[Irland] Edna O'Brien - Das Mädchen mit den grünen Augen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.017 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt
    Kate ist einundzwanzig Jahre alt, stammt aus einem irischen Dorf und arbeitet seit zwei Jahren in einem kleinen Lebensmittelgeschäft in Dublin. In ihrem kleinen Dorf gab es keine Zukunft für sie, ihr Vater ist Alkoholiker, die Mutter vor Jahren ertrunken und der Hof ist verpfändet. In Dublin wohnt sie mit ihrer Freundin Baba zusammen. Bei einer Weinprobe lernen die beiden den amerikanischen Filmregisseur Eugene Gaillard kennen. Ein paar Tage später treffen sie sich zufällig wieder und obwohl Kate weiß, dass Eugene verheiratet ist und eine kleine Tochter hat treffen sie sich von da an regelmäßig. Aus den Treffen wird mehr, die beiden beginnen ein Verhältnis.


    Trotz der Umstände ist Kate glücklich, doch ihr Glück ist nicht von langer Dauer. Eines Tages taucht ihr Vater in Dublin auf und will sie in ihr Dorf zurückholen. Dort reden ihr alle ins Gewissen: der Vater, der Pfarrer und sogar Leute, die früher zu ihr gehalten haben. Kate läuft davon und kehrt nach Dublin zurück, aber das Auftauchen ihres Vaters hat alles verändert....


    Meine Meinung
    Der englische Titel des Buchs ist "The lonely girl" und anfangs hielt ich ihn auch für passender. Kate wirkte auf mich wie eine Landpomeranze, an der das Leben in der Stadt nur vorbeizog. Aber je weiter ich gelesen habe, desto besser haben mir die Geschichte und Kate gefallen. Kate ist keineswegs dumm, sie beobachtet die Leute in ihrer Umgebung genau und macht sich keine Illusionen. Trotzdem bewahrt sie sich ihre Träume, wenn sie auch Angst hat sie zu verwirklichen und deshalb manchmal seltsame Dinge tut. Letztendlich findet sie den richtigen Weg für sich und ist viel stärker, als man am Anfang vermuten würde.
    Ich fand den Blick in die irische Gesellschaft der 50er Jahre sehr interessant, auch wenn ich den großen Einfluß der Kirche bis ins Privatleben der Leute hart fand.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten



    Autorennamen korrigiert. LG illy

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Caithleen stammt aus einem kleinen Dörfchen in Irland. Seit einiger Zeit lebt sie mit ihrer Freundin Baba in Dublin, die beiden wohnen zur Untermiete bei einem älteren Ehepaar und versuchen, mit den bescheidenen Mitteln, die sie haben, das Leben zu genießen. Ihre Vergangenheit hat Caithleen hinter sich zu lassen versucht, nur widerwillig kehrt sie manchmal zu einem Besuch in ihr verwahrlostes Elternhaus zurück, in dem ihr trunksüchtiger Vater zusammen mit ihrer Tante wohnt. Die Mutter ist schon Jahre zuvor ums Leben gekommen.


    Eines Tages lernen sie und Baba den Dokumentarfilmer Eugene Gaillard kennen, einen weltgewandten, eleganten Mann, der Caithleen fasziniert. Nur zu gerne lässt sie sich auf eine Liebelei mit ihm ein, ist über beide Ohren verliebt, kann das nächste Zusammentreffen, auf das sie in der Anfangsphase oft länger warten muss, kaum erwarten.


    An dieser schwindelerregenden Verliebtheit gibt es nur einen Haken: Eugene ist verheiratet. Auch wenn er momentan von seiner Frau getrennt lebt, ist das im erzkonservativen, katholischen Irland ein unerhörter Skandal, und als die Affäre ans Licht kommt, kann Caithleen bei niemandem auf Verständnis hoffen.


    Der Roman entstand in der Zeit, in der er spielt, und dürfte somit ziemlich akkurat die damaligen Verhältnisse wiedergeben. Die moralische Entrüstung über Caithleens Verhalten ist groß, jeder fühlt sich berufen, seinen Senf dazuzugeben, und ihr Vater mit dem Alkoholproblem scheut auch nicht vor der Drohung zurück, notfalls die Fäuste einzusetzen.


    Eine fürchterliche Zwangslage, in der Caithleen steckt, denn mit der Zeit beginnt sie selbst an der Beziehung zu Eugene zu zweifeln, weil sie fast mehr unterscheidet als verbindet und er sie oft herablassend behandelt, was manchmal sogar an Demütigung grenzt. Was sie sich vor lauter Verliebtheit alles von ihm gefallen lässt, liest sich besonders für moderne Leser(innen) schauderhaft.


    Ich habe das Buch als recht bedrückend wahrgenommen. Es tut fast weh beim Lesen, wie Caithleen, die aus ihrer engen kleinen Welt ausbrechen will, zunächst sinnvolle Schritte unternimmt, wie nach Dublin zu ziehen und dort zu arbeiten, und sich dann sie auf diese Affäre einlässt, die ihr, eventuelle moralische Skrupel mal ganz beiseite, nicht guttun wird. Die Entwicklung, die sie dabei durchmacht, ist am Ende aber doch eine positive, und so schließt das Buch für mich dann auch mit einer versöhnlichen Note.


    Ein wenig schwergetan habe ich mich mit der Übersetzung von Margaret Carroux, der man das Alter deutlich anmerkt. Andererseits sorgt gerade dieser altbackene Touch für eine gewisse Authentizität. Ich hätte dennoch lieber das Original gelesen, weil ich annehme, dass die Sprache da weniger angestaubt klingt.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • "Bedrückend" ist ein sehr zutreffender Begriff. Nicht nur für dieses Buch, sondern auch für die anderen die ich bis jetzt von der Autorin gelesen habe.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Es wirkte oft so ausweglos, so vorprogrammiert, was da passiert, weil niemand oder zumindest kaum jemand mal das Hirn einschaltet, sondern einfach nur vorgefassten Meinungen und kirchlichen Doktrinen hinterherläuft.


    Und auch Eugene und seine Freunde können nicht über den Tellerrand schauen. Auf ihre Art sind sie genauso borniert wie die Menschen aus Kates Dorf.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Der zweite Teil gefiel mir wesentlich besser als der erste. Durch die letzten Kapitel bin ich regelrecht gehechtet.

    Die Entwicklung, die sie dabei durchmacht, ist am Ende aber doch eine positive

  • Ich kenne nur diesen einen Band, aber ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen