Das Duell - FAZ gegen SZ

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 6.382 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Klassikfreund.


  • @klassikfreund
    Gerade von der SZ sollte man eigentlich erwarten das man sie leicht Beschaffen kann. Das überrascht mich sehr.


    Ts.. ich wohne hier im Dunstkreis der BILD. Im Radius von 15 km gibt es hier keine andere "Zeitung"

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ts.. ich wohne hier im Dunstkreis der BILD. Im Radius von 15 km gibt es hier keine andere "Zeitung"


    Ich hätte gedacht, dass ihr schon das "Odenwalder Kirchblatt" und ähnliche Postillen der Region zu kaufen bekommt.


    Gruß, Thomas


  • Ich hätte gedacht, dass ihr schon das "Odenwalder Kirchblatt" und ähnliche Postillen der Region zu kaufen bekommt.


    Nix. Es gibt den Schefflenzer Boten - der kommt aber nur einmal pro Woche, glaube ich (und wird von der Gemeinde verteilt. Den gibt es also nicht normal zu kaufen).

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Tag 7.


    1. Umfang


    Die FAZ hat heute 2 große Buchbesprechungen, dann noch einen Artikel und dann eine ganze Seite Vorabdruck eines am Montag erscheinenden Buches.
    Die SZ hat heute eine Seite Literatur (2 große Besprechungen, 1 kleine. Sowie Randnotizen)


    Der Punkt geht an die FAZ.


    2. Relevanz


    Die FAZ bespricht heute relativ spezielle Bücher. Einen zweibändigen Briefband der Schwiegermutter Thomas Manns, Hedwig Pringsheim, an ihre Tochter Katia. Sie zeigt sich als "grandiose Briefautorin". Den langen Artikel habe ich dennoch nicht gelesen.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Dann gibt es noch eine große, in 4 Spalten ausgeführte Besprechung über "Köln vor dem Krieg. Leben, Kultur, Stad 1880 - 1940."


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Schon überraschend, dass man 13 Amazon-Rezensionen dazu findet.


    Als Vorabdruck gibt es ein Kapitel aus dem Roman "Europe Central" von William T. Vollmann, welches im Original bereits vor acht Jahren erschien. Das Buch des Amerikaners machte Furore, weil es auf ganz neuartige Weise Fiktion mit akribisch recherchierten Faktenwissen über die totalitären Regime des "Dritten Reiches" und der Sowjetunion verband. Es ist ein Jahr vor dem ähnlich gearbeiteten Roman "Die Wohlgesinnten" von Jonathan Littell erschienen.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Mit 1028 Seiten ist das Werk ein Koloss und es wird sicher noch für die ein oder andere Großbesprechung im Feuilleton sorgen. Beworben wird es mit "ein Krieg und Frieden des 21. Jahrhunderts". Die abgedruckte Ausschnitt schreckt gleich im ersten Satz ab. "Schon damals war etwas an Elena Konstantiowskaja, das sie zum Objekt heftiger Begierde machte."


    Der einzige Bericht, der mich in der heutigen Ausgabe gereizt hat, ist der Hinweis auf eine Ausstellung in Marbach, die bis zum 7. Juli läuft. Man hat für 96.000 Euro einen vier Seiten langen Brief Kafkas erworben. Es handelt sich um den sogenannten "Mäuse-Brief", in dem Kafka seine nächtliche Angst vor Mäusen an Brod mitteilt. Diese vier Seiten sind nun im Original zu sehen, die FAZ hat ein schönes Foto im Artikel gleich beigefügt. Einen Katalog gibt es jedoch nicht.


    Die SZ berichtet über den Startschuss des Deutschen Buchpreises. 164 Romane wurden eingereicht, 66 davon werden erst im Herbst erscheinen, 80 sind im Frühjahr erschienen und 18 im vergangenen Herbst. Am 14. August wird die Longlist mit 20 Titeln bekannt gegeben.


