George R. R. Martin – Fiebertraum

  • George R. R. Martin – Fiebertraum, gelesen von Reinhard Kuhnert, ungekürzte Audible-Version

    Der Flussschiffkapitän Abner Marsh, seit dem letzten Winter vom Pech verfolgt, erhält ein merkwürdiges Angebot von einem geheimnisvollen Fremden, Joshua York. Dieser will ihm die Finanzen für ein neues Dampfschiff der Luxusklasse stellen, dafür erwartet er, dass in der Partnerschaft keine Fragen an ihn gestellt werden und all seine eigenartigen Gewohnheiten klaglos respektiert werden. Kapitän Marsh nimmt das Angebot an und erfüllt sich mit dem Dampfer Fever Dream einen Traum, doch schnell wird klar, dass der Kapitän, ein direkter und ehrlicher Mensch durch und durch, mit der geheimtuerischen Ader seines neuen Partners nicht zurecht kommt. Warum ist dieser nur nachts unterwegs? Was sollen seine manchmal tagelangen Ausflüge, während derer die Fever Dream auf ihn warten muss? Und warum teilen seine Freunde und die Fremden, die York zum Teil von seinen nächtlichen Ausflügen mitbringt, all diese seltsamen Angewohnheiten? Schon bald wird klar, dass Marsh so nicht weitermachen will und wird …


    Mit diesem Buch beweist George R. R. Martin, dass er auch schon lange vor Das Lied von Eis und Feuer spannende und atmosphärische Geschichten schreiben konnte. Er hat es geschafft, dass ich mich mit dem alten Marsh identifizieren konnte, dass ich mich für Lotsen, Heckraddampfer und Seitenraddampfer, für den Mississippi und den Ohio und, natürlich, für Dampfschiffrennen erwärmen konnte. Martins Beschreibungen sind so gut, dass man die schwirrende Luft sehen und die Mücken regelrecht um sich herum schwirren hört oder fühlt.


    Kapitän Marsh ist ein toller Kerl. Groß und hässlich wie die Sünde, mit Warzen und einem Appetit, dass er wahrscheinlich ein ganzes Schwein verspeisen würde, wenn er eines bekommen könnte. Doch er ist ehrlich und direkt und hat sein Herz auf dem rechten Fleck. Er ist ein treuer Freund, er ist menschlich und trotz seines sehr grobschlächtigen Auftretens muss man in einfach gerne haben. Leider stehen die anderen Charaktere deutlich hinter ihm zurück, ein paar wenige sind noch plastisch, der Rest ist recht eindimensional.


    Die Geschichte hat nach dem ersten Höhepunkt eine etwas ruhigere Phase, man könnte sie auch als Länge bezeichnen, ich persönlich habe mich jedoch nicht gelangweilt. Das Ende ist in Anbetracht dessen, dass George R. R. Martin der Autor ist, fast schon überraschend. Den Epilog fand ich ganz toll, stimmungsvoll und melancholisch. Ein gelungener Abschluss für die Geschichte.


    Der Sprecher, Reinhard Kuhnert, ist einer meiner Lieblinge. Obgleich er auch Das Lied von Eis und Feuer spricht, und es in den Formulierungen durchaus Parallelen gibt, verleiht er dem Buch einen ganz eigenen Ton, so dass man nie das Gefühl hatte, man sei in Westeros gelandet.


    4ratten

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien