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Zitat:
"Du stehst heute hier, weil du eines Verbrechens für schuldig befunden wurdest, für das es in unserer Welt keine Entsprechung gibt. [...] ein Verhältnis mit einem Mann [...] Für ein solches Verbrechen kann es nur eine Strafe geben: den Tod."
(S. 164)
"Es gibt das Recht der Menschen, und es gibt das Recht der Götter. Wenn euch das nicht gefällt, könnt ihr es auch Schöpfung oder Naturgesetz nennen. Letztendlich läuft es auf dasselbe hinaus. Ich spreche von der größten Kraft des Universums: der Liebe."
(S. 165)
Inhalt:
Der Hoffnungsschimemr für die Menschen in und um die Stadt ist verblasst. Der Inquisitor hat die Hilfe der Frauen abgelehnt und strebt einen neuen Großangriff auf die "Hexen" an, für die er die Unterstützung der Clans benötigt.
Gerüchte verbreiten sich über Stadt und Land: Eine junge Brigantin namens Juna soll gemeinsam mit einem Mönch namens David geflohen sein, zu einem Ort, der "Zuflucht" genannt wird.
Nach einem weiteren Übergriff der Heiligen Lanze beschließt der Hohe Rat, einen letzten Versuch zu wagen, mit den Männern ohne Krieg zusammenzuleben: Der Inquisitor muss getötet werden. Eine Gruppe von vier Brigantinnen und der Heilerin Gwen machen sich als Mitglieder der Heiligen Lanze getarnt auf den Weg in die Stadt. Doch was sie dort im Untergrund erwartet, war nicht eingeplant.
Im Norden der Stadt findet der jährliche Heuert-Wettkampf statt. Logan ist der jüngste Finalkämpfer aller Zeiten. Durch eine List gewinnt er den Kampf und somit regiert sein Warlord Alexander für ein Jahr lang die Außenbezirke.
Bei einem Treffen mit dem Warlord erfährt Logan von dessen Sohn Cedric von einem Wanderer, der in der Stadt Quartier bezogen haben soll und von einem Ort erzählt hat, an dem Männer und Frauen als Familie zusammenleben. Logan geht den Hinweisen über den Aufenthaltsort des Wanderers nach und rettet dabei einen verletzten Jungen, in Kleider der Heiligen Lanze gehüllt...
Meinung:
Wer meine Rezension zu Band 1 "David und Juna" kennt, weiß, wie begeistert ich von dem Buch war. Da Teil 2 neue Hauptprotagonisten hat, liegt die Vermutung nahe, dass sich die Geschichte wiederholt. Aber zu meiner Freude tut sie das keineswegs.
Schon allein die Hauptcharaktere haben ganz andere Persönlichkeiten als David und Juna:
Gwen, die frühere Partnerin der starken Juna wandelt sich in der Geschichte zusehens: Sie ist anfangs einfach nur enttäuscht und kann nicht verstehen, warum Juna sie verlassen hat - für einen Mann! Sie steckt ihre ganzen Kräfte in ihre Arbeit und ihre ganze Zuneigung in ihr Kätzchen. Von Magdalena soll sie in den Kreis der Eiren aufgenommen werden, den Titel einer Heilerin tragen. Doch vor lauter Gedanken an Juna versagt sie bei der Prüfung. Nach einem weiteren Überfall der Männer besticht Gwen durch ihre konzentrierte Art und rettet einer jungen Frau das Leben - und wird offiziell zur Heilerin ernannt. Das neugewonnene Selbstbewusstsein und ihr gesamtes Weltbild gerät ins Wanken, als sie ein klärendes Gespräch mit der Hohepriesterin Arkana hat.
Um sich selbst über Vieles Klarheit zu verschaffen, schließt sich Gwen den Brigantinnen und ihrem todbringenden Plan an. Nach einem grausamen Überlebenskampf wird Gwen mit einem der "Bösen" konfrontiert. Doch er scheint nicht so zu sein, wie es ihr gelehrt wurde. Die Erlebnisse der weiteren Tage machen sie stärker und selbstbewusster denn je. Und mehr noch: Gwen lernt zu verstehen und zu vergessen...
