Jessica Martinez - Virtuosity: Liebe um jeden Preis

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  • Jessica Martinez - Virtuosity



    Möchte hier jemand vielleicht noch eine schlechte Kritik zu dem Buch schreiben? Mein Geldbeutel wäre dafür sehr dankbar...


    :breitgrins:
    Tja, damit kann ich leider auch nicht dienen, denn ich fand dieses Buch unerwartet gut! Ich habe es vor ein paar Jahren für meine Tochter gekauft, die auch Violine spielt, und der es auch sehr gefallen hat.


    Für mich eine erfreuliche Überraschung, da ich von den in diesem Jahr bisher gelesenen Büchern mit musikalischen Themen leider komplett enttäuscht war und schon dachte, es geht so weiter.


    Die Entwicklung der jungen Violinistin Carmen fand ich sehr gut und glaubwürdig geschildert: der Druck, der auf ihr lastet; ihr Lampenfieber vor den Auftritten, ihre Gedanken, ihren Ehrgeiz und ihre Ziele, und vor allem ihren Drang nach Freiheit und Integrität, der sie dazu bringt, sich schließlich von ihrer Mutter rigoros zu emanzipieren. Carmen ist ein bewundernswert starker Charakter - man kann das als Leser sehr gut nachvollziehen und es wird auch gut spürbar, wie schwer es ist, wenn man als junger Mensch von den Personen verraten wird, die einem am nächsten stehen und von denen man abhängig ist... Auch die Annäherung an Jeremy und die leise Liebesgeschichte waren nachvollziehbar und glaubhaft.


    Zwar ist die Sprache einfach und die Handlung geradlinig und nicht besonders vielschichtig - doch da es ein Jugendbuch ist, war das zu erwarten und es passt hier gut.


    Was mich gestört hat, waren zwei Klischees: einmal die überehrgeizige Mutter, die ihre eigene missglückte Karriere in ihrer Tochter verwirklicht sehen will (dass eine Mutter ihrer Tochter Medikamente aufzwingt, selbst wenn diese davon loskommen will, fand ich ganz entsetzlich! :entsetzt:) und das zweite Klischee ist der zickige Violinlehrer, der offenbar nur dann erfolgreiche Schüler hervorbringt, wenn er sie im Unterricht demütigt und niedermacht... :rollen:


    Dafür gibt es einen halben Punkt Abzug. Aber sonst hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen, die Musik und Carmens Liebe zu ihr wurden spürbar und auch alle technischen und sonstigen Details rund um das Violinspiel waren korrekt und authentisch (bestätigt von meiner Tochter) - was nicht selbstverständlich ist, in anderen Büchern habe ich da schon hanebüchene Dinge gelesen. Die Autorin Jessica Martinez allerdings hat selber Musik studiert und spielt Geige, also weiß sie wovon sie schreibt.


    Den deutschen Untertitel finde ich übrigens auch unpassend.



    Etwas seltsam fand ich den Schluss. Ich weiß nicht genau, was mich gestört hat, aber die hohe Dramatik fand ich etwas übertrieben. Man hätte


    Nein, ich finde nicht, dass man das im Spoiler Genannte hätte weglassen können. Für mich ist das genau DER wesentliche Knackpunkt im Buch, der Carmen dazu bringt, hier ganz klar Stellung zu beziehen und zu sich selbst zu finden - ihr eigenes Verhältnis zur Musik und zum Musizieren zu überdenken und neu zu definieren. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass sowas (also das im Spoiler Genannte) im Musikgeschäft vorkommt.


    Fazit:


    Ein überzeugendes Jugendbuch mit Tiefgang.


    Bewertung:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

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