Elizabeth Strout: Amy & Isabelle

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.756 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anne.

  • Amy ist 14, als ihre Mathelehrerin nach einem Treppensturz schwerverletzt im Krankenhaus landet und so den Weg frei macht für Thomas Robertson, den jungen Vertretungslehrer.


    Anfangs nervt er Amy mit seinen direkten Fragen nach persönlichen Dingen, doch allmählich erwachen ihre Gefühle für ihn, und die Beziehung wird rasch tiefer.


    Amy lebt alleine mit ihrer Mutter, der spröden, zurückhaltenden Isabelle, die heimlich für ihren ältlichen Chef schwärmt und so ganz anders ist als alle anderen Mütter, einzelgängerisch und streng, was Amy furchtbar findet.


    Amys beste Freundin Stacy ist ungewollt schwanger geworden. Als Isabelle von Amys Beziehung zu dem Lehrer erfährt, ist sie verständlicherweise außer sich, nicht zuletzt aus Angst, auch Amy könne ein Kind bekommen.


    Eine typische "Coming-of-Age"-Geschichte aus den USA (natürlich spielt die Geschichte in einem schwülheißen Sommer) ... viele Momente sind wunderbar beobachtet und geschildert, die Haßliebe Amys zu ihrer Mutter und Isabelles Sorgen und heimliche Gedanken zum Beispiel, oder die Erzählungen über Amys Ferienjob in Isabelles Büro.


    Das Ende fand ich allerdings ein bisschen platt, deshalb in der Gesamtwertung nur drei Sternchen.


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    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Meine Meinung:


    Man sollte sich von Amy & Isabelle nicht täuschen lassen. Der ruhige Erzählstil passt zum heißen und schwülen Sommer, in dem die Geschichte spielt. Aber die Themen gehen unter die Haut. Es ist der Sommer, in dem Amy erwachsen wird und beginnt, die Dinge zu hinterfragen. Das Leben mit ihrer Mutter erscheint ihr trübsinnig und einsam. Für sie ist Isabelle eine langweilige Frau ohne Freunde, die keinen Spaß am Leben zu haben scheint, ohne dass sie hinterfragt, warum das so ist. Schon seit langem reden die beiden nicht mehr richtig miteinander. Vielleicht ist das normal bei jungen Mädchen. Aber Isabelle, die außer Amy niemanden hat, wird dadurch völlig isoliert. Dabei nimmt sie großen Anteil an ihrer Umgebung, aber sie traut sich nicht, Freunde zu suchen. Natürlich weiß der Leser schon früh, warum das so ist. Aber erst als Isabelle sich traut, über ihre Vergangenheit zu sprechen, ändert sich auch ihre Gegenwart.


    Ich finde es sehr traurig, dass Amys erste Liebe ausgerechnet ihr Lehrer ist, der ihre Schwärmerei auch noch ausnutzt. Mich wundert, dass niemand an der Schule etwas davon gemerkt hat. Natürlich hat der Hausmeister etwas gesehen, aber er hat nichts darüber gesagt. Da frage ich mich, wer noch mehr die Augen verschlossen hat.


    Ich fand es schwierig, mir ein Bild davon zu machen, wie es zwischen Amy und Isabelle und auch in Stacys Familie ausgesehen hat. Hier wird nur aus der Sicht der Mädchen erzählt und die ist natürlich sehr einseitig. Wahrscheinlich ist es nicht so schlimm wie dargestellt, aber ein wirklich schönes Familienleben haben wohl beide nicht.


    Das Buch gewinnt im Verlauf der Geschichte, aber das Ende fand ich auch ein bisschen platt. Hier hat die Autorin zu weit in die Zukunft gegriffen, aber daraus nur Bruchstücke erzählt. Mir hätte es besser gefallen, wenn sie entweder ausführlicher gewesen wäre oder manche Ereignisse nicht erwähnt hätte.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Amy & Isabelle sind Mutter und Tochter. Sie leben in der Kleinstadt Shirley Falls, New England. Es ist ein drückend heißer Sommer, der von einem Skandal heimgesucht werden soll.

    Isabelle, alleinerziehende Mutter, arbeitet als Sekretärin in einer Fabrik. Amy besucht die Schule, Stacy ist ihre Freundin. Mit der geht sie zum Rauchen in der Pause in den Wald. Eines Tages steht nicht mehr Miss Dayble vor der Klasse, sondern ein neuer Lehrer: Mr. Robertson. Und in den verliebt sich Amy. Als ob dies noch nicht genug wäre, wird in einer anderen Stadt ein kleines Mädchen entführt, Amy erhält zu Hause einen obszönen Anruf und ihre Freundin Stacy ist im siebten Monat schwanger.


    Amy & Isabelle erleben eine schwierige Zeit. Ausgerechnet Isabelles Chef hat Amy und den Lehrer am Waldrand in einem Auto erwischt. Isabelle schneidet Amy in einem Wutanfall die schönen, lockigen blonden Haare ab und besucht den Lehrer, um ihn aufzufordern, die Stadt zu verlassen. Amy wartet vergebens auf einen Anruf von ihm und hat keinen guten Gedanken mehr für ihre Mutter.

    Nicht nur können sie sich zu Hause kaum aus dem Weg gehen, nein, in diesem Sommer arbeitet Amy nun auch noch im Großraumbüro, wo ihre Mutter als Sekretärin arbeitet. Und dem Chef, der sie erwischt hatte, läuft sie so auch immer über den Weg.


    So weit die Geschichte, wie ich sie euch verrate, ohne zu viel zu sagen. Denn zu lesen, wie sie sich weiterentwickelt, macht einfach nur Spaß. Obwohl es schon ernste Themen sind, die die Frauen zu bewältigen haben. Ja, es ist ein Frauenbuch, ein Buch über Frauen, für Frauen – aber keines in der Art wie die sogenannten „Lit Chicks“.


    Elizabeth Strout schreibt einfach toll. Sie bleibt in ihrer Geschichte nicht an der Oberfläche. Sie zeigt nicht nur das Schöne, Glänzende, das man zumeist nach außen transportieren möchte. Nein, es werden ganz menschliche, auch eklige Dinge angesprochen – wo man am liebsten sagen möchte: Oh nein, so genau möchte ich das gar nicht wissen.

    Alle Frauen haben ihre Probleme, sind sympathisch oder weniger sympathisch – aber sie entwickeln sich in der Geschichte – und das zu lesen, lege ich euch ans Herz. Für mich war es definitiv nicht mein letztes Buch von Elizabeth Strout.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Anne ()