Ingeborg Bachmann - Simultan.Erzählungen

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    Titel: Simultan. Erzählungen
    Autor: Ingeborg Bachmann


    Allgemein:
    224 S.; Piper Taschenbuch, 1991 (erstmals 1973 erschienen)



    Zur Info: Simultan war der letzte Erzählband der zu Lebzeiten der Autorin erschien.


    Inhalt:
    5 Erzählungen:
    Simultan
    Probleme, Probleme
    Ihr glücklichen Augen (laut meinen Informationen gibt es davon auch einen Fernsehfilm der von 1993 ist) *
    Das Gebell (auch hier gibt es anscheinend einen Fernsehfilm von 1972)*
    Drei Wege zum See (eine Fernsehverfilmung von 1976)*


    *http://www.ingeborg-bachmann-forum.de/iberzaehl.htm


    Meine Meinung:
    Ingeborg Bachmann berührt in mir beim Lesen immer etwas. Ich kann nicht so genau sagen was es ist aber sie übt auf mich einen Sog aus, ich wurde in jede der 5 Erzählungen fast gewaltsam hinein gezerrt und wenn ich eine beendet hatte, war ich ganz erstaunt darüber das alles nur zwischen zwei Buchdeckeln stattgefunden hatte.
    Ihre Geschichten scheinen aus dem Leben der 70er Jahre gegriffen, manchmal überzogen und skurril aber doch immer so wahr wie es nur geht. Gleichzeitig scheint immer wieder das Thema Deutschland und Österreich, die Zeit des Nationalsozialismus mit durch, ohne das sie es explizit erwähnt oder sich wirklich offen damit auseinandersetzt. Diese Ebene fand ich sehr interessant, eben weil sie nur schwach durchscheint und nicht unbedingt auffällt.
    Für mich ist Simultan ein besonderer Lesegenuss gewesen - wie eigentlich alles von Ingeborg Bachmann. So hat es mich nicht überrascht das ich nicht aufhören konnte zu lesen!


    Ganz lose sind die Geschichten übrigens doch miteinander verbunden, denn die ein oder andre Figur der andren Geschichten wird in einem Nebensatz erwähnt, ist aber für die jeweils andere Geschichte im Normalfall nicht von belang, sodass man jede für sich selbst unabhängig von den anderen lesen kann. :)


    Simultan:
    Eine Frau (sie ist Dolmetscherin), fängt auf einer ihrer Zahlreichen Auslandsaufenthalte eine Affäre mit einem verheirateten Mann an. Schon bald wird ihr jedoch klar das sie sich neben der Zärtlichkeit der Nacht (ja es gibt eine Anspielung auf Fitzgerald in der Erzählung) nichts zu sagen haben...
    Ein wenig verwirrend zu Beginn, aber hat man sich eingelesen ist vor allem die Entwicklung der Beiden interessant zu beobachten. Vor allem da man das Ganze aus ihrer Sicht verfolgt und so im Gegensatz zu ihm genau weiß was sie eigentlich möchte und was ganz sicher nicht!


    Probleme, Probleme
    Ein junges Mädchen, das den halben Tag verschläft (so ziemlich ihre Hauptbeschäftigung und ihr Hobbie wenn man es genau nimmt), den Rest des Tages entweder beim Friseur verbringt oder mit einem Mann mit dem sie irgendwie eine Affäre hat ohne mit ihm zu schlafen und glaubt sie sei glücklich...
    Ich mochte Beatrice, die Hauptfigur nicht. Sie ist eine verwöhnte, selbstsüchtige und eitle Person. Dies alles wird einfach großartig in Szene gesetzt sodass das Lesen dennoch Spaß macht!


    Ihre glücklichen Augen
    Die Hauptfigur die eigentlich eine Brille bräuchte, weil sie ohne sie praktisch blind ist, "vergisst" gerne ihre Brille auf zu setzen, sie möchte die Wirklichkeit nicht sehen, dennoch erkennt sie das Ende ihrer Beziehung...
    Ein grandioses Ende, das die ganze Handlung in einem neuen Licht erscheinen lässt, die Figur ist auf einmal in der Wirklichkeit angekommen. Meine persönliche Lieblingserzählung in diesem Band!


    Das Gebell
    Eine Frau die von ihrem Sohn nicht beachtet wird. Sie fragt sich immer wieder warum das so ist, allein ihre Schwiegertochter kümmert sich um die alte Frau die plötzlich anfängt Gebell zu hören wo kein Hund ist. Nach und nach wird die Selbstsüchtigkeit des Sohnes deutlich dem die Einsamkeit der Mutter lästig ist...
    Eine traurige Geschichte um die Beziehung der Mutter und des Sohnes, von der man sich lange fragt warum sie so ist und wie es dazu kam das der Sohn die Mutter nicht ertragen kann. Für mich die Geschichte die nach wie vor am meisten Aktualität besitzt.


    Drei Wege zum See
    Elisabeth die Hauptfigur ist eine alternde Fotografin die ihren Vater in Kärnten besucht. Dort ist ein großer See den sie seit ihrer Kindheit immer wieder aufsucht. Ihr Aufenthalt wird dadurch getrübt das sie sich an ihre Vergangenheit erinnert und an ihre großen Lieben die sie beide an eine Frau bzw. an einen Mann verliert. Aber auch die Erinnerung an ihren Bruder der grade eine Frau geheiratet hat die auch Elisabeth heißt ist von Melancholie geprägt. Überhaupt scheinen alle Frauen die in der Geschichte auftauchen Elisabeth zu heiraten. Ein kleiner Seitenhieb auf Kaiserin Elisabeth und die Betonung das die Handlung in Österreich spielt? Ganz nebenbei klingt nämlich immer wieder durch das man Deutschland nicht mag und Österreich nun von den Touristen aus Deutschland eingenommen wird... (ganz leise spielt auch mit hinein Österreich als Opfer Deutschlands...)
    Dies ist die längste Erzählung in diesem Band und ein wenig tiefgründiger als die restlichen Geschichten, das liegt sicher auch daran das man viel mehr Seiten hat um die Hauptfigur kennen zu lernen und dadurch auch viel mehr über sie und vor allem über ihre Gefühlslage erfährt.


    5ratten