Sofie Cramer, Sven Ulrich - Herz an Herz

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    „Kennen Sie das, wenn man ein Buch so gut findet, dass man jeden Tag nur ein paar Seiten liest, weil man nicht will, dass es zu Ende geht? So ging es mir mit der Antwort auf Ihren Brief.“


    Welche Frau würde sich von diesen Zeilen nicht geschmeichelt fühlen? Die Wirkung bei dem Adressaten dieser romantischen Zeilen erfüllt in jedem Falle diese Vermutung und lässt das Herz bei uns Leser(innen) ein bisschen höher schlagen. :smile:


    Gegenüber der Inhaltsangabe hatte ich zuerst ein bisschen Bedenken, weil ich außer bei Cecilia Ahern sonst einen Bogen um Liebesgeschichten mache, weil sie mir zu kitschig sind und man meist schon nach wenigen Seiten weiß, dass zum Schluss ein schmalziges Happy End auf uns wartet.
    Bei „Herz an Herz“ hat mich der ungewöhnliche Stil in Brief- bzw. E-Mail und Sms-Form aber neugierig gemacht und ich habe mich gerne auf die gefühlvolle Reise von einer Hamburger Psychologin und einem Münchener Versicherungskaufmann eingelassen, die als harmlose Brieffreundschaft beginnt.


    Sara ist Mitte dreißig und frisch geschieden, doch die Ereignisse, die in jüngster Vergangenheit zum Scheitern ihrer Ehe geführt haben, wünscht sich niemand, sodass sie sich vor Kummer und Wut vor dem anderen Geschlecht verschlossen hat. Ihr Glaube an die Männerwelt hat sehr gelitten und Vertrauen ist ein Wort, dass sie aus ihrem Wortschatz vorerst gestrichen hat. Auf der Hochzeit einer guten Freundin sieht sie sich dann auch noch konfrontiert mich zahlreichen glücklichen Paaren und für Sara bleibt nur noch der nervige Tischnachbar, der sich mit seinen dummen Sprüchen schnell selbst ins Abseits katapultiert. Vom Alkohol berauscht, schickt sie eine Flaschenpost los mit einem Hilferuf für einen Ausweg aus ihrer trostlosen Lage.
    Das Unglaubliche geschieht und kurz darauf flattert tatsächlich eine Antwort in ihre Wohnung – von dem charmanten Berti..


    Die Geschichte klingt bis hierhin wie ein Märchen und wird von den Autoren auch toll in Szene gesetzt. Das Herzklopfen, was die beiden während des Schreibens der teilweise tiefgründigen oder aber ironischen Zeilen spüren, war beinahe hörbar und die kribbelige Vorfreude während des Wartens auf die ersehnte Antwort des Brieffreundes macht auch vor den Lesern nicht halt.
    Die Annäherung der beiden, die zuerst hinter einem Schild aus Humor versteckt wird, bröckelt zusehends und es ist wirklich niedlich, wie das zarte Band der Liebe sich auch über fast 800 km aufbauen kann.
    In diesem Roman sucht man eindimensionale Charaktere vergebens, denn das harmonische Cover aus blau und rosa Tönen gibt nur einen kleinen Einblick in die chaotische Beziehung von zwei Menschen, die mit bayerischer Herzlichkeit und nordischer Kühlheit in manchen Dingen sehr verschieden sind.


    Den Erfolg der authentischen Erzählperspektive hat das Buch sicherlich der unterschiedlichen Rollenverteilung des Autorenduos zu verdanken. Sofia Cramer wird hierbei sicherlich den Part der Sara übernommen haben und Sven Ulrich hat hingegen Berti sein Gesicht geliehen.
    Die typischen Reaktionen von Mann und Frau sind meiner Meinung nach glaubhaft dargestellt worden und hätten von einem Autoren alleine bestimmt nicht den gleichen Effekt gehabt.
    Berti ist zum Beispiel nach einigen Briefwechseln Feuer und Flamme und brennt auf ein Treffen mit seiner Herzdame, doch Sara ist da eher etwas zurückhaltender, obwohl ihr Charakter recht schlagfertig und keineswegs schüchtern ist.
    Saras leichte Unsicherheit bezüglich eines voreiligen Treffens wird jede Frau, die schon einmal mit dem Gedanken an ein Blind Date oder eine Verabredung mit einer Bekanntschaft von sogenannten Partnerbörsen im Internet gespielt hat, nur zu gut verstehen können. Denn wer verbirgt sich hinter dem netten Unbekannten, den das Herz so gut zu kennen scheint und man aber doch völlig ahnungslos ist?


    Von einer Geschichte wie Sara sie erlebt hat, träumt im Laufe eines Lebens wahrscheinlich jede unglückliche Single-Frau und „Herz an Herz“ ist eine Hommage an die einsamen Seelen dieser Welt, die beweist, dass man die Hoffnung auf einen Traumprinzen, der auf einem Pferd angeritten kommt bzw. via Brief Kontakt aufnimmt, nicht aufgeben darf.
    Wäre ich nicht glücklich vergeben, würde ich glatt einen Selbstversuch starten und eine Flaschenpost auf den Weg zu meinem Glück schicken. :)