    Als Buch gibt es eine Biografie über Bruce Springsteen.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Bemerkenswert hier die Info auf der Amazon-Seite, dass das gebundene Werk als Bundle zusammen mit dem e-book verkauft wird.


    Von Jochen Schmidt wird der Roman "Schneckenmühle. Langsame Runde." besprochen. Ein Roman über einen 14jährigen Jugendlichen in der Vorwendezeit.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ein komisch-trauriger Roman, der dem Rezensenten gut gefällt.


    Der Punkt geht heute an die FAZ, all die Bücher interessieren mich heute nicht.


    3. Verständlichkeit und 4. Inhaltliche Tiefe


    Auch die FAZ hat das Buch von Schmidt schon besprochen. Der Artikel ist wesentlich einfacher zu lesen, erzählt geradlinig den Inhalt ohne das Ende zu verraten, die SZ schreibt viel verwinkelter, erläutert aber mehr Hintergründe und geht auf die Qualität stärker ein. Ich würde den Verständlichkeitspunkt an die FAZ geben, die inhaltliche Tiefe geht aber an die SZ.


    Damit ergibt sich:


    Kategorie FAZ SZ
    Umfang

    7

    4

    Relevanz

    5

    4

    Verständlichkeit

    6

    4

    Informationsgehalt

    4

    4

    Gesamtpunkte

    22

    16

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Acht Punkte sind in den letzten zwei Tagen noch zu vergeben. Jeden Morgen freue ich mich darauf zu schauen, welche Artikel die Tageszeitungen bringen. Mich erschreckt, dass die anderen Teile der Zeitung fast ungelesen in den Papiermüll wandern. Vielleicht habe ich doch den falschen Beruf gewählt und hätte Perlentaucher-Redakteur anstreben sollen. Aber den gab es zu meiner Schulzeit natürlich noch gar nicht.


    1. Umfang


    Die SZ bringt ein Buch, ein Interview über die Berliner Klassik und eine Seite zu Hitlers "Mein Kampf".
    Die FAZ hat drei große Besprechungen auf einer Seite und berichtet dann noch über einen Brief und ein Gedicht von Gottfried Benn, welche jetzt versteigert werden.


    Punkt für beide.


    2. Relevanz


    Heute ist das ein wenig enttäuschend. Die FAZ reizt mich mit keinem Artikel, morgen folgt dann die Besprechung von "Europe Central" durch Andreas Platthaus. Die ZEIT hat dazu gestern gezeigt, wie man Relevanz erzeugt. Nicht mit dem Abdruck einer ganzen Zeitungsseite wie in der FAZ, sondern mit einem großen Interview zwischen dem Autor und Clemens J. Setz, der den Autor sehr bewundert. Und so erfährt man, dass beide Schriftsteller Waffen und Prostituierte lieben. Während es sich bei Setz nur im Kopf abspielt, war Vollmann bereits mehrfach in Kriegsgebieten als Beobachter unterwegs. Bewaffnet. Für uns Deutsche vermutlich schwer zu verstehen.


    Die SZ beleuchtet auf einer ganzen Seite, wie die Welt mit dem Werk "Mein Kampf" umgeht, was ab 2015 in Deutschland gemeinfrei wird. Aber schon jetzt bekommt man das Werk im Internet, der Autor setzt sich für eine historisch-kritische Ausgabe ein. In Italien bekommt man das Werk für 13,52 Euro, in Serbien für 12 Euro, in Rumänien und Bulgarien ist es verboten, in Schweden erschien die jüngste Ausgabe 2010, in der Türkei stand das Werk 2005 auf der Bestsellerliste, heute gibt es keine Ausgabe mehr, in Indien kann man es für 1 Euro kaufen, in Russland ist es seit drei Jahren verboten, in Südamerika findet man selten antiquarische Ausgaben und in den USA ist es seit 2009 wieder im Handel.


