Peter Ackroyd - London: The Biography/London: Die Biographie

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    London. Metropole, Weltstadt, Handelszentrum, Sitz der Monarchie, Kunst, Architektur, Geschichte, Armenviertel und Paläste. Mit dieser "Biographie" setzt Peter Ackroyd seiner Heimatstadt ein wunderschönes Denkmal.


    Dabei geht er nicht, wie der Titel vermuten lässt, strikt chronologisch vor, sondern gliedert das Buch nach einer kurzen geschichtlichen Einführung nach Themengebieten und zeigt uns London im Wandel der Zeiten unter vielen verschiedenen Aspekten - Kunst und Kultur, Architektur, Sprache, Licht und Schatten, um nur einige zu nennen. Dabei verschweigt er bei aller spürbaren Liebe zu seiner Stadt auch nicht ihre hässlichen, heruntergekommenen Seiten und widmet Slums, Verbrechen, Prostitution und Gefängnissen etliche Kapitel.


    Spannend fand ich auch die Entwicklung der verschiedenen Stadtviertel und überhaupt das Londoner Stadtgebietes - die Großstadt hat sich im Laufe der Zeit immer mehr Vororte einverleibt - und das Phänomen, dass sich der Ruf bestimmter Gegenden über Jahrhunderte kaum verändert hat und die Menschen dort oft noch mehr oder minder denselben Tätigkeiten nachgehen wie früher. Überhaupt, die Menschen: das Buch ist nicht nur ein Porträt der Stadt, sondern auch ein lebendig erzähltes Stück Sozialgeschichte.


    Das Ganze liest sich streckenweise fast wie ein Roman, mit vielen eingestreuten Kuriositäten und Anekdoten, vielen Originalzitaten von Schriftstellern, Historikern und berühmten Besuchern der Stadt und wird abgerundet durch mehrere Bildersektionen, teils farbig, teils schwarzweiß, die zusätzlich viele Facetten der Stadt sichtbar machen. Dabei sind natürlich nicht alle Kapitel gleich interessant, aber trocken und langweilig wird es nie.


    Sehr zu empfehlen für London-Fans und solche, die es werden wollen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das lässt sich auch gut häppchenweise lesen. Die Kapitel sind nicht lang.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Oh, das Buch ist mir noch nicht untergekommen und gleich auf meinen Merkzettel gewandert. Valentine, kennst du zufällig auch Ackroyds Buch über die Themse und kannst etwas dazu sagen?

  • Das Themse-Buch kenne ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es genauso gut ist wie das hier.


    Ganz große Klasse fand ich Ackroyds Biographie über Thomas More, die es leider nicht auf deutsch gibt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Thomas More sagt mir nichts, aber auf Englisch ist mir die Biografie zu dick, falls sie einen ähnlichen Umfang wie Ackroyds andere Bücher hat. Er hat ja einiges geschrieben, wie ich inzwischen feststellte. Früher oder später werde ich ihn lesen, da führt wohl kein Weg daran vorbei. Das war mal wieder ein guter Tipp :smile:

  • Thomas More war Lordkanzler unter Heinrich VIII. und einer der vielen Thomasse, die der einen Kopf kürzer machen ließ. Ich fand den schon immer eine ziemlich faszinierende Figur und war deshalb auch von der (auf englisch, glaube ich, knapp 500 Seiten starken) Biographie sehr angetan.


    Mit den London-Büchern machst Du als Ackroyd-Einstieg bestimmt nichts falsch. Seinen Roman über die Hawksmoor-Kirchen in London fand ich allerdings reichlich seltsam.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nach Peter Ackroyds Buch über die Themse habe ich nun auch seine London-Biographie gelesen und war genauso begeistert. Wenn man ein Buch über eine Stadt überhaupt als Biographie betiteln kann, dann dieses. Ackroyd beginnt seine Erzählung über das Leben dieser Stadt quasi vom Zellstadium mit vereinzelten Siedlern bis hin zur Metropole mit rund sieben Millionen Einwohnern zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Der Weg dahin ist abwechslungsreich, schillernd und spannend. In fast 80 Kapiteln kommt annähernd alles zur Sprache, was London so einzigartig macht. Unterschiedliche Epochen erwachen zum Leben; Bauwerke, Traditionen, wesentliche Ereignisse spielen eine Rolle. Spannend sind vor allem die Bewohner und ihr oftmals harter Alltag, der bis ins Detail beleuchtet wird. Einfach war es damals nicht; über vieles davon wird man mit einem Schaudern lesen. Ein Krimi könnte nicht spannender sein.


    Die Fülle an Informationen präsentiert Ackroyd sehr kurzweilig, und eine große Anzahl an Abbildungen konkretisiert das Gelesene zusätzlich. Viele Zeitgenossen kommen in Zitaten zu Wort, auch der farbige Bildteil ist sehenswert. Ein Sach- und Personenregister erleichtern die Suche, wenn man gezielt etwas Konkretes nachlesen möchte. Von dem Umfang sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn die Kapitel sind so gestaltet, dass man auch gut nur einzelne Teile des Buches lesen kann.


    Ein Buch, das aus historischer Sicht zwar nicht über alles, aber doch recht umfassend darüber berichtet, was die Faszination dieser Stadt ausmacht. Eine echte Empfehlung nicht nur für Londonbesucher oder -liebhaber, sondern auch für alle, die es noch werden wollen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das hat es. Ich habe noch Ackroyds Shakespeare-Buch hier und freue mich darauf. Die London-Biographie war auch eine schöne Ergänzung bzw. Informationsquelle zu den Tagebüchern von Samuel Pepys, die ich lese. Er lebte in London und schrieb in den 1660er Jahren über seinen Alltag. Da fallen wie nebenbei Bemerkungen wie "Heute eine Hinrichtung angesehen. Es waren viele Leute da." Wenn man Ackroyds Ausführungen darüber und auch zu vielen anderen Alltäglichkeiten liest, kann ich mir Pepys in seiner damaligen Welt umso besser vorstellen.