Vaters und ihres Sohnes, da reist sie mit ihrer Enkelin, mit der sie eine ach-so-gute Beziehung hat in die Ukraine, was für eine faszinierende Person ist doch diese Kollaborateurin, die freiwillig nach Nazi-Deutschland ging und heute noch meint: "sie habe eine Schuld gegenüber Deutschland zu begleichen" (na wie denn nun? Gegenüber des Nazi-Regimes? Oder dem heutigen Deutschland?).
Dass man dann unter dem Deckmantel "Dostojewskij. Übersetzen. Übersetzertätigkeit" ein literarisches Publikum ins Kino locken will, das muss man doch verdammen. Und dass diese Frau eine fragwürdige Vergangenheit hat, das kann man auch anders anklingen lassen. Da muss man nicht einem weiteren Kollaborateur eine Plattform bieten und ein Denkmal setzen und sie als faszinierende Frau mit schwerer Vergangenheit verkaufen.
Und nocheinmal, mit weniger Emotionen:
- Der Film handelt nicht von Literatur.
- Der Film zeigt die Lebensgeschichte einer Kollaborateurin, die aber durchweg als faszinierende Frau dargestellt wird.
- Außer Acht gelassen wird, dass sie sich nicht von dieser Vergangenheit distanziert.
- Der Film lässt anklingen: Auch wenn nicht alles moralisch integer ist, so ist doch die Frau so derartig faszinierend, da kann man das einfach so hinnehmen.
- Das eigentlich Faszinierende an dieser Person, ihre Tätigkeit als Übersetzerin, wird nur in wenigen Sequenzen gezeigt.
Schade! Jetzt habe ich mit mir zu kämpfen, um mir nicht die Übersetzungen, die ja angeblich wirklich gut sein sollen, vergällen zu lassen.
Und ganz außen vor muss ich auch die Reaktionen des Publikums lassen. Nur Lobhudelei für den Regisseur, da waren sie "ach so berührt vom Schicksal dieser Frau". Ich hätte ein kritischeres und differenzierenderes Publikum erwartet, bei einem solchen Stoff. :sauer: