Karen Engelmann - Das Stockholm Oktavo

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    Inhalt:
    Es ist das Jahr 1789 in Stockholm. Die französische Revolution ist im vollen Gange und beeinflusst auch das Leben in Stockholm. Madame Sofia Sparv führt einen großen Spielsalon und legt auch schon mal die Karten. Emil Larson ist Sekretär und ständiger Gast und Spieler bei ihr. Sie legt ihm die Karten, ein sogenanntes Octavo. Acht Karten deckt sie ihm auf. Acht Karten die acht Menschen verkörpern, die in seinem Umfeld zu suchen sind und die Emil braucht um sein Schicksal zu finden. Aber nicht nur für Emil legt sie die Karten auch für König Gustav und damit verbunden für Stockholm. Ein großes Macht und Intrigen Spiel beginnt an deren Ende es nur einen Gewinner geben kann. Ihre größte Rivalin Baroness Uzanne versucht ihrerseits an dem Spiel teilzuhaben. Sie setzt dafür auf die Gunst der Fächer.


    Meine Meinung:
    Der Erzählstil von Karen Engelmann ist eigentlich leicht zu lesen, allerdings ist die Thematik des Buches nicht ganz so einfach. Zum einen erzählt und erklärt sie wie oder was ein Octavo ist, wie es gelegt wird und wie es interpretiert werden kann. An Hand der Abbildungen im Buch wirkt dieses Octavo dann auch relativ real. Die Welt der Karten wird von Sofia Sparv beherrscht. In einem weiteren Erzählstrang führt die Autorin den Leser in die Welt der Fächer ein. Wie sie hergestellt wurden und welche Sprache sie sprachen. Die Welt der Fächer gehört der Baroness Uzanne. Ich fand das äußerst Interessant, zumal ich so etwas noch nicht gelesen hatte. So hatte ich zwischen durch dann schon mal das Gefühl, dass hier nicht unbedingt das historisch belegte Attentat auf König Gustav im Vordergrund stand, sondern mehr die Fächer und die Karten die Hauptakteure waren. Dabei blieben dann auch die Charaktere wie Emil Larson oder Christian Norden etwas blass im Hintergrund. Eigentlich fand ich das sehr schade, da es am Anfang doch sehr vielversprechend begann. Ich hätte mir gewünscht, Fr. Engelmann hätte sich für ihre Charaktere ein paar mehr Seiten Zeit genommen, aber vermutlich war es so von ihr gedacht, jedenfalls lag mein Augenmerk mehr auf die Kunst der Fächer und auf die Weissagungen der Madame Sparv und ihrer Karten.


    Zur Aufmachung:
    Die Gestaltung dieses Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Cover ist zwar schlicht gehalten aber die Farben harmonieren miteinander. Auf dem Innendeckel gibt es dann eine Zeittafel die Frankreich und Schweden miteinander vergleicht. Ein Personenregister bringt dem Leser dann die Charakter Namentlich etwas näher. Immer wieder gibt es Abbildungen des Octavo so dass man beim Lesen schon das Gefühl bekommt es wird genau in diesem Moment gelegt. Mir hat diese Aufmachung gut gefallen.


    Mein Fazit:
    Das Stockholm Octavo ist kein historischer Roman der sich mal eben schnell so weg lesen lässt. Er beansprucht schon etwas mehr Lesezeit. Aber hat man sich erst einmal auf die Karten eingelassen kann man auch nicht mehr mit dem Lesen aufhören, jedenfalls ging es mir so. Ich habe einige Interessante Dinge erfahren über Fächer über Karten und über die Kunst damit umzugehen und so ganz nebenbei habe ich auch einiges über die Geschichte Stockholms und ihre Beziehung zu Frankreich gelernt. Mir hat dieses Buch gut gefallen und es ist eine Leseempfehlung an alle die gern mal einen nicht ganz so typischen historischen Roman lesen möchten.


    4ratten

  • Das Buch liegt schon länger angelesen bei mir rum. Aber ich verspreche, ich werde es irgendwann ganz lesen. So ein wunderschön gestaltetes Werk!

