Don Winslow - Tage der Toten

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    Originaltitel: The Power of the Dog


    Mein Freund hat das Buch geschenkt bekommen und war so begeistert, dass er es mir förmlich aufgezwungen hat.


    Mitte der 1970er Jahre, DEA-Agent Art Keller soll in Mexiko den Drogenhandel unterbinden, was sich als ziemlich schwierig entpuppt: gut dass er vor Ort Freunde findet, die ihn beim großen Coup unterstützen. Zu spät merkt er, dass die Aktion nur das Trittbrett für die nächste Generation Gangsterbosse war, die allerdings ziemlich sauer reagieren, als er nach dem einen großen Erfolg keine Ruhe gibt, sondern sich auch an ihre Fersen heftet und einen Privatkrieg beginnt, für den er fast jedes Opfer zu bringen bereit ist.


    „Tage der Toten“ beleuchtet den Drogenhandel zwischen den USA und Mexiko über einen Zeitraum von rund 20 Jahren und in dieser Zeit verliert ein jeder seine Illusionen, der Leser nicht ausgenommen. Dabei entsetzte mich nicht einmal die Tätigkeit der Drogenbosse, sondern die ihrer „Widersacher“. CIA und Co unterstützen stets den, der ihnen im Kampf gegen die gefährliche kommunistische Bedrohung am meisten nützt und übersehen dabei großzügig die Massen an Kokain, Heroin oder was auch immer, die inzwischen von diesen Menschen produziert und in die USA verschoben werden. Die Verstrickungen aller in irgendwelche schmutzige Geschäfte empfand ich als deprimierend, es scheint unmöglich zu sein, einen sauberen Kampf gegen Drogen zu führen. Dass dabei sowieso viel mehr Geld für den Kampf (Polizei, Gefängnisse) ausgegeben wird als für einfache Prävention ist umso trauriger und Winslow macht auch deutlich, dass die Drogenbarone dabei die eigentlichen Nutznießer sind. Aus einem einfachen Gangster-/Drogenkrimi erwächst so eine ernüchternde Darstellung US-amerikanischer (Außen-)Politik.


    Durch diese Botschaften schätze ich das Buch im Nachhinein mehr als ich es während meiner Lektüre getan habe. Es blieb mir ein wenig unklar, wer denn nun eigentlich die Hauptfigur sein soll, verschwand Keller doch zwischendurch praktisch völlig aus dem Fokus des Autors, während Junior-Bosse, Edelprostituierte oder ein irischer Killer seinen Platz in der ersten Reihe der Geschichte einnahmen. Winslow schafft es zwar all diese Figuren und Geschichten erfolgreich zusammenzuführen, mir persönlich fehlte aber ein wirklicher Sympathieträger in einer Hauptrolle.


    Durch die verschiedenen Erzählachsen, Personen und die diversen Szenenwechsel empfinde ich „Tage der Toten“ jedoch als hervorragend für eine Verfilmung geeignet, für mich ist es ein Geschichte, die vermutlich auf der Leinwand sogar besser funktioniert als zwischen zwei Buchdeckeln.


    4ratten

  • Ich stehe dem Buch sehr zwiespältig gegenüber. Der Plot ist gut, sehr ausdifferenziert und sehr wahrscheinlich sehr nah an der Realität. Was illy schreibt, kann ich so unterschreiben. In diesem Drogenkrieg hat wirklich jedeR Dreck am Stecken, die Mafia, alle Polizeibehörden, die Politik und viele weitere. Aber gerade das ergibt in diesem Buch eine so große geballte Form von Gewalt, es gibt keine Lichtblicke, alles geht am Ende irgendwie kaputt oder stirbt. Ich empfand das beim Lesen als sehr bedrückend und es hat mich teils sehr heruntergezogen, so dass es mir manchmal schwer fiel, zu dem Buch zu greifen. Wenn ich es dann mal in der Hand hatte, dann hatte es einen großen Lesesog. Also für mich ist die Thematik in dieser schonungslosen Ehrlichkeit einfach nichts.

    Also ich könnte fast sagen, das Buch ist zu gut für mich. Wie illy auch schrieb, fehlt es an einem Sympathieträger in einer Hauptrolle. Aber wie soll es den auch geben, wenn das Drogensystem jegliche Sympathie im Menschen zunichte macht?