Sharon Shinn - Jenna Starborn

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.813 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Auf eine neue Monatsrunde!


    Die Kombination Science Fiction und Jane Eyre Neuerzählung haben mich sehr schnell zum Kauf überredet und die ersten paar Kapitelchen habe ich auch schon gelesen.


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    Inhalt:
    In einem Gen-Tank geboren und von der Frau abgestoßen, die sie adoptieren wollte, erlebt Jenna Starborn eine traurige Kindheit. Nachdem sie die Techniker-Schule abschließt, findet sich jedoch auf dem unfreundlichen Planeten Fieldstar eine Art Heimat. In Thorrastone Park ist sie für die Instandhaltung des nuklearen Generators zuständig und fühlt sich seltsam zu ihrem Arbeitgeber, den mysteriösen Everett Ravenbeck, hingezogen.



    Jennas Kindheit im Haus ihrer "Tante" wurde innerhalb eines Kapitels abgehandelt. Mir hat der Stil sofort gefallen und die Art wie Sharon Shinn die traurige Stimmung einfängt, erinnert mich wunderbar an Jane Eyre. Auch Jennas Schulzeit auf Lora ist innerhalb eines Kapitels vorbei. Da hätte ich mir mehr gewünscht, vor allem mehr über ihre Freundschaft zu Harriett - hier muss ich natürlich gestehen, dass ich die Geschichte nicht lesen kann, ohne ständig Vergleiche mit dem Original anzustellen.
    Inzwischen ist Jenna in Thorrastone Park angekommen und macht sich gerade mit dem Gebäude vertraut. Mr. Ravenbeck haben wir noch nicht getroffen, aber so kann ich mich noch ein Weilchen darauf freuen. Bisher bin ich positiv überrascht und hoffe, dass Sharon Shinn nicht doch noch einen Patzer macht. Schließlich ist Jane Eyre eines meiner Lieblingsbücher.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Okay, ich habe erste Kritikpunkte. Wahrscheinlich liegt es an mir und meiner fixen Vorstellung von Thornfield Hall, aber es fällt mir unheimlich schwer, Schwebeautos und Luftschleusen mit dem alten Gebäude zu vereinen. Jenna Starborn erzählt zwar, dass Thorrastone Park den alten Gebäuden nachempfunden ist, es gibt sich windende Treppen und lange Gänge. Andererseits befindet sich der gesamte Grund unter einer Art Kuppel, die eine Atmosphäre erschafft, in der Menschen leben können.
    Ich habe jedenfalls Schwierigkeiten damit, diese futuristische Welt mit meiner Vorstellung von Thorrastone Park zu vereinen.


    Das erste Treffen mit Mr Ravenbeck haben wir hinter uns und hier muss ich wieder Lob aussprechen. Wenn auch anders als im Original (statt eines Reitunfalls bricht Mr Ravenbecks Schwebeauto zusammen :breitgrins:) gefallen mir die Konversationen zwischen Jenna und Mr. Ravenbeck ausgesprochen gut. Er hat diesen ruppigen Tonfall, Jenna bleibt sich selbst treu und hat ihre eigene Meinung. Das kommt bisher sehr schön rüber.


    So toll wie Jane Eyre ist es nicht (hab ich allerdings auch nicht erwartet), aber bisher bereitet mir diese Neuerzählung großes Vergnügen.

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  • Und jetzt hat es mich gepackt. :flirt:


    Jenna und Mr. Ravenbeck haben nun doch schon ein paar Konversationen hinter sich und Jenna schwelgt in Träumereien. Als dann die wunderschöne Bianca Ingersoll (Blanche Ingram) zu Besuch kommt, bersten Jennas Träume jedoch.
    Obwohl diese langsame, zarte Entwicklung, die ich von Jane Eyre kenne, hier extrem gekürzt wurde, hat Sharon Shinn den Zauber doch irgendwie eingefangen. Ich merke richtig, wie ich mitfiebere, wie ich für die arme und nicht besonders hübsche Jenna fühle und wie sehr ich Bianca Ingersoll einen fetten Pickel auf die Nase wünsche.


    Jetzt kommt das Science-Fiction-Element übrigens auch langsam mehr zur Geltung. Die futuristische Variante der amüsanten Spiele, die Mr. Ravenbecks Gäste spielen, hat mich total angesprochen. Mehr verrate ich aber nicht. :zunge:


    Wenn es so spannend weitergeht, werde ich morgen damit fertig.

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  • Hm, ich schwanke ja immer noch. Irgendwie klingt das alles ganz reizvoll, aber andererseits, wenn das zu so einer Standard-Liebesgeschichte ausartet...



    Obwohl diese langsame, zarte Entwicklung, die ich von Jane Eyre kenne, hier extrem gekürzt wurde, hat Sharon Shinn den Zauber doch irgendwie eingefangen.


    Das hingegen wäre ein Pluspunkt, Jane Eyre war mir ja schon fast etwas zuu langsam. :zwinker:

  • @Stormy: Dann könnte das wirklich etwas für dich sein. Mir kommt es fast so vor als hätte Sharon Shinn ein bisschen wie eine Skriptschreiberin für Filme gehandelt. Alles "Unnötige" weg, nur das Essentielle bleibt. Die wichtigen Szenen sind alle da und absolut wiedererkennbar - wenn auch wie schon erwähnt mit futuristischem Touch - aber dieses Dazwischen fehlt komplett.
    Die Zeit, in der Rochester etwa nicht in Thornfield Hall ist, weil auf Reisen/zu Besuch bei den Nachbarn etc. kommt einem hier nur ganz kurz vor. Ich finde das eher schade, denn Jane Eyre hätte von mir aus auch doppelt so lang sein dürfen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.


    Ich bin jetzt vor allem gespannt, was das große Geheimnis ist. Ich habe nämlich das Gefühl, dass die Autorin hier noch einen Trumpf im Ärmel hat und ich doch überrascht sein werde.

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  • Uuuund ich hatte Recht. Das Geheimnis ist gelüftet und meine Vermutung hat sich bestätigt. Mir hat auch gefallen, wie gut diese Idee in die Gesamtsituation dieses Universums passt.


    Andererseits - und das fiel mir vorher schon auf, aber jetzt besonders - ist es nicht ganz glaubhaft, wie die Gesellschaft aufgebaut ist. In einer Zeit, in der Raumfahrt zum Alltag gehört, man im Urlaub mal schnell einen anderen Planeten besucht, Frauen in Männerkleidung herumlaufen und Berufe ausüben, die sogar in unserer Zeit noch eher als männlich gelten, da kann es doch nicht sein, dass es immer noch solche Statusunterschiede gibt. Sicher, es wird erklärt, dass es verschiedene Stufen von Bürgerschaft gibt. Jenna, als "unnatürliche" Frau, die im Gen-Tank erzeugt wurde, ist eine Halb-Bürgerin, Mr. Ravenbeck ist hingegen ein voller Bürger, Stufe zwei soweit ich mich erinnere.
    Dass es da zu Vorurteilen kommt, dass sich die höchsten Bürger überlegen fühlen, glaube ich natürlich. Aber so wie es im 19. Jahrhundert war, wo auch die Religion noch enorm wichtig war, kann es doch nicht sein. Insofern ist es für mich schwer über diese Hürde hinwegzukommen, dass Jennas Liebe zu Ravenbeck so unmöglich ist.


    Inzwischen bin ich aber fast am Ende angelangt und zumindest das Science Fiction Element steht nun mehr im Vordergrund. Endlich sind wir ordentlich durchs Weltall gereist und auch das wurde sehr clever von der Autorin in die Originalgeschichte verwoben. Mal sehen, wie sie das Ende löst...

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  • So, ich bin fertig.


    Jetzt, wo ich am Ende angelangt bin, lässt mich das Buch ein bisschen enttäuscht zurück. Nein, enttäuscht ist das falsche Wort. Unterwältigt. :breitgrins:


    Jane Eyre ist eine wunderbare Geschichte und da sich Sharon Shinn sehr treu ans Original hält, trifft das auch auf Jenna Starborn zu. Allerdings ist diese Neuerzählung in der Zukunft angesiedelt, wo Menschen in Gen-Tanks gezeugt werden, wo man mit fliegenden Autos statt Kutschen fährt und wo der Urlaub auch schnell mal auf dem benachbarten Planeten stattfinden kann. Abgesehen davon, dass wir erfahren, dass all diese Dinge existieren, habe ich Frau Shinn diese Gesellschaft aber einfach nicht abgekauft.


    Auch dass sie sich so genau ans Original gehalten hat, hat eine gute und eine schlechte Seite. Die gute ist, dass wir auch hier eine wunderbare Romanze lesen dürfen, dass die Charaktere sich selbst treu bleiben und Jenna uns als starke, moderne Frau, ihre Geschichte so erzählt, dass man nur mit ihr mitfühlen kann. Die schlechte Seite ist, dass - wenn man Jane Eyre kennt - hier nichts Neues wartet. Einzig die Spiele, die Mr. Ravenbeck mit seiner Gesellschaft an Freunden spielt, wurden wirklich angepasst und kamen mir für diese Welt passend vor. Statt Karten spielen diese Leute eben mit dem namenlosen Äquivalent einer Playstation. :breitgrins:
    Aber Jenna ist, anders als Jane, keinen Lehrerin, sondern die Technikerin von Thorrastone Park, und kümmert sich um den Generator im Keller. Diese hält das Schutzschild aufrecht, welches die Atmosphäre instand hält, in der die Menschen auf dem Planeten Fieldstar leben. Hier wurde mir viel zu wenig ins Detail gegangen. Ich hätte gerne mehr Science in dieser Science Fiction gehabt. Man darf mir ruhig erzählen, welche Kabel und Knöpfe Jenna sich tagtäglich ansieht, wie das Kraftfeld überhaupt funktioniert usw.


    Obwohl praktisch jede wichtige Szene aus dem Original hier vertreten ist, kam mir die Geschichte doch gekürzt vor. Diese langen Tage, in denen Jenna ohne Mr. Ravenbeck in Thorrastone verweilt, in denen sie sich langsam beginnt nach ihm zu sehnen, diese zarte Entwicklung, geht hier verloren.


    Insgesamt war es ein schönes Buch, aber man hätte sicher mehr draus machen können.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße,
    Wendy

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