    //Grösser ist doof//

  • Das Stockholm Oktavo ist kein historischer Roman wie viele andere. Schon der Titel hat unsere Aufmerksamkeit geweckt. Stockholm klang verlockend, Oktavo geheimnisvoll. Das Buch selbst ist sehr schön gestaltet in Blau- und Silbertönen mit einer kecken Rokokozeichnung.
    Auch die Zeit in der das Buch spielt ist ungewöhnlich - das ausgehende Rokoko. Soweit wir wissen gibt es nicht viele Bücher, die in dieser Zeit spielen, geschweige denn in Stockholm.
    Im Mittelpunkt einer Geschichte, die aufrührerische Turbulenzen um den Schwedenkönig Gustav mit der Revolution in Frankreich und dem Sturz Ludwig XVI. verknüpft, steht der Sekretär Emil Larsson, der durch ein geheimnisvolles Kartenspiel - das Oktavo - gegen seinen Willen eine Schlüsselrolle bei den politischen Ereignissen in Stockholm bekommt. Dabei entwickelt Emil sich von einem oberflächlichen, frauenjagenden Lebemann zu einem gereiften Mann mit Tiefgang, der lernt, den Wert von Freundschaft und Loyalität zu schätzen. Dabei wird sein Schicksal mit den anderen acht Figuren seines Oktavos verknüpft, von denen jede nicht nur eine bestimmte Rolle, z.B. Kurier, Gefangener, etc. einnimmt, sondern diese auch erfüllt und wie im Falle von Johanna überwindet. Alle acht Figuren sind dabei eng mit dem Attentat auf König Gustav verknüpft. Da ist die Baronesse Uzanne, die im Laufe der Handlung immer böser und fanatischer wird und am Ende einen hohen Preis dafür bezahlt, ihre skrupellose Komplizin Anna Maria, die ebenso wenig wie die Uzanne vor Mord zurückschreckt und Johanna, die erst in ihrem Elternhaus, später bei der Uzanne von ihren Lebensumständen gefangen ist, sich am Ende aber befreien kann. Madame Sparv, die Gegenspielerin der Uzanne, bekämpft diese mit ihren Spielkarten, während die Uzanne ihren Fächer Kassiopeia als Waffe einsetzt.
    Beim Lesen wurde uns ziemlich schnell klar, dass die Autorin Karen Engelmann mit Leib und Seele bei der Sache gewesen ist. Das Buch strotzt vor wunderschönen atmosphärischen Beschreibungen, vielen kleinen interessanten alltagshistorischen Details und ungewöhnlichen Blicken auf ihre Figuren. Dennoch dauerte es ziemlich lange, bis der Funke ganz und gar bei uns übersprang. Das lag einerseits daran, dass wir die Figuren, die die Rolle der "Guten" spielen lange nicht sympathisch fanden. Außerdem ist die Handlung am Anfang sehr verwirrend, verdichtet sich aber immer mehr bis hin zum spannenden Höhepunkt.
    In vielen Szenen fühlten wir uns an ein Theaterstück erinnert oder an den Film "Gefährliche Liebschaften". Die Idee Fächer und Spielkarten als sehr weibliche Waffen zu wählen, war toll und bot viele interessante Informationen. Die leichtlebige "Tanz auf dem Vulkan" Atmosphäre des Rokoko wurde ebenfalls sehr schön getroffen. Was dagegen noch ein bisschen klarer hätte werden dürfen, waren die politischen Verhältnisse in Schweden zu dieser Zeit und wie sie sich auf das Leben und Denken dort ausgewirkt haben. Und Romantikerinnen werden im Roman das Fehlen einer wirklichen Liebesgeschichte vermissen.

  • Meine Meinung
    Ich habe - mal wieder - dank des tollen Covers zu diesem Buch gegriffen, obwohl mich der Klappentext nicht wirklich angesprochen hat. Letztendlich habe ich es nicht bereut, obwohl man das Buch auch nicht unbedingt gelesen haben muss.


