Ford Madox Ford - Parade's End

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    Dieses Buch erschien ursprünglich in 4 Einzelbänden:


    [li] [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/10102.msg246280.html#msg246280]Some Do Not.../Manche tun es nicht[/li]
    [li]No More Parades/Keine Paraden mehr[/li]
    [li]A Man Could Stand Up-/Der Mann, der aufrecht blieb[/li]
    [li]The Last Post/Zapfenstreich[/li]


    England 1912. Christopher Tietjens, jüngster Spross einer wohlhabenden Familie, musste die Demütigung hinnehmen, dass seine Frau ihn wegen eines anderen verlassen hat. Eine offizielle Scheidung kommt nicht in Frage, da sie (wie auch der gemeinsame Sohn, dessen Vaterschaft umstritten ist) katholisch ist, doch jeder weiß, dass Sylvia mit Henry Perowne auf und davon ist in ein kleines Kaff in der Bretagne. Beim Golfspielen mit seinem Freund und Kollegen Macmaster lernt Christopher die kecke junge Valentine Wannop kennen. Deren Eltern waren mit Christophers Eltern bekannt, Valentine kannte er zuvor nicht, doch er ist auf merkwürdige Weise fasziniert von dem jungenhaften Mädchen, das gerne schockiert und gegen die gesellschaftlichen Gegebenheiten rebelliert.


    Doch eine richtige Romanze zwischen den beiden ist es nicht, die sich anbahnt, sie schleichen eher von ferne umeinander herum, während Sylvia wieder auftaucht und politisch dunkle Wolken aufziehen - der erste Weltkrieg steht unmittelbar bevor, und Christopher geht trotz seines Übergewichts und seiner Lungenprobleme an die Front, erlebt das Grauen und die Angst in den Schützengräben und Behelfsunterkünften, das Gas und die Bomben, die Toten und Verwundeten auf beiden Seiten. Am schlimmsten für ihn ist die Feststellung, dass er nach einem schweren, im Kampf erlittenen Schock Grund hat, an seinen - überragenden - geistigen Fähigkeiten zu zweifeln.


    Die beiden mittleren Bücher der Tetralogie spielen sich hauptsächlich während des Krieges ab, während der letzte Teil erzählt, was danach geschah.


    Dieser 900-Seiten-Wälzer ist schwer zusammenzufassen. Es gibt eine Fülle an Personen und Verstrickungen und doch passiert manchmal über weite Strecken ganz wenig, außer dem, was sich im Kopf der Figuren abspielt. Dabei hatte ich häufig leichte Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben, denn diese Gedankenströme sind nicht linear, sondern springen und verschwimmen und sind überdies stark in ihrer Gegenwart verankert - das Buch ist zwischen 1925 und 1928 entstanden - so dass mir teilweise wohl auch einfach das Hintergrundwissen fehlte, um Personen und Geschehnisse einordnen und beurteilen zu können. Ohne dieses kam mir einiges ziemlich wirr und seltsam vor. Auch für die zahlreichen, meist militärischen Abkürzungen hätte ich mir ein Glossar gewünscht (vielleicht war das aber auch ein Nicht-Muttersprachler-Problem.)


    Das soll nun aber keineswegs heißen, dass das Buch schlecht war. Es gab einige urkomische Szenen, mit trockenem Humor lakonisch geschildert, und herrlich skurrile Nebenfiguren wie den Pfarrer, der bei einem gepflegten Frühstück mit Gästen anfängt, auf lateinisch über Sex zu dozieren, und der Horror der Schützengräben und Schlachtfelder wird in eindringlichen alptraumartigen Szenen sehr deutlich. Das Gesellschaftsporträt Großbritanniens vor, während und nach dem Krieg fand ich durchaus gelungen, wenngleich manchmal wirklich anstrengend zu lesen.


    Der letzte Teil gefiel mir dann allerdings gar nicht, davon hatte ich mir deutlich mehr erhofft.

    Es wurde auch noch mal ziemlich verworren. Damit habe ich mich ziemlich gequält, so dass ich insgesamt dann doch nur eine mittelmäßige Bewertung abgebe - wohl wissend, dass ich dem Buch damit vielleicht unrecht tue ;)


    3ratten


    Ich freue mich aber sehr auf die Verfilmung mit Benedict Cumberbatch, die ab Freitag bei der BBC läuft!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen