Meir Shalev - Aller Anfang

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    In diesem Buch beschäftigt sich Meir Shalev, den ich als Romanautoren ja sehr mag, mit den "ersten Malen" in der Bibel: der erste Kuss, die erste Erwähnung der Liebe, der erste Hass, der erste Spion.


    Gewisse Grundkenntnisse in Sachen Bibel empfehlen sich natürlich, um das Buch zu verstehen. Man muss nicht übertrieben bibelfest sein, da die weniger bekannten Passagen, auf die er Bezug nimmt, nochmals erläutert werden, aber z.B. mit den Geschichten von Abraham, Isaak, Jakob und Joseph sollte man zumindest in den Grundzügen vertraut sein. Shalev erläutert auch den historischen Kontext, wo es nötig ist, geht auf Sitten und Bräuche ein und scheut sich auch nicht, den offiziellen Exegeten gelegentlich ordentlich ans Bein zu treten. So demontiert er in gewisser Weise das glattpolierte Bild von König David oder lässt den Propheten Samuel gar nicht so gut wegkommen. Die biblischen Gestalten, wie er sie schildert, sind sehr menschlich in ihren Regungen und Aktionen.


    Nicht alle Kapitel fand ich gleichermaßen interessant, insbesondere die langwierigen politischen Verwicklungen im Zusammenhang mit den Spionen waren mir teils doch ein wenig zu zäh, aber es gab einige Überraschungen und Aha-Momente für mich. Shalev geht mit der Bibel und der Religion kritisch, humorvoll, aber nie respektlos um - das hat mich insgesamt sehr angesprochen und auch ein wenig über die sich ziehenden Passagen hinweggetröstet.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Inhalt:
    Im Anfang war das Wort. Aber wer gab wem den ersten Kuss? Worüber wurde zum ersten Mal gelacht, zum ersten Mal geweint? Wer empfand den ersten Hass? Wovon handelte der erste Traum?


    Das erste Kapitel habe ich mittlerweile gelesen und dieses Buch ist so ganz anders, als all die anderen, welche ich bisher von Meir Shalev gelesen habe. Das liegt aber schon alleine an dem Thema. Es handelt sich hier nicht um einen Roman, sondern um - man kann fast schon sagen - einzelne Essays zu Themen welche in der Bibel vorkommen. Dabei ist es völlig irrelevant, ob es sich nun um eine jüdische oder eine christliche Bibel handelt, da die Geschichten, um welche es sich letztendlich handelt alle im alten Testament angesiedelt sind.
    Natürlich fehlt hier die Poesie, welche ich mich ansonsten so in ihren Bann zieht, aber das ist völlig in Ordnung, denn Poesie hätte hier auch nichts verloren, zumal es im alten Testament auch nicht wirklich poetisch zugeht. Da heiligt der Zweck die Mittel und Gefühle stehen das ganz hinten an.
    Sogar in dem Kapitel über die "Erste Liebe" kann man das sehen.
    Die erste Liebe in der Bibel, also die Stelle, an welcher das erste Mal "Liebe" als Wort da steht, handelt nicht von der Liebe einer Frau zu einem Mann, sondern es geht hier um die Liebe eine Vaters zu seinem Sohn. Eine, allerdings sehr fragwürdige Liebe, denn es handelt sich um Abraham, der den Sohn, welchen er liebt opfern soll.


    Meir Shalev gelingt es trotzdem, dieses ganze Thematik sehr kurzweilig und sogar ausgesprochen interessant an den Leser zu vermitteln.


    Ich denke, dass hier in diesem Buch noch einige Überraschungen auf mich warten und ich das ein oder andere Mal wohl doch eher ungläubig den Tanach hervorholen und nachlesen werde.

  • Nun habe ich erfahren wann der ersten Traum und den ersten König in der Bibel erwähnt wurden und es ist nach wie vor ganz interessant, aber dennoch hat es natürlich nicht den Zauber, welcher ansonsten Meir Shalevs Bücher ausmacht. Es geht hier sehr sachlich zu und gerade bei den Königen hat es mich mal wieder gegraust, was da so alles angestellt wurde um Macht zu demonstrieren :entsetzt:. Das möchte ich niemals als Film sehen. :kotz:
    Ich kann hier auch maximal ein Kapitel am Stück lesen. Da ich noch 8 Kapitel vor mir habe, werde ich wohl vorraussichtlich das Buch in 8 Tagen beendet haben. :breitgrins:
    Dann freue ich mich auf einen Roman von Shalev und ich weiß, dass er hält, was ich mir davon verspreche.

  • Der sachliche Stil hat mich auch einigermaßen überrascht, und das eine oder andere Kapitel fand ich streckenweise ein bisschen zäh. Aber trotzdem habe ich das Buch als interessante Lektüre in Erinnerung behalten.


    Gut gefallen hat mir Shalevs teils recht "respektloser" (im positiven Sinne) Umgang mit den biblischen Lichtgestalten (war es Samuel oder König David, der da ziemlich schlecht wegkam?)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gut gefallen hat mir Shalevs teils recht "respektloser" (im positiven Sinne) Umgang mit den biblischen Lichtgestalten (war es Samuel oder König David, der da ziemlich schlecht wegkam?)


    Ich weiß nicht. Ich finde es eher stellenweise sehr sachlich nacherzählt.
    Ich glaube aber, das bezieht sich eher auf das Buch "Der Sündenfall ein Glücksfall?" Das vergleicht er König David, bevor er König wurde, mit einem schutzgelderpressenden Rowdy. :breitgrins: DA kann ich mich auch noch lebhaft dran erinnern. Dieses Buch hatte ich aber nie ganz gelesen. Ich hatte nur einmal reingeschaut, weil ich zu der Zeit noch so viele andere Bücher am lesen war und habe es wieder zur Seite gelegt. Das kommt aber auch noch dran.

  • Ich habe nur das hier gelesen, aber ich glaube, es war Samuel, der in einem der späteren Kapitel ziemlich demontiert wurde.

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    Leonard Cohen





  • Na verdient haben sie alle. Da war einer so schlimm wie der andere. Eine brutale, mörderische Brut und im Kopf abschlagen stehen sie den späteren Briten in nichts nach.
    Ich finde immer wieder dieses Gottesbild sehr verstörend. Er ist kriegerisch, mörderisch, rachsüchtig und anscheinend ist er auch in der Lage Fehler zu begehen - wie er ja feststellt, als er merkt, dass Saul vielleicht doch nicht die geeignete Wahl als König war.


  • Ich finde immer wieder dieses Gottesbild sehr verstörend. Er ist kriegerisch, mörderisch, rachsüchtig (...)


    Geht mir genauso *grusel*

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    Leonard Cohen





  • Deswegen konnte ich die beiden Rache-Engel in Dogma so gut verstehen, die ausgestiegen sind, weil sie diesen sinnlosen Massenmord und die Kollektivstrafen nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten. :breitgrins:

  • Die beiden Themen, das erste Tier und die erste Liebe habe ich auch gelesen. Diese beide waren ausgesprochen interessant. Meir Shalev beginnt immer ein Kapitel, in dem er erklärt wo das erste Mal dieses Wort auftaucht. Dann beginnt er zu quasseln und das ist zumeist hochinteressant. Man hat wirklich den Eindruck, er ist beim Thema und dann gehen ihm seine Gedanken durch - aber gerade das gefällt mir sehr gut. Vor allem habe ich den Eindruck, dass die Bibel interessantere Geschichten beinhaltet, als ich dachte. Man muss es vielleicht einfach mal von einem anderen Standpunkt aus sehen.
    Das Buch ist kein Vergleich mit den Romanen von Shalev, aber ist nett um es immer wieder kapitelweise zu lesen.

  • [size=13pt]Meir Shalev - Aller Anfang:[/size]
    Die erste Liebe, das erste Lachen, der erste Traum und andere erste Male in der Bibel

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    OA: 2008
    OT: Reschit - Pe‘amim rishonot ba-Tanach
    384 Seiten
    ISBN: 978-3257241525


    Kurzbeschreibung:
    Im Anfang war das Wort. Aber wer gab wem den ersten Kuss? Worüber wurde zum ersten Mal gelacht, zum ersten Mal geweint? Wer empfand den ersten Hass? Wovon handelte der erste Traum?


    Eigene Meinung:
    Meir Shalev hat hier ein wirklich interessantes Projekt in Worte gefasst. Er hat sich auf die Suche nach diversen ersten Malen in der Bibel gemacht. Die Themen sind vielseitig. Es geht um Liebe, Lachen, Hass, Prophetie, Tiere und vieles mehr. Meir Shalev hat dieses „Sachbuch“ dennoch sehr kurzweilig geschrieben, denn er bleibt nicht nur bei seinem eigentlichen Thema, sondern beginnt zu plaudern, schweift ab und man hört ihm gerne und interessiert zu. Verpackt mit einem zwinkernden Auge und einer ab und an versteckten Kritik an den rauen Methoden göttlicher Interaktionen, schafft Shalev es auch bei Atheisten Interesse für einzelne Geschichten der Bibel zu erwecken, denn langweilig sind diese mit Sicherheit nicht. Vor allem wenn einem sehr interessante Hintergrundinformationen geboten werden, wie hier.
    Es hat Spaß gemacht, immer wieder kapitelweise in das Buch der Bücher zu schnuppern, zumal es mal wieder zeigt, dass die drei großen Weltreligionen alle dieselbe Basis haben.
    Dennoch muss ich gestehen, dass mir seine Romane sehr viel besser gefallen.


    4ratten