    Obwohl man ja weiß, wie die Geschichte enden wird (entweder dank guter Geschichtskenntnisse oder mit Hilfe der Zeitleiste im Buch), ist die Handlung recht spannend. Die verschiedensten Charaktere und deren Schicksale sind hier miteinander verknüpft und zunächst bleibt es ziemlich undurchsichtig, wer mit wem verbunden ist. Man weiß nur, dass sie alle auf eine Katastrophe zusteuern, die durch die Handlung einzelner beeinflusst werden kann. Ehrlich gesagt fand ich die Darstellungen zwischendurch ziemlich wirr und auch die Verknüpfungen nicht immer deutlich ersichtlich. Dadurch zog sich der Mittelteil in die Länge, eine klarere und strukturiertere Erzählweise hätte dem Ganzen gut getan.


    Verbunden sind die Charaktere durch das Oktavo, eine spezielle Kartenlegetechnik. An sich halte ich davon wenig, aber das Thema passt in die damalige Zeit. Die zeichnerische Darstellung der Karten fand ich sehr hilfreich und außerdem konnte man so genau mitverfolgen, auf welche Details zu achten war.
    Neben den Karten spielten auch Fächer eine große Rolle. Das war schon eher mein Thema, zumal ich die Beschreibungen meistens sehr gelungen fand. Der Fächerladen war mir äußerst sympathisch und auch die verschiedenen Darstellungen der Fächer waren toll. Auf die "geheime" Sprache der Fächer hatte ich mich schon gefreut, allerdings blieb hier die Erläuterung eher blass. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht so recht wusste, wie diese funktionieren sollte, also ging sie nicht näher darauf ein.


    Nun zu den Charakteren: Die Hauptperson ist Emil Larsson, ihm wird das Oktavo gelegt. Leider erfährt man eher wenig über ihn und das wenige machte ihn für mich nicht übermäßig sympathisch. Seiner Meinung nach geht es in dem Oktavo nur darum, die richtige Frau für ihn zu finden, die größeren Zusammenhänge will er - trotz aller Warnungen - gar nicht erkennen.
    Gut, dass es noch andere Personen gab. Über manche erfährt man sogar die komplette Vorgeschichte, was ich persönlich am interessantesten fand. So konnte man ihre Handlungen und Denkweisen nachvollziehen. Über so manche Person hätte ich gerne noch mehr erfahren, z.B. über die Fächerhersteller oder auch über Sofia Sparv, die Kartenlegerin.


    Insgesamt hat mich das Buch ganz gut unterhalten, aber ich hatte mir irgendwie etwas anderes erwartet. Mehr Atmosphäre und weniger wirre Beschreibungen wären von Vorteil gewesen. Wie gesagt, ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.
    3ratten


    P.S.: Hier hat noch jemand über das Buch berichtet, vielleicht mag das ja jemand zusammenkleben. :winken:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Mondy, deine Rezi hilft mir nicht gerade dabei, weiterzulesen :breitgrins: Das Buch sieht wirklich toll aus, aber es reizt mich überhaupt nicht zum Weiterlesen :redface:

    //Grösser ist doof//


  • Mondy, deine Rezi hilft mir nicht gerade dabei, weiterzulesen :breitgrins: Das Buch sieht wirklich toll aus, aber es reizt mich überhaupt nicht zum Weiterlesen :redface:


    Wie weit bist du denn? Ich würde dem Buch ca. 200 Seiten geben, wenn du dann immer noch kein Interesse hast, lass es bleiben ... es wird nicht besser. :zwinker:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Irgendwo zwischen Seite 50 und 100. Danke für deinen Ratschlag, ich werde ihn befolgen :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Wow, das Buch lag sehr lange angelesen bei mir herum :err: Im zweiten Anlauf habe ich es dann doch noch geschafft und bin nun fast durch :smile:

    //Grösser ist doof//

  • Inhalt:


    Stockholm im Jahre 1789: Revolution liegt in der Luft, in Frankreich brodelt es und die Welle schwappt langsam auch auf Schweden über. Aber nicht jeder ist damit einverstanden, dass das Volk immer mehr Rechte bekommt. Manch einer ist skeptisch und will die Macht des schwedischen Königshauses erhalten wissen.


    Mittendrin befindet sich Emil, der seine ganz eigenen Probleme hat. Sein Chef möchte, dass Emil endlich heiratet. Als der junge Mann von der geheimnisvollen Madame Sparv das Angebot erhält, sich das Oktavo legen zu lassen, ist er erst skeptisch, doch die Verheissung nach Liebe und Verbundenheit ist zu stark. Und so lässt er die Karten sprechen...