    Der Rest langweilt.


    Der Punkt geht an die SZ.


    Für die beiden anderen Kategorien vergebe ich heute keine Punkte.


    Damit ergibt sich


    Kategorie FAZ SZ
    Umfang

    8

    5

    Relevanz

    5

    5

    Verständlichkeit

    6

    4

    Informationsgehalt

    4

    4

    Gesamtpunkte

    23

    18


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Ich finde die Zeitungen liegen ziemlich dicht beinander, v.a. der für mich relevanteste Punkt "Relevanz" ist noch unentschieden. Beim Umfang ist die FAZ bisher ungeschlagen. Bei der Qualität (Punkte 3 und 4) liegt die FAZ nur knapp vorne, gefühlt sehe ich den Abstand zur SZ sogar größer.


    Wenn man aber bedenkt, dass die Relevanz-Punkte der SZ von der FAZ an Tagen außerhalb dieses Wettbewerbs gemacht worden wären, denn alle mich interessierenden Bücher der SZ werden auch in der FAZ besprochen, dann steht das Endergebnis vermutlich schon vor dem morgigen Finale fest: Die FAZ ist die beste deutsche Tageszeitung, wenn man sich für Literatur interessiert.


    Ich denke, das Bild ändert sich auch nicht, wenn man an anderen Genres stärker interessiert ist. Dazu sind die Besprechungen der FAZ zu vielfältig.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Das Finale.


    1. Umfang


    Die SZ bringt heute 3 Bücher auf einer Seite, zusätzlich dann noch als Aufmacher des Feuilletons eine weitere Seite zum Projekt Genesis des Fotokünstlers Sebastiao Salgado. Damit insgesamt fast 2 Seiten.
    Die FAZ bespricht 3 Bücher auf einer 1,3 Seiten, dann noch zwei Hörbucher. Dann wie jeden Samstag die Frankfurter Anthologie. Insgesamt 2,25 Seiten.


    Für jeden einen Punkt.


    2. Relevanz


    Die SZ langweilt mich im Literaturteil mit Taiye Selasi mit ihrem Debut "Diese Dinge geschehen nicht einfach so", mit Byung-Chui Han mit "Digitale Rationalität und des Ende des kommunikativen Handelns. Gedanken zur Krise der Demokratie". Der Roman von Hermann Lenz "Neue Zeit" zum 100. Geburtstag des Schriftstellers wird ziemlich verspätet besprochen. Der Geburtstag war bereits am 26. Februar 2013.


    Interessiert verfolge ich das Fotoprojekt von Sebastiao Salgado "Genesis", der acht Jahre die unversehrten Teile der Erde erkundete und seine sw-Fotografien in internationalen Ausstellungen präsentiert. Die großen amerikanischen Museen scheuen sich ihn auszustellen, weil in den Fotos eine Verklärung des Stammeslebens politische Empfindlichkeiten stört. Zwei beeindruckende Beispielfotos sind dem Artikel beigegeben, die zusammen mit dem motivierenden Text Lust auf die Ausstellung machen. Zu sehen derzeit in London, ab Mai in Toronto, Rom und Rio De Janeiro, ab September in Lausanne, Paris und Sao Paolo.


