55 Thesen zum Buchmarkt 2025

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 3.567 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Theresa.

  • Es fällt schwer, so einem Stakkato von Untergangsphrophetie gegenüber ernst zu bleiben. Immerhin: Martin Luther wurde nicht erreicht, der kam auf 95 Thesen. Aber auf einem Behördenflur in Frankfurt las ich einmal ein Plakat mit der Aufschrift


    Zitat

    24 Verhaltensregeln im Brandfall


    24... tröstlich war aber: eine davon lautete "Ruhe bewahren".


    Man möchte es Propheten zurufen.

  • Ich frage mich auch, wie die das denn erahnen wollen? Klar mögen sie Markt- und Branchenexperten sein (wenn sie das denn wirklich sind), aber selbst dann gibt es immer noch so vieles, was unberechenbar ist. Der Geschmack der Leser zum Beispiel. Die drei Herren prophezeihen ja unter anderem, dass die Quantität an Druckerzeugnissen zurückgehen wird (wenn ich das richtig verstanden habe). Warum ist klar: Internet und e-books und so. Aber was ist, wenn das e-book den Lesern in fünf Jahren verleidet? Man hat ja schon von anderen Dingen geglaubt, das sei das nächste Grosse (Minidisc war doch so eine Sache), was dann doch wieder mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden ist. Oder irre ich da komplett? :confused::zwinker:


    Also auf eine Art finde ich es mal interessant, zu sehen, was möglich wäre. Halte es aber wirklich nur für Möglichkeiten, denn es könnte - wenn vielleicht auch unerwartet - ja auch anders kommen. Und ja, ich gebe es zu, ich will einfach nicht so schwarz malen wie die. Das Ganze wirkt auf mich nämlich ziemlich negativ.

  • Es ist schon faszinierend, wie hingebungsvoll man in der Branche solche Szenarien konzipiert. Und doch hat das Buch und der Buchhandel bislang jeden kulturellen Weltuntergang überlebt. :zwinker:
    Der Buchmarkt wird sich wandeln, auch wenn ich bezweifle, dass es so schnell so extrem sein wird, aber das kann ja auch positive Seiten haben. Manchmal wäre es gut, wenn man ein bißchen weniger jammern und sich mehr überlegen würde, wie man die neuen Gegebenheiten für sich nutzen und die Zukunft aktiv mitgestalten könnte.


  • Hauptaussage des ziemlich pessimistischen Szenarios ist, dass der stationäre Handel 1/3 seines Umsatzes verliert.


    Das finde ich eher noch optimistisch gerechnet, ausser die Buchhändler kommen mit einem neuen Konzept, wie beispielsweise Beratung der Kunden (wie bisher) und dann irgendwo ein Terminal, auf dem man direkt im Laden den eBook-Reader anhängen und sich das gewünschte Buch kaufen kann. Wie andernorts in diesem Forum erwähnt, rechne ich damit, dass es in zehn Jahren kaum mehr gedruckte Bücher geben wird. Damit kann ich zwar gründlich daneben liegen, denn:



    Und doch hat das Buch und der Buchhandel bislang jeden kulturellen Weltuntergang überlebt. :zwinker:


    Nur sehe ich diesmal mit der Digitalisierung der Bücher schon ernsthafte Probleme auf den Buchhandel zukommen. Schliesslich wird das Buch in diesem Fall nicht durch andere Medien (Radio, TV, Internet) verdrängt, es gibt lediglich einen Technologiewandel von analog zu digital. Und der wird in aller Härte stattfinden. Davon auszugehen, dass in zehn Jahren noch vergleichbar viele Neuerscheinungen gedruckt werden, ist wie Pfeifen im dunklen Wald...



    Man hat ja schon von anderen Dingen geglaubt, das sei das nächste Grosse (Minidisc war doch so eine Sache), was dann doch wieder mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden ist.


    MiniDisc ist ein Spezialfall, da es eine Erfindung von Sony war, die der Konzern zunächst exklusiv vertrieb und dann zu überteurten Lizenzgebühren auch anderen Herstellen überliess. Mit dem gleichzeitigen Aufkommen des mp3-Formats und entsprechenden Playern (zunächst mit mp3-CDs, dann nur noch mit den mp3-Dateien) war das der (berechtigte) Todesstoss für MiniDisc.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • MiniDisc ist ein Spezialfall, da es eine Erfindung von Sony war, die der Konzern zunächst exklusiv vertrieb und dann zu überteurten Lizenzgebühren auch anderen Herstellen überliess. Mit dem gleichzeitigen Aufkommen des mp3-Formats und entsprechenden Playern (zunächst mit mp3-CDs, dann nur noch mit den mp3-Dateien) war das der (berechtigte) Todesstoss für MiniDisc.


    Ok, da bin ich natürlich nicht im Detail informiert. ;) Aber MP3 ist ein klasse Stichwort: Ist die CD deswegen ausgestorben? Ist die Schallplatte wegen der CD ausgestorben? Nein. Weil es trotz den neuen, unbestritten bequemeren Möglichkeiten immer noch Leute gibt, die das alte Format schätzen und Argumente haben, denen die neuen Erfindungen nicht standhalten können.


    So ist es doch auch beim Buch. Ob man die elektronischen Bücher in 400 Jahren noch lesen kann, ist äusserst fraglich. Gedruckte Bücher hingegen überleben eine beachtliche Zeit, auch wenn es vielleicht nicht ganz 300-400 Jahre sein werden, wie bei diesen tintengeschriebenen Antiquitäten (die tatsächlich noch existieren). Und auch das was-zum-anfassen-Argument ist immer noch sehr stark.


    Das gedruckte Buch ist einfach so ein etablierter Gegenstand, dass es viel Zeit brauchen wird, es verschwinden zu lassen, wenn es denn überhaupt möglich ist.


  • Aber MP3 ist ein klasse Stichwort: Ist die CD deswegen ausgestorben? Ist die Schallplatte wegen der CD ausgestorben? Nein.


    Ach doch. Beide Medien haben keine große Bedeutung mehr. Letztlich kommt es nicht darauf an, ob es noch wenige, spezialisierte Nutzer gibt oder nicht. Die breite Masse nutzt anderes. Ob sich das aber beim e-book so entwickeln wird, wage ich noch zu bezweifeln. Die Bildzeitung im Papierformat hat riesige Voreile gegenüber der elektronischen Version (kann auch auf der Baustelle gelesen werden etc.), auch wenn für andere Anwendungen das e-format sicher vorzuziehen ist (man denke an ein Multi-Tageszeitungsabo für den "gebildeten Infobezieher".) Das wird evtl. nebeneinander her exisitieren.

  • Ach doch. Beide Medien haben keine große Bedeutung mehr.


    Dem würde ich jetzt aus rein subjektiver Wahrnehmung heraus widersprechen. Die meisten Leute, die ich kenne, schätzen die CD mehr als MP3 und kaufen sie auch noch. Und auch bei den MP3-Hörern gibt es ja viele, die trotzdem noch CD's kaufen und die einfach für unterwegs als MP3 haben. Aber wie gesagt, das ist ein subjektiver Eindruck. ;)



    Letztlich kommt es nicht darauf an, ob es noch wenige, spezialisierte Nutzer gibt oder nicht. Die breite Masse nutzt anderes.


    Ok, das hat natürlich etwas, dass dadurch der Markt bestimmt wird und die Produzenten eine starke Tendenz haben, sich anzupassen. (Oder vielleicht sogar dazu genötigt werden?)



    Ob sich das aber beim e-book so entwickeln wird, wage ich noch zu bezweifeln. Die Bildzeitung im Papierformat hat riesige Voreile gegenüber der elektronischen Version (kann auch auf der Baustelle gelesen werden etc.), auch wenn für andere Anwendungen das e-format sicher vorzuziehen ist (man denke an ein Multi-Tageszeitungsabo für den "gebildeten Infobezieher".) Das wird evtl. nebeneinander her exisitieren.


    Das ist es, was ich auch die ganze Zeit zu sagen versuche. Es kann nebeneinander existieren. Deshalb habe ich da auch nicht gross Angst, dass das Buch ausstirbt.


    Ausserdem: Viele Errungenschaften sind durch neuere, verbesserte Dinge verdrängt worden, aber das Buch gibt es - trotz Internet und Fernsehen - seit hunderten von Jahren und hat die meisten Entwicklungen überlebt. Wie Pandora schon gesagt hat... ;)


  • , aber das Buch gibt es - trotz Internet und Fernsehen - seit hunderten von Jahren und hat die meisten Entwicklungen überlebt. Wie Pandora schon gesagt hat... ;)


    Das Buch wird auch gar nicht in Frage gestellt. Es geht um das gedruckte Buch.