Das hat sie größtenteils Logan zu verdanken. Logan kommt aus den Außenbezirken der Stadt. Sein "Vater" Gunnar ist Schmied. Frauen und Kinder gelten dort als Statussymbol. Wer es sich leisten kann, hält sich eine Frau und zeugt eigene Nachkommen. Wem das aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, versucht durch Handel oder auf dem Schwarzmarkt an Kinder zu kommen. Der Umgangston in den Außenbezirken ist rauh und brutal, aber nicht annähernd so frauenfeindlich wie im Stadtkern. Die Clans, die dort regieren vertreten die Auffassung, dass man sich gegenseitig in Ruhe lassen sollte. Und so wurde Logan erzogen: Er hat keinen Hass auf die Frauen und führt ein einfaches (Männer-)Familienleben: Er gehorcht seinem Vater, hilft ihm bei seiner Arbeit und kümmert sich rührend um seinen "Bruder" Dachs. Sein Sieg in der Arena bringt ihm Prestige ein und der Sohn des Clanführers versucht, ihn auf seine Seite zu bringen. Logan lässt sich jedoch nicht in seiner Meinung beeinflussen. Durch die Rettung von Gwen wird er vom angesehenen Emporkömmling zum Gejagten. Doch für ihn ist es die Sache wert...
Auch die Nebencharaktere zeugen erneut von einer Tiefgründigkeit, die den Leser in ihren Bann zieht. Jeder Protagonist hat seine Vergangenheit und handelt auf seine ureigene Art, die seinen Erlebnissen der letzten Jahre geschuldet ist und die alle für den Plot von großer Wichtigkeit sind. Ich habe jedes Detail eingesogen und hoffe, euch wird es ebenso ergehen.
Bei einer Fortsetzung habe ich vorausgesetzt, dass mir die Lebensumstände und die "Welt" schon bekannt sind. Doch hier hat der Autor es geschafft, den bereits bekannten "Plätzen" noch einen weiteren hinzuzufügen, der ganz andere Lebensumstände bietet und einen anderen Schlag Menschen erschaffen hat - und eine ganz andere Form der Bedrohung.
Durch diesen Umstand wurde das Buch nie langweilig. Ich sog alle neuen Informationen, die Vielzahl an Charakteren und Örtlichkeiten in mich auf. Und es gibt tatsächlich noch Klischées, denen sich Herr Thiemeyer im ersten Band nicht bedient hat: Warum bauen die Männer in den Außenbezirken wohl Getreide an? Für Brot? Niemals! Getreide wird für Bier und Schnaps verwendet!
... und ganz beiläufig werden offene Fragen bzw. Hintergründe aus dem "David und Juna" Band erläutert.
Die Spannung des ersten Teils ist meiner Meinung nicht mehr in demselben Maße vorhanden, was die neugewonnene düstere Stimmung und die Bedrohung durch die Bleichen aber wieder wettmachen.
Am Schreibstil von Herrn Thiemeyer hatte ich wiederum absolut nichts auszusetzen: Im personalen Erzählstil wechselt er die Perspektiven hauptsächlich zwischen Gwen und Logan, jedoch kommen auch Arkana, der Inquisitor oder Logans kleiner Bruder Dachs zum Zug. Die Einblicke der Letzteren waren sogar etwas ganz Besonderes - mehr wird aber nicht verraten. Durch den Perspektivenwechsel entstehen wieder kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel, was die Geschichte weiter vorantreibt.
Das Ende der Geschichte hat es in sich und das letzte Kapitel lässt mich sehnsüchtig auf den nächsten Band warten. Denn die beiden Hauptprotagonisten Magda und Ben sind mir bereits bekannt...
Urteil:
Völlig anders und doch dieselbe dystopische Welt. Herr Thiemeyer hat es in der Fortsetzung wieder geschafft, mich perfekt zu unterhalten und mir vollen Lesegenuss zu bieten. "Das verbotene Eden - Logan und Gwen" hat mich gefesselt, mitgerissen und berührt. Hierfür kann es nur 5 Ratten geben.
Es ist ein Must-Read für Leser des ersten Bandes. Selbst wer "David und Juna" nicht mochte, sollte einen Versuch wagen. Denn dieser zweite Band ist anders als sein Vorgänger und wird vielleicht auch andere Leser ansprechen können.