    Die hier auf Englisch abgebildete Ausgabe gibt es ab Ende April auch auf Deutsch, limitierte Ausgaben gibt es zudem für 2.500 und 7.500 Euro.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Die FAZ bespricht den Großroman "Europe Central" durch Andreas Platthaus in 5 Spalten. Als erste Tageszeitung. Die FAZ bespricht Bücher wirklich ausführlich, das gefällt gut. Interessant ist die Information, dass der Autor bisher unbekannte Briefe der Geliebten des Komponisten Dmitri Schostakowitsch aufgespürt und ersteigert hat und sie dann anschließend für 2846 Dollar übersetzen ließ. Die Liebesgeschichte der beiden bildet einen wichtigen Pflock im Werk. Das Buch bildet einen Zeitraum von 1906 bis 1975 ab und somit werden die Lebensdaten des Komponisten als Eckdaten verwendet. Platthaus ist vom Werk begeistert ohne in werbewirksame Klischees wie "Krieg und Frieden des 21. Jh." zu verfallen. Natürlich sticht solch ein Buch aus der Masse der Neuerscheinungen heraus, daher verwundert das Lob auch nicht. Ob da Buch jedoch noch in 10 Jahren wahrgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt. Ich bin gespannt, ob und welche kritischen Töne man über das Werk in anderen Besprechungen hören wird. Im Internet gibt es mehrere Leseproben.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    In einer Spalte wird das nur 60 Seiten dünne Büchlein von Jonathon Littell "In Stücken" besprochen. Der Verlag begrenzt die Stückzahl auf 1000 Stück. Dem Rezensenten gefallen die feinen Beobachtungen ausgesprochen gut.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Auf der Hörbuch-Seite wird eines der vorgestellten Bücher von Ulrich Noethen gelesen. Das ist natürlich schon aufgrund des Vorlesers interesant. Es geht um den Architekturwettbewerb für den Ground Zero. In diesem anonymen Wettbewerb gewinnt ein Amerikaner und als dessen Identität gelüftet wird, stellt sich heraus, dass es ein Muslim ist. Das Buch handelt dann in Gesprächen die Diskussionen darüber ab. Das Buch ist jedoch fiktiv, auch wenn es dem Rezensenten insgesamt trotz einiger Durchhänger gut gefallen hat.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

     

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Aufgrund der FAZ werde ich noch zum Freund von Lyrik. Diese Woche das großartige Gedicht "Umzug" von Elisabeth Borchers, welches man auf den Seiten der FAZ samt Interpretation finden kann. Ich verlinke nicht dorthin, um keine Urheberrechtsverletzungen zu riskieren. Google kann jeder von Euch bedienen.


    Ich verlinke hier auf einen ihrer Gedichtbände, ob das abgedruckte Gedicht dort enthalten ist, weiß ich nicht.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Die FAZ gewinnt das Relevanz Duell, auch wenn die SZ ebenfalls einen sehr schönen Artikel hatte.


    3. Verständlichkeit


    Punkt an beide.


    4. Tiefe und Breite


    Punkt an die FAZ mit ihren überzeugenden Besprechungen.


    Damit ergibt sich:


    Kategorie FAZ SZ
    Umfang

    9

    6

    Relevanz

    6

    5

    Verständlichkeit

    7

    5

    Informationsgehalt

    5

    4

    Gesamtpunkte

    26

    20


    Der Sieger ist somit die FAZ.


    Das ganze war ein Spiel, jeder kann sich nun aufgrund der Detailhinweise sein eigenes Bild von diesen großen Tageszeitungen machen. Im Unterschied zu den Provinzblättern werden hier jeden Tag relevante Bücher in großem Maße besprochen. Die ZEIT sieht dagegen ebenfalls blass aus, da sie nur einmal wöchentlich erscheint. Große monatliche Literaturmagazine gibt es nicht mehr.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Ein Nachtrag: Ich probiere nun das e-paper der FAZ mal einige Tage aus. Ich finde, es hat viel Charme, da man alle Ausgaben speichern kann, Rezensionen herauskopieren und sich zu einem kleinen Büchlein zusammenstellen kann. Im Forum werde ich aber kaum in gleicher Weise weitermachen können. Ich bin verunsichert, wie viel "Zitat" erlaubt ist und wie viel nicht.


    Wenn da jemand zur Aufklärung beitragen könnte, wäre ich dankbar.


    Außerdem möge sich nimue äußern, wo sie die Grenze sieht. Irgendwo steht hier von ihr geschrieben, dass man nicht einmal auf die FAZ verlinken soll. Gilt das noch?


    Gruß, Thomas