    Gruß, Thomas

  • Das Einbringen von Internet und Fernsehen ist halt kein Argument für das gedruckte Buch. Diesmal geht es um einen Medienwechsel, wie von der analogen zur digitalen Fotografie. In Fotografie-Foren konnte man anfangs auch nicht glauben, dass sie vollkommen ersetzt werden würde. Die Technik hat sich jedoch rasant verbessert. Beim digitalen Buch fehlen noch ein paar Schritte (vermutlich sogar viele). Aber für den gemeinen Leser, der keine Abbildungen konsumiert, ist die Technik heute schon da. Wenn jetzt Geräte und Content noch etwas günstiger werden, könnte das für den Durchbruch reichen.


    Gruß, Thomas

  • Hat jemand eigentlich genaue Zahlen, wie es um die CD im Vergleich zur MP3 steht? Das würde mich mal interessieren.

  • Ich habe zwar noch immer keine genauen Zahlen, aber laut des Bundesverbands Musikindustrie beträgt der Anteil der Online-Verkäufe am Gesamtumsatz (woraus der nun aber besteht?) in Deutschland nur 11%. Denn:


    "Deutschland verfügt im internationalen Vergleich immer noch über einen starken physischen Tonträgermarkt und weist dadurch einen vergleichsweise niedrigen Digitalanteil auf."


    Klingt für mich nicht, als hätte es die MP3 in den letzten 15 Jahren geschafft das System komplett umzukrempeln und als besäße die CD keine Bedeutung mehr. Sicher, die wachsenden Zahlen verweisen darauf, dass ihre Bedeutung schwinden wird. Aber ich glaube, dass dieser Prozess beim Buch noch ein wenig langsamer voranschreiten wird, vor allem in Deutschland. Ich will nicht sagen, dass es keinen Wandel geben wird, den wird es geben. Aber ob es nun gleich so dramatisch wird, wie man sich das ausmalt, abwarten und Teetrinken.

  • Was beim Vergleich mit Tonträgern immer vergessen wird ist ja folgender Punkt: Um Musik zu hören brauchte man auch zuvor Hilfsmittel. Sei es ein Plattenspieler, Kassettenrecorder, Cd-Player oder eben mp3-Player. Im Laufe der Zeit veränderte sich hier zum einen die Qualität deutlich, der Hörgenuss verbesserte sich also, zum anderen wurde die Handhabung praktischer- man konnte Musik mitnehmen.


    Bei e-books ist es im Gegenteil komplizierter. Ich muss nicht nur das Buch kaufen, sondern auch ein Abspielgerät. Ich binde mir also zusätzlich ein Gerät mehr ans Bein, dass ich eigentlich nicht unbedingt brauche. Es ist anfälliger als ein Buch, läuft mein Getränk in der Tasche aus habe ich ein Problem, am Strand ist ein e-book auch eher stressig und wenn ich baden gehen möchte muss ich aufpassen, dass es mir keiner klaut. Auch kann ich Ausland nicht einfach ein Buch kaufen.


    Dazu wird die emotionale Seite vergessen. Im Grunde ist egal, WIE ich Musik höre, bei Büchern gibt es ja z.B. unterschiedliche Ausgaben für verschiedene Vorlieben, die sich auch verkaufen. Papierqualität, Cover, all das spielt eine Rolle.


    Auch das Argument, Kinder werden ganz anders aufwachsen und gar keine Bücher mehr kennen halte ich schlicht für Quatsch. Ich werde meinem Kind sicher kein Plastikgerät in die Hand geben, an dem es dann rumnagt. Ein "Fühl"- oder "Badebuch" als e-book kann ich mir auch nicht vorstellen, auch Malbücher funktionieren nur als gedruckte Bücher.


    Zudem kenne ich immer noch sehr viele Leute, die sich noch CDs kaufen, einfach weil sie was haptisches im Schrank stehen haben wollen und nicht alles nur auf ihrem Computer haben wollen.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Dazu wird die emotionale Seite vergessen. Im Grunde ist egal, WIE ich Musik höre, bei Büchern gibt es ja z.B. unterschiedliche Ausgaben für verschiedene Vorlieben, die sich auch verkaufen. Papierqualität, Cover, all das spielt eine Rolle.


    Na ja, grundsätzlich hast du ja durchaus Recht, aber ich finde es eigentlich nicht egal, wie ich Musik höre.
    Zum Beispiel sind mir Schallplatten deutlich lieber als CDs und CDs lieber als MP3- Player. Und ich mache auch Unterschiede zwischen verschiedenen Firmen. Ich denken, es gibt viele Leute, die das so sehen, aber am Ende überwiegt doch das Praktischere.


    Bücher sind dicker, schwerer, irgendwann auch viel teurer und man kann nicht so viele mit sich rumtragen. Ich werde mir höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren kein e- Book kaufen, einfach aus Angst, zu den Leuten zu gehören, die den Untergang des Buches mit verursacht haben (mal dramatisch ausgedrückt).



    Aber ich glaube immer noch irgendwie, dass das gedruckte Buch bleibt. Wie alt ist nochmal der Buchdruck? Seit Gutenberg? Wenn er so lange überlebt hat, wird er wohl auch noch eine Weile bleiben. Hoffe ich.

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero

    Einmal editiert, zuletzt von Theresa ()

  • Tja, bis 2025 ist es noch lange hin, aber in den USA musste die zweitgrößte Buchhandelskette Insolvenz anmelden:


    http://www.handelsblatt.com/un…dler-borders/4408004.html


    Zitat: "Borders leidet darunter, dass die Kunden seit der Wirtschaftskrise an Büchern sparen oder lieber im Versand bei Amazon kaufen. Auch der in den USA weit fortgeschrittene Siegeszug der elektronischen Bücher macht Borders zu schaffen. Die Lesegeräte gehen inzwischen zu Preisen von unter 100 Dollar über die Theke, das sind umgerechnet 70 Euro. Auch Apples erfolgreicher Tablet-Computer iPad wird von vielen Menschen zum Bücherlesen genutzt. Die größte US-Buchhandelskette Barnes & Noble schwächelt ebenfalls."


    10.700 Menschen verlieren nun ihren Job.


    Warum sollte es in D anders ausgehen?


    Gruß, Thomas

  • Hi Thomas


    Interessante Sache, in der Schweiz sieht es nämlich ähnlich aus. Orell Füssli kämpft meines Wissens nach gerade ziemlich und hat ein paar Filialen aufgelöst in letzter Zeit. Die sind aber meiner Meinung nach auch ein bisschen selbst Schuld (ob das bei den Amis auch so ist, weiss ich jetzt nicht). Aber in der Schweiz gibt es ja keine Buchpreisbindung. Und es ist einfach nun mal so, dass sämtliche anderen Internetshops hier günstiger sind als der Orell. Also sage ich mir als Konsument: Warum kaufe ich dann noch bei Orell? Denn Service bieten sie keinen guten, weil sie ja so riesig sind. Da fragte mich letztens der Verkaufer zu welchem Genre das Buch gehört, das ich gekauft habe? Halloo? :spinnen: Wenn ich Beratung will, gehe ich daher lieber in eine kleine Buchhandlung, wo ich dem Verkäufer einen Begriff nennen kann und er sagt: "Ja, warte, haben wir hier irgendwo." Da verliert der grosse, wenn er keine Leute anstellt, die sich wirklich mit ihrer Abteilung auskennen. Und wenn die etwas dann nicht haben, können sie es auch bestellen. Also kein "Verlust" in dem Sinne. In Orell gehe ich nur zum Stöbern, weil halt die Auslage in den Regalen gross ist. :zwinker: :breitgrins:


  • Aber in der Schweiz gibt es ja keine Buchpreisbindung.


    Ok, die gibt es in den USA ja auch nicht. Vielleicht rettet die Buchpreisbindung den stationären deutschen Handel.

  • Das kann ich mir schon vorstellen, denn dann hängt die Kaufentscheidung von anderen Dingen ab... wie erwähnt, Service und so. Wenn aber ein Anbieter fast doppelt so teuer ist wie ein anderer, ist der Preis natürlich das Argument für den günstigeren. Und das sind meistens die Onlineshops.


    Aber wenn du in der Buchhandlung preislich gleich gut wegkommst, überlegst du es dir natürlich, ob du den Service nicht gleich mitgeliefert haben willst. ;)


    Da ist Deutschland schon ein Vorbild, wir könnten das hier echt auch mal ändern.


  • Aber wenn du in der Buchhandlung preislich gleich gut wegkommst, überlegst du es dir natürlich, ob du den Service nicht gleich mitgeliefert haben willst. ;)


    Da ist Deutschland schon ein Vorbild, wir könnten das hier echt auch mal ändern.


    Na, ich hab mehr so das Gefühl, der Gedankengang vieler Buchhändler bei uns in Deutschland ist:
    "Wenn wir schon nicht teurer als anderswo- im Internet- sind, müssen wir dann auch noch Service liefern?!?"


    Zumindest bei einigen größeren Buchhandlungen, wie du ja selbst gesagt hast, ist die Beratung grottenschlecht. Nicht bei allen, aber manche stellen sich so blöd an, da denke ich mir, die wissen nicht, wie herum man ein Buch hält. :rollen:

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero