Warren und Fay Eckstein - Wie sag ich's meiner Katze?

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.836 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jari.

  • Inhalt:


    Wir alle lieben unsere Stubentiger, doch in der heutigen Welt leben Katzen ein ganz anderes Leben als noch zu früheren Zeiten. Oft verbringen sie ihr gesamtes Leben in den immergleichen vier Wänden. Manche sehen ihre Menschen bloss abends und am Wochenende. Was ist das für ein Leben?
    Die moderne Zeit hinterlässt auch Spuren an unseren Haustieren, noch nie gab es so viele depressive Katzen, Beschwerden über Fehlverhalten bei Haustieren nehmen täglich zu.
    Da fragt man sich doch, ob man einer Katze überhaupt noch ein artegerechtes Leben bieten kann. Ja, ist Warren Eckstein überzeugt, und zeigt uns, wie auch Hauskatzen ein ausgeglichenes und selbstbewusstes Wesen entwickeln können.


    Meine Meinung:


    Das Buch "Wie sag ich's meiner Katze" von Warren und Fay Eckstein erschien auf Deutsch im Jahre 1994, die englische Ausgabe sogar bereits 1990. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es sich lohnt, ein Buch zu lesen, das fast zwanzig Jahre alt ist. Ja, das tut es.


    Warren Eckstein ist nicht bloss irgendein Tierpsychologe, der meint, er müsse jetzt einfach mal ein Buch veröffentlichen. Nein, Warren Eckstein ist DER Tierpsychologe.
    Lesen wir heutzutage ein Buch über Verhaltensforschung, so werden es grösstenteils Ecksteins Ideen sein, die uns dort nahe gebracht werden. Eckstein hat die Verhaltensforschung in den 70ern und 80ern revolutioniert. So war er es, der damit begonnen hat, Tiere in der Kranken- und Altenpflege einzusetzen. Er trainierte Hunde dazu, nicht nur Blinden zu helfen, sondern auch Tauben. Er war es, der dazu aufrief, sich ruhig mal hinzusetzen und mit seiner Katze zu schmusen. Er war es, der Katzen und anderen Tiere eine eigene Identität und Lernfähigkeit zusprach.
    Waren Ecksteins Therapieformen damals noch verschrieen, so findet man heute kein Buch über Haustierhaltung mehr, in welchem nicht auf Eckstein basierendes Gedankengut vermittelt wird.


    Deshalb tut man gut daran, eines von Ecksteins Büchern gelesen zu haben.


    In "Wie sag ich's meiner Katze", dessen deutscher Titel meiner Ansicht nach auf etwas anderes hindeutet als eigentlich gemeint ist, geht Eckstein auf das Leben unserer liebsten Haustiere ein: Die Katzen.


    Das Buch beginnt mit Mowdy, der sich seinen Besitzer (Warren Eckstein) sozusagen aussucht und nicht locker lässt, bis er sich seinen Platz im Herzen Ecksteins erobert hat.
    Von Mowdy aus geht es weiter und Eckstein berichtet vom modernen Katzenalltag, der leider oft darin besteht, ein Schläfchen zu halten. Dass ein solch eintöniges Leben dazu führt, dass sich Verhaltensauffälligkeiten entwickeln, sei kein Wunder, meint Eckstein.


    Hier setzt der Autor an und entwickelt Ideen, die zur damaligen Zeit noch revolutionär waren. Unterhalte dich mit deiner Katze, fordert Eckstein auf, beschäftige dich mit ihr! Gestalte ihr ein Katzenparadies. Lerne ihre Sprache und bring sie ab und zu nach draussen.


    Ich war überrascht, dass es noch vor einigen Jahren verpöhnt war, intensiv mit seinem Haustier zu kuscheln. Zum Glück gibt es Warren Eckstein, dachte ich da. Was er für die Katze von heute geleistet hat ist nicht zu verachten, obwohl ich nicht mit allen seinen Techniken übereinstimme.


    So halte ich persönlich nichts davon, die Katze mit in den Urlaub zu nehmen. In "Wie sag ich's meiner Katze" ist diesem Thema jedoch ein ganzes Kapitel gewidmet. Aber wenigstens weist Eckstein darauf hin, dass man die Katze mit viel Liebe und Fürsorge auf das gewünschte Verhalten hin trainieren muss (z.B. beim Autofahren ruhig bleiben). Er wiederholt immer wieder, dass man die Katze so oft wie möglich loben muss.
    Auch dies ist ein Punkt, der im 21. Jahrhundert unter Tierfreunden und Tierpsychologen bekannt und akzeptiert ist. Kein Tierbuch ohne ein "Loben Sie ihr Haustier". Als Warren Eckstein damit begann, war die Idee noch völlig neu und wurde kritisch betrachtet.


