Susanna Tamaro : Anima mundi

  • Susanna Tamaro : Anima Mundi


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    Anima mundi bedeutet „Weltseele“ und ist ein von Platon geprägter Begriff. Im Neuplatonismus wird die Weltseele zu den vollkommenen Elementen der geistigen Welt gezählt. Sie ist in der Hierarchie die unterste der drei „Naturen“: des Feuers, der Erde und dem Wind. So teilt Susanna Tamaro das Buch in drei Teile, die genau so benannt sind.



    Zitat vom Protagonisten und Erzähler Walter:
    Im Grunde genommen beneidete ich diejenigen, die schon mit einem Schirm in der Hand geboren wurden. Es regnet, es schneit, es hagelt, und sie sind immer geschützt, sie legen den Schirm nicht einmal weg, wenn die Sonne scheint.


    Walter erlebt eine Kindheit ohne Liebe und Geborgenheit, geboren wurde er lange nach dem zweiten Weltkrieg, etwa Anfang der 50er Jahre. Sein Vater ist am Ende des ersten Weltkrieges geboren und hat den zweiten Weltkrieg als Partisan gegen die deutschen Faschisten durchlebt. Walter erlebt seinen Vater als Kind und als Jugendlicher wie einen „Oger“, ein ständiger Trunkenbold voller Gleichgültigkeit gegenüber dem Sohn. Die Stimmung zu Hause war stets explosiv, der Vater gebrauchte schlimme Flüche, zertrat Möbel und alles was ihm in den Weg kam.


    An der Schwelle zur Pubertät fühlte Walter sich wie ein Tier nach einem langen Winterschlaf. Ihn trieben stets traurige Gedanken um, Melancholie und heimliche Tränen überschatteten sein junges Leben. Er hasste seinen Vater inständig.


    Dann kehrt in Walters Leben die Unordnung ein, wie er es selbst bezeichnet. Auf der Suche nach seiner Identität durchlebt Walter viele schwere Krisen, begleitet von Alkohol und Drogen, aber auch begleitet von einer Freundschaft und einer vermeintlichen großen Liebe.


    So wie bei "Geh wohin dein Herz dich trägt" stellte sich für mich eine Verbundenheit mit der Seele des Protagonisten ein. Diese Spezialität von Susanna Tamaro ist wieder einmal sehr beeindruckend. Ein sehr einfühlsamer Roman von Susanna Tamaro, der zeigt, wie schwierig es sein kann, inneren Frieden zu finden und der wiedereinmal zeigt, wie intensiv sich Susanna Tamaro mit der Psyche des Menschen beschäftigt.


    Abschließend stellte sich mir allerdings noch eine Frage, die ich vor kurzem vor dieser Lektüre mit einer Freundin diskutierte. Die Generation der „Trümmerfrauen“ weiß wohl nicht, welche Bürde sie den nachfolgenden Generationen der Kinder und Enkelkinder auferlegt hat, mit ihrem Schweigen, was sie gefühlt haben, was sie getan haben, was sie im einzelnen wirklich erlebt haben? Weil wir uns nicht getraut haben, genau nachzufragen müssen wir ihre Vorwürfe ertragen: ihr wisst nicht was wir durchgemacht haben, ihr kennt ja keinen Hunger, ihr musstet vor keinen Bomben fliehen! An uns ist es nun, die Fragen der Kinder und Enkelkinder zu beantworten und genau hinzuschauen, was ihnen auf dem Herzen liegt.


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