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Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lernt die junge Liv bei Freunden Håkon Balstad kennen, der eigentlich schon längst seinen Gouverneursposten auf Svalbard, wie die ganze Inselgruppe korrekterweise heißt, angetreten haben sollte, aber durch widrige Witterungsbedingungen abgehalten wurde. Zum Frühjahr mit dem ersten Schiff fährt er, aber bis dahin ist schon klar, daß Liv ihm folgen und man auf Spitzbergen heiraten wird. Die Bedingungen, die Liv vorfindet sind extrem primitiv. Das liegt nur zum Teil daran, daß das arktische Klima nicht besonders freundlich ist. Aber auch Spitzbergen hat im Krieg Spuren davongetragen, und da es sich vor allem um Bergbausiedlungen handelt, in denen die Männer meist ohne ihre Familien für ein paar Jahre leben, um genug Geld für eine anders geartete Existenz im Süden zu verdienen, macht sich auch niemand besonders viele Gedanken darüber. Dazu kommt, daß Håkon auch noch der Typ des überkorrekten Beamten ist, der um fast jeden Preis dem Staat Ausgaben ersparen will. So muß Liv allerlei Tricks und Drohungen auffahren, um in der baufälligen Baracke wenigstens ein Mindestmaß an Möbeln und Ausstattung zusammenzukratzen, über die Qualität der Gegenstände breitet man besser den Mantel des Schweigens.
Als Gouverneur kommt Håkon mit vielen Leuten in Kontakt, vor allem auch mit den Russen, die gleichfalls Siedlungen auf der Insel haben. Das Verhältnis ist durchweg gut, man hilft sich gegenseitig, weil man weiß, daß man aufeinander angewiesen ist. Unterschiede gibt es gleichwohl: Bei gemeinsamen Essen stellen die Russen durchaus ihre sprichwörtliche Trinkfestigkeit unter Beweis, was die Norweger doch irritiert. Dafür hat Håkon immer dann ein Problem, wenn jemand seinen Gärfisch nicht mag, der wohl ziemlich durch das ganze Haus gestunken haben muß.
Liv erzählt recht nüchtern, aber nicht ohne Humor von den Umständen und Lebensbedingungen zu jener Zeit in Longyearbyen. Das betrifft neben so naheliegenden Dingen wie der Haushaltsführung aber auch eine Menge anderer Aspekte, von der Gesundheitsversorgung über das Schulwesen für die Kinder, die es auf der Insel durchaus gibt, bis zum Gefängnis, das nach Fertigstellung des neuen Gouverneurshauses in einem dortigen Zimmer eingerichtet wird. Auch Grubenunglücke sind nicht selten und sorgen immer für weite Betroffenheit. Weniger erfährt man hier über die Jäger, die in den abgelegeneren Regionen Spitzbergens leben und auch überwintern, da sie nur selten in den Ort kommen und Liv entsprechend wenige Kontakte hatte. Sie hat mit dem Bericht schon während ihres Aufenthaltes dort begonnen, veröffentlicht worden ist er bereits 1955, was kurz nach der Rückkehr der Balstads von Svalbard gewesen sein muß. Es ist also vielleicht, das merkt man gerade zum Ende hin, doch einiges an Wehmut dabei, die Insel zu verlassen (auch wenn man sich das angesichts der Lebensbedingungen nur schwer vorstellen kann), aber zumindest noch keine Verklärung durch jahrelangen Abstand, was den Bericht als Zeitzeugnis durchaus interessant macht.
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Schönen Gruß
Aldawen