    Auch die Aufforderung, sich selbst in Miauen zu üben, fand ich eher zum Schmunzeln. Ich persönlich denke, dass die Katze sich dann eher lächerlich gemacht gefühlt und denkt, dass der komische Zweibeiner nun wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Aber wieso nicht? Wer will, kann es probieren.


    Nebenbei finden wir viele Tipps dazu, wie unerwünschtes Verhalten durch Erziehung (ja, Eckstein war einer der Ersten, die sagten, dass auch Katzen sich erziehen lassen) gar nicht erst entsteht. Vorbeugen ist besser als heilen.
    Ebenfalls wird erklärt, wie man mit der Katzenleine umgeht und seiner Katze "Bleib" und andere Kommandos beibringt. Die Katzenleine fand ich bisher immer eine seltsame Sache, etwas, das eine Katze entwürdigt. Doch Eckstein hat mich davon überzeugt, dass sie durchaus ihr Gutes hat. Eine Katze in der Stadt kann so sicher und ohne vom Auto überfahren zu werden die Natur erkunden. Auch beim Tierarzt erweist sich die Leine als praktisch. So weit hatte ich bis jetzt noch nie gedacht.


    Mag das Buch auch fast so alt sein wie ich selbst, die Lektüre hat sich gelohnt und ich ziehe den Hut vor Warren Eckstein, ohne den viele Katzen heute ein tristes Leben führen würden.


    Fazit:


    Wenn Sie also bereits zu denen gehören, die mit Ihrer Katze Gespräche führen und das völlig normal finden, dann sind Sie der richtige Leser, die richtige Leserin für dieses Buch. (Seite 43)


    Bevor wir irgendein billiges Sachbuch über Katzenhaltung lesen, sollten wir Warren Eckstein lesen. Punkt. Jeder, der eine Katze hat, sollte Warren Eckstein lesen. Punkt.


    Fazit: Katzen würden Eckstein lesen.


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    4ratten, aber definitiv ein :tipp:

    //Grösser ist doof//

  • Hallo Jari,
    tolle Rezi & wohl interessantes Buch! :klatschen:


    Zitat


    Auch die Aufforderung, sich selbst in Miauen zu üben, fand ich eher zum Schmunzeln. Ich persönlich denke, dass die Katze sich dann eher lächerlich gemacht gefühlt und denkt, dass der komische Zweibeiner nun wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Aber wieso nicht? Wer will, kann es probieren.


    Warum sollte die Katze sich lächerlich gemacht fühlen?
    Die denkt doch nicht in Sprache oder in unseren Wertevorsellungen.


    Ich "rede" öfter so mit meinen Wellensittichen, da kann es ganze Gespräche geben, in denen wirklich wechselseitig etwas gesagt wird (wir miauen aber nicht :zwinker:).
    Der Trick ist, einen Ton zu sagen, der ähnlich klingt, wie der des Vogels.
    Der Vogel merkt dann, dass es um ihn geht und ihn angeht.


    Es hilft sogar, Entspannungsübungen des Vogels nachzumachen.
    Ich wollte das erst nicht glauben, hatte dann aber einen sehr panischen Vogel in Quarantäne, der 10 Tage lang keinen Ton von sich gab.
    Ich habe mir vor den Käfig gesetzt und meine Zähne aneinander gerieben ("Schnabelknirschen" - eine Geste, die der Wellensittich macht, wenn er müde ist oder sich wohlfühlt).
    Der Vogel machte irgendwann mit.
    Als ich das nächste Mal kam - er war bei meinen Eltern untergebracht zur Quarantäne und hatte immer noch nichts gesagt - dauerte es nicht lange, bis er von sich aus anfing zu knirschen.
    Ich hatte ihm da in seiner Sprache wohl mitgeteilt, dass alles okay sei und er sich hier entspannen könne.


    Ebenso habe ich ein Wellensittichweibchen, das ich kraulen darf und das einen ganz seltsamen Ton fabriziert (klingt eher nach Aga).
    Wenn ich mich davor stelle und "Malia, uuuiii-uuuuiiii" sage - stellt sie die Federn auf. :zwinker:


    Gelacht hat sie noch nicht!



    Ach ja:
    Wozu kann das hilfreich sein?
    Mal schnurren, wenn die Katzen vor oder nach einem Tierarztbesuch oder Unfall verängstigt sind!
    Wenn man das vorher schon gemacht hat, und sie dann mitschnurren, entspannen sie sich dabei doch!
    Für Stresssituationen ist so etwas nicht schlecht, vor allem, weil die Tiere oft animiert werden, mitzumachen.
    Liebe Grüße von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Interessanter Bericht. Aber das Miauen hat bei meiner Katze nicht geholfen, die sah mich nur entgeistert an :lachen:
    Früher habe ich mich in "meerschweinisch" versucht und ich denke, ich krieg das Meerschwein recht gut hin. Nur die Meeris ignorierten mein Gequietsche :breitgrins:

    //Grösser ist doof//