Allison Hoover Bartlett: The Man Who Loved Books Too Much

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.121 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Allison Hoover Bartlett - The man who loved books too much


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:
    Unrepentant book thief Gilkey has stolen a fortune in rare books from around the country. Yet unlike most thieves, who steal for profit, Gilkey steals for love – the love of books. Perhaps equally obsessive is Ken Sanders, the self-appointed „bibliodick“ driven to catch him. Following his eccentric cat-and-mouse chase with a mixture of suspense, insight, and humor, Allison Hoover Bartlett plunges the reader deep into a rich world of fanatical book lust and considers what it is that makes some people willing to stop at nothing to possess the titles they love.


    Meine Gedanken zum Buch:


    Als ich mir The man who loved books too much gekauft habe, dachte ich erst, es handle sich um einen Roman. Zum Kauf verleitet hat mich in erster Linie der Titel, denn ich kann Bücher, in denen es um Bücher, Bücherliebe oder ähnliches geht einfach nicht widerstehen. :zwinker: Als ich das Buch dann lesen wollte merkte ich erst, dass es sich eigentlich um eine Art Tatsachenbericht handelt, um den Bericht einer Journalistin, die sich mit dem "Fall" Gilkey auseinandergesetzt hat.


    Das Buch basiert auf der wahren Geschichte von John Gilkey, einem Betrüger, der mithilfe von gestohlenen Kreditkarteninformationen jahrelang wertvolle Bücher erstanden bzw. gestohlen hat. Seine Motive sind unklar – da er die Bücher nicht weiterverkauft hat kann davon ausgegangen werden, dass er sich nicht finanziell bereichern wollte. Um die Gründe für seine Sammelwut und seine Diebstähle zu erforschen hat sich Allison Hoover Bartlett über mehrere Jahre hinweg immer wieder mit Gilkey getroffen, ihn interviewt und mit ihm die Schauplätze seiner Straftaten besucht. Sie hat ausserdem mit diversen Antiquaren gesprochen, die von Gilkey bestohlen worden sind, sowie mit dem Buchhändler Ken Sanders, der Gilkey lange Zeit "gejagt" hat. Sanders war bei der "Antiquarian Booksellers Association of America" längere Zeit für Diebstahlmeldungen zuständig und hat mit der Polizei zusammengearbeitet, um Diebstähle aufzuklären. (Er hatte das Glück, irgendwann einen Polizisten zu finden, der ihn ernst nahm und nicht belächelte, weil es sich "nur" um Buchdiebstahl handelt... :zwinker:)


    Das Buch besteht also aus Gesprächen mit Gilkey, Sanders und verschiedenen Buchhändlern, es ist aber zusätzlich gespickt mit Anekdoten aus der Welt der Büchersammler. Bartlett ist diese Welt zu Beginn eher fremd, weshalb sie allgemein immer wieder versucht zu verstehen was Büchersammler antreibt und wie der Handel mit seltenen, wertvollen Büchern funktioniert.


    Wie oben bereits gesagt liebe ich Bücher, in denen es um die Liebe zu Büchern geht, deshalb haben mir bei diesem Buch vor allem die kleinen Anekdoten gefallen und die Gespräche mit Buchhändler Sanders, der auch ab und zu Stories von wertvollen Erstausgaben oder signierten Ausgaben erzählt, die gestohlen wurden oder die er selbst mal besessen hat. Sehr schön fand ich auch die Schilderungen von grossen Antiquariatsmessen in Amerika, die Bartlett zu Recherchezwecken besucht hat.


    Die eigentliche Hauptgeschichte um Gilkey wurde für mich schnell zur Nebensache. Sie ist zwar interessant, Bartlett geht aber leider nicht sehr in die Tiefe, wenn es um Gilkeys Person geht. Das liegt sicher einerseits daran, dass Gilkey als Person schwer zu fassen ist, er ist ein Blender, der mit seinem Charme immer wieder davon abzulenken versucht, dass er kriminell ist (er sagt zum Beispiel immer, er habe sich ein Buch geholt oder besorgt oder was auch immer, spricht aber nie davon, dass er es gestohlen hat). Aber es liegt auch daran, dass Bartlett ein Buch über die Liebe zu Büchern schreiben möchte und deshalb eine allzu starke Kritik (oder gar eine Pathologisierung) Gilkeys zu vermeiden versucht und ihn am liebsten als Opfer seiner Bücherliebe sehen möchte, als ein Bibliomane, der – wie der Titel sagt – Bücher zu sehr liebt und deshalb kriminell wird, weil er sich die Bücher sonst einfach nicht leisten kann. Sie muss sich dann allerdings eingestehen, dass es ihm, zumindest laut eigenen Aussagen und Andeutungen, in erster Linie darum geht, eine hochwertige Bibliothek zusammenzustellen, die ihm Prestige verleiht und ihn gegenüber anderen Leuten gebildet wirken lässt. Es geht ihm also gar nicht um die Bücher an sich, sondern mehr um seine Sucht nach Anerkennung, was ihn in meinen Augen unsympathisch gemacht hat. :zwinker:


    Alles in allem hat es Spass gemacht, ein bisschen in die Welt der Bibliomanie und des Büchersammelns einzutauchen und meine Wunschliste hat sich durch dieses Buch wieder mal um einige Titel erweitert, aber insgesamt hatte ich mir mehr Tiefgang erhofft, daher vergebe ich


    3ratten.


    PS: Ich hoffe das Buch ist hier am richtigen Ort, ich war mir nicht sicher, in welches Unterforum es gehört...

    Einmal editiert, zuletzt von Dani ()

  • Als ich den Titel gelesen habe dachte ich "Bücher zu viel lieben? Das kann man doch gar nicht." Aber wenn die Buchliebe so eine Richtung einschlägt, kann man es wohl doch. Danke für die interessante Buchvorstellung :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung


    Als ich den Titel gelesen habe dachte ich "Bücher zu viel lieben?


    Die Frage hat sich für mich erst recht spät beantwortet. Ich finde nicht, dass Gilkey Bücher zu viel liebt. Vielleicht liebt er sich zu sehr, aber Bücher? Eher nicht. Dass er sie sehr mag, steht für mich fest. Er liebt auch ganz bestimmt die Jagd. Er glaubt, dass er bei der Beschaffung schlauer ist als alle Anderen. Das finde ich wiederum nicht. Er ist nur skrupelloser, weil er sich illegaler Mittel bedient. Außerdem kommt er mir ein bisschen größenwahnsinnig vor, denn er verspricht seinem Vater "an estate".


    Allison Hoover Bartlett dagegen wirkt unsicher und unscheinbar. Die beiden sind ein sehr ungleiches Paar und ich kann mir gut vorstellen, wie Gilkey die Interviews genossen hat. Ihre Darstellung wirkt auf mich oberflächlich, wie Dani hätte ich mir mehr Hintergrundinformation erhofft. Aber so bleibt The Man Who Loved Books Too Much die etwas platte Geschichte eines Diebs, der zufälligerweise etwas gestohlen hat, was ich sehr mag.
    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Aber es liegt auch daran, dass Bartlett ein Buch über die Liebe zu Büchern schreiben möchte und deshalb eine allzu starke Kritik (oder gar eine Pathologisierung) Gilkeys zu vermeiden versucht und ihn am liebsten als Opfer seiner Bücherliebe sehen möchte, als ein Bibliomane, der – wie der Titel sagt – Bücher zu sehr liebt und deshalb kriminell wird, weil er sich die Bücher sonst einfach nicht leisten kann. Sie muss sich dann allerdings eingestehen, dass es ihm, zumindest laut eigenen Aussagen und Andeutungen, in erster Linie darum geht, eine hochwertige Bibliothek zusammenzustellen, die ihm Prestige verleiht und ihn gegenüber anderen Leuten gebildet wirken lässt. Es geht ihm also gar nicht um die Bücher an sich, sondern mehr um seine Sucht nach Anerkennung, was ihn in meinen Augen unsympathisch gemacht hat. :zwinker:


    Selbst wenn es ihm um die Bücher an sich gegangen wäre... die nächsten Titel wären dann "The girl who loved diamonds too much" und "the boy who loved rare coins too much" und "the woman who loved real estates too much". :zwinker:


    Wobei Gilky sich schon in einem besonderen Kreis aufgehalten haben muss, wenn er mit seltenen Büchern angeben konnte.
    Viele Menschen wären davon mangels Wissen gar nicht beeindruckt gewesen.
    Mir sagte mal ein Geschichtsprofessor, er sei mit einem Physiker in der Geschichtesbibliothek gewesen, und der Physiker habe bemerkt, man hätte da ein paar alte Schinken rumstehen, ob man die nicht mal gegen neue ersetzen könnte. In der Physik ist halt ein Lehrbuch von 10 Jahren alt. In der Geschichte geht es ohne ältere (Quellen-)Bücher nur schwer voran. :breitgrins:


    Ich kann mir vorstellen, dass in der heutigen Zeit, wo vieles nach weniger als 5 bis 10 Jahren veraltet ist, alte Bücher nicht mehr auf viele Menschen Eindruck machen, schon gar nicht, wenn sich die Menschen nicht mit Büchern oder Sammlungen befassen.
    Selbst Antiquitäten, die vor 30 Jahren als "Wertanlage" gekauft wurden, können ja heute z.T. nur noch weggeworfen werden, weil sie keiner mehr haben will.


    Das, was ein Buch "wertvoll" macht, ist oft aber ja auch nicht das, was ein Buch für den Bücherfreund wertvoll macht.
    Ein Büchersammler muss nicht zwingend ein Leser sein, sondern kann eher jemand sein, der sich mit Geschichte, Biografien und Materialien auskennt bzw. befassen möchte.


    Vieles ist ja auch nur ideeller Wert.
    Eine Erstausgabe kostet viel, eine signierte Erstausgabe mehr und eine signierte Erstausgabe, die die bekannte Person X mal besessen hat, noch mehr.
    Bei der letztgenannten kann zahlt man praktisch nur für die Vorstellung, dass X das Buch mal besessen hat, es sei denn, dort wurden von ihm Eintragungen vorgenommen.


    Ich glaube übrigens, dass das Stehlen bei Gilky dann eher eine Gewohnheit bzw. Sucht wurde und er nicht mehr aufhören konnte. Denn nach ein paar Ausgaben hätte er sein Prestige ja schon gehabt, wenn er nur den Wert genannt hätte.
    Wobei ich es auch komisch finde, dass er mit den gestohlenen Büchern angegeben hat - er musste doch Angst haben, dass evtl. mal Kennern auffällt, dass er Bücehr hat, die hie und dort verschwunden waren (weil man den Antiquar kennt oder ggf. von Verlusten in Zeitschriften etc. gelesen hat?).


    Liebe Grüße von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Wobei ich es auch komisch finde, dass er mit den gestohlenen Büchern angegeben hat - er musste doch Angst haben, dass evtl. mal Kennern auffällt, dass er Bücehr hat, die hie und dort verschwunden waren (weil man den Antiquar kennt oder ggf. von Verlusten in Zeitschriften etc. gelesen hat?).


    Deshalb hatte ich auch manchmal meine Zweifel, dass es Gilky wirklich um die Bücher als solche und nicht um den Ruhm als Sammler/Meisterdieb gegangen ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.