William Somerset Maugham - Mrs. Craddock

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    Titel: Mrs. Craddock
    Autor: William Somerset Maugham


    Allgemein:
    288 S., Diogenes; Auflage: 11., Aufl., 2007


    Inhalt:
    England auf dem Lande im Jahr 1900:
    Romantisch beginnt der Roman. Mrs.Craddock hat aus liebe unter ihrem Stand geheiratet. Einer der Pächter hat ihr Herz erwärmt und sie wird seine Frau. Das große Happy End? Wo andere Autoren aufhören beginnt William Somersets Roman. Denn was kommt wenn die Hochzeit vorbei ist und der Alltag beginnt?



    Bisher:
    William Somerset Maughams Romane sind für mich immer gepflegete Gesellschaftsromane die unterhalten ohne trivial zu sein. Obwohl ich bisher eher spätere Romane von ihm gelesen habe, erkenne ich auch hier in seinem zweiten Roman seinen Stil sofort wieder. Ich persönlich sehe daher das er schon in einer frühen Phase seiner schriftstellerischen Laufbahn seinen Stil gebildet hat. Ich finde schon das ist einerseits natürlich verlässlich ;) könnte aber auch langweilig werden? :zwinker: Nicht für mich. Gut, er hatte natürlich auch Zeit sich weiter zu entwickeln und verschiedene Ideen und Stoffe an zu packen.
    Ich genieße es einmal mehr einen Roman eines meiner Lieblingsautoren zu lesen und bin gespannt was noch folgen wird!

  • Und nun:
    Mrs. Craddock gefiel mir letztendlich recht gut. Vor allem Maughams Beobachtungen der feinen Landgesellschaft, die er im Vorwort, welches er einer Neuausgabe aus den 50er Jahren voranstellte, kritisiert er dabei aber auch sich selbst und spricht auch davon, dass seine eigene Meinung alzu sehr durchscheint. Nun im Grunde erscheint mir das aber nicht ganz wichtig. Denn hier soll es nun um meinen Eindruck gehen und nicht um die Meinung des Autors ;) (auch wenn ich es nicht schlecht finde das Maugham sich selbst reflektiert).
    Eine gescheiterte Liebesgeschichte und vielleicht sogar der Versuch sich nicht den Konventionen zu beugen. So erscheint mir der Roman. Doch Mrs. Craddock scheitert, ich glaube fast sie wollte zu viel. Hat zu wenig nachgedacht und ist daher am Ende nicht glücklich. Aber gut wer nicht wagt, der wird nie erfahren ob es nicht ganz anders hätte werden können. Auch so eine Botschaft die ich persönlich herausgelesen habe. Jemand anders, mag das nicht so sehen.


    Ich glaube dass, das Ehepaar Edward und Bertha Craddock deshalb scheitert weil sie doch zu verschieden sind, aber gar nicht so sehr wegen ihrer Herkunft (auch wenn das trotzdem eine Rolle spielt) sondern wegen der Art und Weise Gefühle zu zeigen und von dem anderen zu erwarten. Bertha erwartet von ihrem Mann diese allumfassende Liebe, er soll nur sie sehen und ihre Bedürfnisse über alles Stellen, sie versteht ihn nicht und macht sich meiner Meinung nach auch gar nicht die Mühe. Er macht sich nicht klar das sie ab und an ein anderes Verhalten von ihm fordern muss um zu erkennen das er sie liebt. Auch hier verstehen sich beide nicht. Bertha glaub daher ständig er würde sie nicht lieben, obwohl es dem Leser nicht so vorkommt. Sie erschien mir immer wieder als verwöhnte Göre der besseren Gesellschaft, sogar dann noch, als sie längst 30 Jahre als ist und die Ehe schon viele Jahre gehalten hat (eine Scheidung käme schließlich nicht in Frage - soviel zu den Konventionen). Wie wenig Edward auf seine Frau tatsächlich eingeht - obwohl er ihr doch alles Recht machen möchte - er kennt man daran das ihm gar nicht in den Sinn kommt, sie und ihre Gefühle hätten sich verändert. Im Gegenteil, für ihn scheint alles genauso wie es immer war und sein sollte. Wärend Bertha nun nicht mehr ausbrechen kann, denn obwohl ihr Maugham am Ende die Chance gibt nun frei zu sein, erschien sie mir nicht wirklich frei. Dies hatte sie vertan und nun trotz allem zum Unglück verdammt, erscheint mir wie eine Art Strafe für sie. Trotz allem kann sie nicht ganz entfliehen, sie hat den Zeitpunkt verpasst.


    Ein melancholischer Roman, eigentlich zeigt er das Scheitern einer Ehe und wie traurig man dies von außen oft empfindet... doch zumindest im Roman bemerkt kaum jemand das Bertha an ihrem Leben fast zu ersticken scheint. Für mich hat Maugham es Geschaft gesellschaftliches und Zwischenmenschliches mit seiner treffenden Beobachtungsgabe, die er wohl schon als junger Schriftsteller hatte, auf zu schreiben und ich habe Mrs. Craddock mit einer gewissen Wehmut gelesen.


    4ratten