    Meine Meinung:


    Karen Engelmanns "Das Stockholm Oktavo" ist ein richtiger Hingucker - ein wunderschön gestaltetes Buch, mit vielen schönen Extras, die alle die Stimmung des Buches wiedergeben sollen. Nun fragt man sich dann ja gleich, ob das Äussere das Innere gut widespiegelt oder ob man sich mal wieder vom schönen Schein hat täuschen lassen.


    Die Autorin schafft es, in ihrem Werk sehr viel Stimmung aufzubauen. Man wird direkt in die unsichere Zeit am Ende des 18. Jahrhunderts geworfen. Der Leser findet sich wieder zwischen hohen Perücken, ausschweifenden Kleidern, dreckigen Strassen und parfümierten Räumen. Leider steht im Buch selber nichts dazu, wie Engelmann recherchiert hat, aber die gegebenen Informationen lassen sich prüfen und orientieren sich an den realen Ereignissen der damaligen Zeit.


    Somit haben wir auf der einen Seite einen historischen Roman, der sehr viele interessante Informationen bietet und dies auf eine unterhaltsame Art und Weise. Jedoch streut Engelmann noch eine Prise Magischen Realismus in ihre Geschichte, hier kommt das mächtige Oktavo ins Spiel.


    Man muss als Leser nicht an Tarotkarten und dergleichen glauben, um das Buch zu lesen. Man kann einfach Emil dabei folgen, wie er versucht, sein Oktavo zu vervollständigen und dabei immer tiefer in die Intrigen anderer verwickelt wird. Plötzlich steht er zwischen zwei starken Frauen, die jede ihr Ziel erreichen will. Ist Emil bloss ein Spielball? Kann er seinen König vor einer Tragödie beschützen? Wird er endlich Liebe und Verbundenheit finden, wie ihm versprochen wurde?


    Ich liebe Bücher, in denen Intrigen gesponnen werden und jeder noch ein Ass im Ärmel hat. Genauso geht es im "Stockholm Oktavo" zu und her. Hier wird Politik vom Feinsten gemacht und uns wird gezeigt, dass auch das angeblich schwache Geschlecht ziemlich deftig mitmischt.


    Dies vor allem in Form von Fächern, die zur damaligen Zeit dazugehören. Über die Sprache der Fächer hätte ich gerne mehr erfahren, ebenso über "Kassiopeia", ein mächtiger Fächer, der angeblich verhext ist. Leider wird darauf etwas weniger eingegangen als auf die Karten und das Oktovo.


    Karen Engelmann lässt in ihrem Buch eine Vielzahl von Figuren einen Reigen tanzen, manchmal verlor ich ein klein wenig den Überblick. Zum Glück aber nur für kurze Zeit, denn alle Charaktere sind sehr stark gezeichnet und haben alle ihre guten und schlechten Seiten und ihre charakterlichen Merkmale. Nur Emil, obwohl die eigentliche Hauptperson, bleibt im Vergleich mit den anderen schwach. Auch seine ständige Verknalltheit in ein anderes Mädchen ging mir mit der Zeit etwas auf die Nerven. Er verhält sich teilweise ziemlich kindisch und begreift anfangs gar nicht, in welchem Spinnennetz er gefangen ist.


    Sprachlich sticht Engelmann nicht heraus, aber man kann ihren Stil als beschwigt beschreiben. Sie passt sich der Zielgruppe an, überfordert und unterfordert nicht. Ihre Geschichte baut sie Stück für Stück auf, folgt dem roten Faden, springt aber immer wieder von Figur zu Figur. Somit baut sie ein buntes Kaleidoskop, das uns fasziniert, aber dazwischen müssen sich die einzelnen Steinchen immer wieder neu zusammensetzen. Diese Zwischenzeiten ziehen sich ein wenig und lassen das "Stockholm Oktavo" knapp an einer 5-Stern-Bewertung vorbeischreddern.


    Fazit:


    Ein wundervolles Buch, angesiedelt zwischen historischem Roman und magischem Realismus. Leider mit ein, zwei Längen zu viel, aber von denen sollte man sich nicht abschrecken lassen.


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    4ratten

    //Grösser ist doof//