Guten Morgen!
Dank Ingroscha () habe ich den wunderbaren Comic-Autor und -Zeichner LEO entdeckt. Und weil der erste Zyklus - die erste Staffel, wenn man so will - der "Welten von Aldebaran" so toll war, hab ich gleich die zweite Staffel gekauft. Da es sich um eine fortlaufende Geschichte handelt, könnten hier Spoiler für Aldebaran vorkommen.
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Inhalt:
Die Parabolantennen der Mantrisse auf Aldebaran senden Signale an einen anderen Planeten: Betelgeuze, eine neue Welt, die es zu entdecken gibt, für die dort gestrandeten Kolonisten und eine aus der Gruppe, die mit der Mantrisse in Verbindung steht.
Alle fünf Bände in einem, mit allen Covern, vielen Skizzen, Entwürfen, Vorstellung der Fauna, einer Sternenkarte, einer Erklärung des Zentrifugal-Impulsators, einem Vorwort und einer exklusiven Kurzgeschichte.
Meine Meinung:
In den fünf Betelgeuze-Bänden ist zuerst vieles anders als in der Vorgänger-Geschichte. Am auffälligsten ist, dass wir nicht mehr linear einem Charakter folgen, sondern zwischen verschiedenen Perspektiven hin- und herspringen. Der Planet Betelgeuze begrüßt die Leser sogleich mit neuen Charakteren und jeder Menge verrückt aussender Kreaturen - am spannendsten die Iums (dieses Panda-artige Wesen auf dem Cover), eine hochintelligente Spezies, die durch ihre Existenz die Kolonisten in zwei Gruppen geteilt hat. Eine, die denkt, die Iums sind so intelligent wie Menschen und der Planet dürfte daher nicht kolonisiert werden, und eine Gruppe, die der Meinung ist, es seien lediglich kluge Tiere, ohne Kunst, ohne Werkzeuge.
Bald schon finden wir heraus, dass von dem Kolonisationsschiff "Tsiolkowksy" auf der Erde und Aldebaran nie wieder etwas gehört wurde und niemand anderes als unsere Kim wird auf eine Mission geschickt um zu erkunden, was mit dem Raumschiff - und seiner Crew - passiert ist. Auf Betelgeuze hat sie nicht nur mit Flora und Fauna zu kämpfen, sondern vor allem auch mit der Politik der kleinen Ansiedlung. Zudem hat sie eine Vermutung, dass die Mantrisse auf Aldebaran nicht die einzige ihrer Art ist...
Ganz so begeistert wie die Vorgänger-Reihe hat mich Betelgeuse nicht. Ich habe wieder auf französisch gelesen, die Übersetzung kann also nicht schuld sein. Was mich am meisten gestört hat war, dass jeder - und ich meine jeder - Mann, der mit Kim in Kontakt kommt, sich früher oder später in sie verliebt. Ich hatte zuerst vermutet, dass das mit den Ereignissen aus Aldebaran zusammenhängt (mehr verrate ich nicht, wer's gelesen hat, weiß ja was ich meine) aber wenn das so ist, wird es in diesm 5-Teiler zumindest nicht bestätigt. Kim ist also das Lustobjekt eines jeden Mannes, was aber schlimmer ist, war die Art, in der ihr diese "Liebe" gestanden wird. So plumpe Liebeserklärungen habe ich noch nie gelesen. Männer bewundern sie wegen ihres Körpers, sagen ihr, dass sie sofort mit ihr schlafen möchten und dass sie unglaublich attraktiv ist - aber ohne jede Leidenschaft, ohne jedes Gefühl. Und vor allem, ohne dass diese Liebe für mich nachvollziehbar ist. Ich hoffe ja noch auf eine Erklärung im nächsten Zyklus.
Auch was Charaktere allgemein betrifft, gab es einige Faux-Pas. Mai-Lin, eine zuerst extrem wichtige Bewohnerin von Betelgeuse, der einzige Mensch, der mit den Iums kommunizieren kann und sogar auf ihrem Rücken reiten darf, wird - als sie eine zentralere Rolle einnimmt - zu einem dümmlichen Teenager herabgestuft. Sie redet nur über ihren Busen und ärgert sich, dass er kleiner ist als der von Kim. Eine Erwähnung davon hielt ich ja noch für glaubhaft - ich weiß, wie man als Teenager-Mädchen alles unter die Lupe nimmt und sich mit schöneren Frauen vergleicht. Aber für eine 18-Jährige hätte sie irgendwann doch erkennen müssen, dass es auf diesem wilden Planeten wichtigeres gibt als die BH-Größe... wilde Raubtiere, ein Dorf, das praktisch in einer Diktatur lebt, wo jede Frau ein Kind pro Jahr bekommen muss (der Partner wird selbstverständlich nicht selbst gewählt), usw.
Die Zeichnungen sind weiterhin atemberaubend. Sicher wirken sie etwas altmodisch und Léo lässt es sich nicht nehmen, reichlich nackte Frauen zu zeigen - aber immer der Situation angemessen (beim Schwimmen z.B.). Was er ganz toll macht sind Bilder, die ganz klein die Charaktere zeigen, wie sie etwa durch die Wüste wandern oder in einem fliegenden Auto sitzen - und im Vordergrund sehen wir ganz zufällig die seltsamen Kreaturen, die auf Betelgeuse leben.
Die Handlung wird vor allem in den letzten Bänden etwas flach und lang ersehnte Erklärungen erfolgen in wenig spannenden Info-Dumps. Zwei Charaktere unterhalten sich, wir sehen ihre Gesichter und sonst nichts. Das bedeutet viel Lesen und wenig optischen Anreiz. In Angesicht der Geheimnisse, die gelüftet werden, war das für mich aber noch in Ordnung.
Insgesamt weit nicht so gut wie der Vorgänger und für meinen Geschmack gab es viel zu viel Seifenoper-Liebesgeplänkel ohne Substanz, aber dennoch hat mir die Lektüre Spaß gemacht und ich werde mir auch die nächsten vier Bände - Antares - kaufen.
Liebe Grüße,
Wendy